0765 - Die Dämonen-Falle
der etwa sechzigjährige Mann.
Zamorra starrte ihn fassungslos an, denn diese Überraschung war tatsächlich gelungen.
»Aurelian!«
Pater Aurelian lächelte ihn an und neigte leicht den Kopf. »Wir haben uns lange nicht gesehen, alter Freund.«
»Viel zu lange schon. Wenn du dich nicht gelegentlich telefonisch gemeldet hättest, hätte ich das Schlimmste angenommen.«
»Unkraut vergeht nicht. Ich hatte viel um die Ohren in den letzten Jahren, sonst wäre ich längst schon mal persönlich aufgetaucht. Man bekommt kaum mit, wie schnell die Zeit vergeht.«
»Wie Recht du hast. Manche Wochen vergehen wie im Flug.«
Der Pater deutete ein knappes Nicken an. »Nur an manchen Leuten geht die Zeit scheinbar spurlos vorbei. Wie ich sehe, hast du dich immer noch kein bisschen verändert.«
Zamorra überging die Anspielung. »Komm mit«, bat er. »Wir sind draußen im Park. Nicole feiert Geburtstag und sucht ihre Geschenke.« Er fasste seinen Besucher am Arm und zog ihn mit sich.
Während die beiden Männer nebeneinander zurückgingen, betrachtete Zamorra seinen ehemaligen Studienkollegen. Der asketisch wirkende Mann mit dem jetzt schlohweißen, aber immer noch dichten Haar trug lockere Freizeitkleidung. Schon früher hatte er das häufiger getan, als wie andere Geistliche zumeist die Kutte zu tragen.
Sie waren im gleichen Alter, allerdings sah man dem Pater seine annähernd sechzig Lebensjahre an. Schließlich hatte er nie vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken und war somit wie jeder andere Sterbliche ganz normal gealtert. Er war hager geworden, und seine Bewegungen wirkten langsamer als früher. Trotzdem vermittelte er den Eindruck hervorragender Fitness. Vermutlich konnte er es auch körperlich immer noch mit wesentlich Jüngeren aufnehmen.
Eine Zeit lang hatte Aurelian die vatikanische Geheimbibliothek gehütet. Sie umfasste zahlreiche magische Schriften aus zweitausend Jahren, von deren Existenz normale Menschen keine Ahnung hatten. Zeitweise hatten die beiden Männer Seite an Seite gegen Dämonen gekämpft, aber das war viele Jahre her.
Denn irgendwann hatte sich Aurelian entschlossen, seinem Stern zu folgen. Bis heute hatte Zamorra nur eine vage Vorstellung von der Bedeutung dieser Worte.
Jedenfalls hatten er und Aurelian sich seit damals nicht mehr gesehen.
Dass Aurelian jetzt hier auftauchte, war wirklich eine wunderbare Überraschung.
»Was hast du all die Jahre getrieben?«, fragte der Dämonenjäger. »Wo bist du gewesen? Gehörst du immer noch zu den Vätern der Reinen Gewalt?«
Aurelian zauberte ein schwermütiges Lächeln in sein Gesicht. »Was immer ich tat, ich habe unseren Kampf stets fortgeführt. Du kannst mir glauben, dass ich ebenfalls eine Menge Fragen habe, alter Freund. Aber darüber können wir später reden. Zunächst einmal solltest du mich dieser entzückenden jungen Frau vorstellen.«
»Alter Schwerenöter, sag nur nicht, dass du dich nicht mehr an Nicole erinnerst.«
»Wie hätte ich sie vergessen können.« Aurelian schüttelte verständnislos den Kopf. »Aber ich muss feststellen, dass die Jahre auch an ihr spurlos vorübergegangen sind.«
Zamorra nickte widerwillig. »Wie du bereits gesagt hast, wir reden später darüber. Jedenfalls wird Nicole froh sein, dass du hier bist. Ich schätze, du bist eine willkommene Ablenkung.«
Denn seine Gefährtin war noch immer erfolglos mit ihrer Suche beschäftigt.
***
»Unsterblichkeit.«
Aurelian zog das Wort in die Länge. Ergriffenheit schwang darin mit. Immer wieder blickte er zwischen seinen Gastgebern hin und her. Natürlich musste er einen Verdacht gehegt haben, denn kein Mensch blieb unter normalen Umständen äußerlich unverändert. Doch diese Erklärung war einfach zu fantastisch.
»Wir sind nur relativ unsterblich«, erklärte Zamorra. »Gegen Gewalteinwirkung sind wir nicht gefeit, können also bei einem Unfall oder durch das Wirken unserer Feinde durchaus sterben.«
»Du bist sicher, dass ich nicht von diesem Wasser trinken kann?«
»Ich bedaure das, aber die Gründe sind so, wie ich sie dir beschrieben habe. Man muss ein Auserwählter sein, und man muss zur richtigen Zeit zur Quelle geführt werden. Wenn ein Auserwählter vorher stirbt oder erst nach dem Zeitpunkt geboren wird, kommt er nicht in die Auswahl. Den nächsten Unsterblichen wird es frühestens im nächsten Jahrhundert geben, schätze ich. Hinzu kommt, dass es immer nur einen geben darf. Er muss die Konkurrenten töten.«
»Wenn es so ist, möchte
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