0765 - Die Dämonen-Falle
Verwirrspiel gibt mir auch zu denken. Es könnte aber auch sein, dass das eine gar nichts mit dem anderen zu tun hat. Vielleicht fiel Zarkahrs Angriff auf dich rein zufällig mit Marchosias Plänen zusammen.«
»Das würde bedeuten, dass Marchosias als Nächster auf der Matte steht und seine Ansprüche anmeldet«, lachte Zamorra. »Dann geht die Geschichte ja spannend weiter.«
»Solltest du mal einen Biografen finden, wie ihn Sherlock Holmes in Doktor Watson hatte, ist der bestimmt begeistert über so viel Spannung.«
»Sag es ruhig, wenn du einen neuen Job suchst.«
»Hoffentlich vergehen euch eure Scherze nicht«, warf Nicole ein. »Auch im Nachhinein gefällt mir diese Sache nicht.«
»Wir haben es überstanden, Cherie«, wiegelte Zamorra ab.
»Für diesmal, aber das nächste Mal kommt bestimmt.«
»Nun mal doch nicht gleich wieder den Teufel an die Wand.«
»Den kennen wir doch zur Genüge.« Jetzt war es Nicole, die ein Lachen nicht unterdrücken konnte. »Aber mal im Ernst. Was ist, wenn sich Zarkahr und Marchosias verschworen haben? Wäre doch möglich, dass sie gemeinsam einen Plan gegen dich ausgeheckt haben. Deine Entführung war vielleicht nur der erste Akt.«
Stöhnend schlug Zamorra die Hände überm Kopf zusammen. Dann winkte er lächelnd ab.
»Bitte keine Verschwörungstheorien. Sonst muss Aurelian… Verzeihung… ich meine Dr. Watson doch noch zu seinem Notizpapier greifen.«
»Oder ich mache dir eine Direktverbindung zu Scully und Mulder.«
»Nicole, bitte!«
»Schon gut.« Zamorras Gefährtin winkte theatralisch ab. »Dann eben zu ilen Einsamen Schützen.«
Das einsetzende Gelächter löste die letzten Reste von Anspannung endgültig.
***
Am nächsten Tag verabschiedete sich Pater Aurelian von seinen Freunden.
Die beiden Männer umarmten sich herzlich, und Nicole drückte dem Pater rechts und links einen dicken Kuss auf die Wange.
»So etwas bekommt man im Vatikan nicht«, kommentierte Aurelian vergnügt. »Jedenfalls nicht von einer Frau, und von einer so hübschen noch dazu.«
Zamorra betrachtete seinen alten Studienfreund eindringlich und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
»Diesmal verschwindest du nicht auf Nimmerwiedersehen. Und du lässt auch keine Jahre verstreichen, bis du uns das nächste Mal besuchst«, beschwor er den Pater.
»Ganz bestimmt nicht. Ich werde mich bald mal wieder sehen lassen.«
»Das werte ich als Versprechen.«
Aurelian nickte.
Und er freute sich bereits auf seinen nächsten Besuch auf Château Montagne.
***
Epilog
Zarkahr machte sich nichts vor. Er hatte versagt.
Brennende Wut erfüllte die ringsum herrschende Düsternis und machte sich in grollenden Lauten Luft, die keines Menschen Ohr erreichten. Der Plan war wohl überlegt gewesen und dennoch gescheitert.
Einmal mehr war der verhasste Zamorra dem Tod entgangen.
DER CORR wand sich in seiner Niederlage. Mit jedem verstreichenden Augenblick wuchs der verzehrende Zorn in ihm.
Heftig schlug der uralte Erzdämon mit seinen Flügeln, und seine Hörner zitterten vor Verlangen, sich in menschliches Fleisch zu bohren. So gewaltig seine Macht auch war, gelang es ihm doch nicht, seinem größten Feind den entscheidenden Stoß zu versetzen.
Dabei hatte Zarkahr alles so geschickt eingefädelt, um den Verdacht seiner Attacke gegen Zamorra auf Marchosias zu lenken. Er wusste vom gemeinsamen Kampf der beiden mit den Dämonen Stygia, Aim und Calderone gegen den MÄCHTIGEN, der sich als Astardis ausgegeben und auf dem Höllenthron breit gemacht hatte.
Deshalb hatte Zarkahr Varkaal, einen von Marchosias zahlreichen Hilfsdämonen, entführt und ihn zu dem Kampf mit Pater Aurelian gezwungen. Er hatte ihm die Worte in den Mund gelegt, die der sterbende Varkaal als Falschinformationen preisgeben sollte.
Bis dahin hatte der Plan funktioniert, denn Aurelian hatte nichts Eiligeres zu tun gehabt, als Zamorra zu informieren.
Dass die Gefahr aus einer ganz anderen Richtung kam, konnte Zamorra also nicht ahnen und war von Zarkahrs plötzlichem Auftauchen völlig überrumpelt worden. Trotzdem hatte Zamorra den Kampf gegen den Dämon überlebt. Anderenfalls hätte niemand erfahren, dass Zarkahr der Angreifer war und nicht Marchosias.
Trotzdem hatte Zamorra keine Ahnung von den wahren Zusammenhängen.
DER CORR schleuderte einen Hassimpuls in die Dunkelheit.
Diesmal war er unterlegen, doch beim nächsten Mal würde er alles besser machen.
Keinen Tag seines Lebens durfte sich Zamorra in Sicherheit
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