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0761 - Traum eines Cyborgs

Titel: 0761 - Traum eines Cyborgs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mit Sehnenbändern zusammengehalten wurden.
    Ein besonders großes Exemplar watete zurück ans Ufer, schüttelte sich wie ein nasses Tier und stieß dann, in die Richtung des Waldes, einen langgezogenen Schrei aus.
    Summend bewegten sich die Linsen. Die detaillierte Großaufnahme des Kopfes erschien auf dem Sucher.
    Auch der Kopf war schlangenähnlich und langgestreckt, der Unterkiefer wuchs aus einem kurzen Halsstück hervor.
    Auf dem Hinterkopf zeichnete sich, wie bei einer Kobra, ein kreisförmiges Ornament ab, das von einem senkrechten Strich in fast schneeweißer Farbe durchschnitten wurde.
    Der lippenlose Mund war schlangengleich, aber enthüllte während des Schreiens ein kräftiges Raubtiergebiß. Die Nasenöffnungen waren verschließbar.
    Es schien, als würde der Tergo plötzlich genau in die Linsen blicken. Herthor, der durch den Sucher wie durch ein Zielfernrohr starrte, fühlte den durchdringenden Blick der Kreatur auf sich ruhen.
    Große, runde Augen mit Querschlitzen. Die Augen schienen größer und größer zu werden, es waren schöne, eindringliche, fast menschliche Augen. Ihr Blick drückte aus, daß diese Wesen den Status des Tieres oder der Vorintelligenz bereits abgestreift und sich auf eine höhere Ebene geschwungen hatten.
    Sie waren die kommenden Beherrscher dieses Planeten. In einigen Jahrtausenden würden sie sich verändert haben und daran gehen, den Planeten in ihrem Sinne zu verändern.
    Noch befanden sie sich auf dem schmalen Grat der kreatürlichen Urtriebe. Sie gehorchten mehr dem Instinkt als dem Verstand.
    Aber sie stellten Werkzeuge und Waffen her und benutzten sie.
    Sie waren, auf Upith bezogen, viel menschlicher als die Multi-Cyborgs, auf die Erde, Gäa oder die Menschheit bezogen.
    Schon diese Augen drückten aus, daß sie den gezüchteten Mucys überlegen waren. Die Augen bohrten sich scheinbar durch das summende und tickende Gerät direkt in den Verstand Herthor Smolks und riefen den zweiten starken Anfall des ..Menschseins-Symptoms" hervor.
    Wieder kam diese Flut fremder, seltsamer, jedoch warmer und emotionsstarker Gedanken und Empfindungen wie eine gewaltige Wolke auf Smok zu.
    Er konnte sich nicht dagegen wehren. Er fühlte sich plötzlich auf eine niemals gekannte Weise mit den Ter-gos verbunden.
    Er badete mit ihnen, er fühlte Schmerzen und Verwunderung, er wußte, daß sie alle eine einzige Rasse darstellten, daß sie alle Teile einer einzigen Schöpfung waren.
    Selbst diese primitiven Wesen, die jetzt in Scharen das Wasser verließen und sich von der Sonne trocknen ließen, besaßen Seelen.
    So wie er. Sie hatten ihre Seele schon immer - er hingegen mußte sie, um sie vollkommen besitzen zu können, erst entschlüsseln.
    Aber die Wärme der Erkenntnis, die sich wie ein Medikament in seinem Körper ausbreitete, ließ ihn fühlen, daß er sich auf dem richtigen Weg befand.
    Die Seele erfüllte ihn, füllte ihn aus, drängte sein Denken und seine Empfindungen in den Bereich des Menschseins - hinausgedrückt wurde die Empfindung, eine Züchtung zu sein, ein Roboter aus Fleisch und Blut und einer Reihe von Werkstoffen, die den Mechanismus des Körpers für diese Welt fast unschlagbar gemacht hatten.
    Ich werde ein Mensch! dachte er in fast unirdischer Heiterkeit.
    Und ich werde zu ihnen gehören, zu den Menschen.
    Und ein wenig auch zu den Tergos dort!
    Fast vierzig Grad Celsius im Schatten trockneten die schuppige Haut der Tergos binnen kurzer Zeit aus. Der Zvklus war begonnen worden, weniger als zehn Prozent des langen Upith-Jahres gehörten jetzt den Tergos.
    Sie würden ihr aggressives, schnelles Leben führen. Jagen, fressen, sich paaren, über alles herfallen, sie würden versuchen, alles das nachzuholen, was sie während des langen Erstarrungsschlafes versäumt hatten. Noch während der ersten Filmaufnahmen war den Multi-Cyborgs klar, daß die Eingeborenen der biologischen Notwendigkeit unterworfen waren, das alles in dieser kurzen Zeit unterzubringen, was andere Lebewesen in einem weitaus längeren Leben tun und probieren konnten.
    Dies alles hatte bisher niemand auch nur einigermaßen richtig ahnen können.
    Als Herthor sah, wie jenes massig gebaute Männchen mit schnellen, sicheren Bewegungen auf ein Weibchen zurannte, begann er die anderen Stationen zu begreifen. Er setzte die Kamera ab und schob eine neue Kassette ein.
    Tänze, Jagden, Paarung und Eiablage, Waffenherstellung, Orgien des wilden Lebens ... mit Betroffenheit erkannte er, daß ihn als Multi-Cyborg

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