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0767 - Das Grauen von Milford Sound

0767 - Das Grauen von Milford Sound

Titel: 0767 - Das Grauen von Milford Sound Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dario Vandis
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erreichte, blieb sie abrupt stehen.
    »Was ist?«, fragte Karin.
    Cora japste nach Luft. »Das müssen Sie sich ansehen!«
    Karin und Robert schlossen auf -und blieben ebenfalls wie angewurzelt stehen. Der Pfad mündete zwanzig Meter vor ihnen in ein Plateau, das an der Rückseite von der Steilwand begrenzt wurde. Das Gestein war mit Moos und Gräsern bewachsen, die mit einer dünnen Schicht von Schneeflocken bedeckt waren. Das Erstaunlichste aber waren nicht die Gräser, sondern die mannshohen Blumen, die vor der Felswand aufragten.
    Es waren über zwei Dutzend an der Zahl, mit kräftigen Stängeln und Kelchen, die selbst unter dem wolkenverhangenen Himmel in allen Regenbogenfarben schimmerten. Armdicke Wurzelstränge wanden sich über das Plateau, um am Rand zwischen Ritzen und Felsspalten zu verschwinden.
    »So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen!«, flüsterte Cora und trat auf die Blumen zu. Als sie eine von ihnen mit der Hand berührte, begann der Stängel sanft zu pendeln.
    »Da ist doch etwas faul.« Robert blickte sich suchend um. »Wo ist Nash?«
    Rechts ragte die Felswand empor, links fiel der Berg ebenso steil in die Bucht ab. Auf dem vielleicht einen Meter breiten Pfad gab es keinen Vorsprung, hinter dem sich der Fremdenführer hätte verstecken können.
    »Hier stinkt etwas gewaltig. Komm, Karin, wir verschwinden! - Besser, Sie begleiten uns, Cora!«
    Er warf einen Blick auf die Neuseeländerin, die immer noch bewegungslos vor den Blumen stand.
    Für einen winzigen Augenblick wirkte die Szene wie eingefroren.
    Dann erfolgte der Angriff.
    ***
    Zamorra hatte Fooly nicht mehr gesehen, seit dieser vom Frühstückstisch verschwunden war. Aber schließlich war er nicht Foolys Vormund, und so beschloss er, William die Suche nach dem Drachen zu überlassen.
    Ihn selbst interessierte vielmehr diese neue, ungewöhnliche Blumenkolonie. Mit dem Einsatzkoffer bewaffnet, machte er sich auf den Weg in den Châteaukeller. Es würde eine Zeitlang dauern, die Abschirmung um die Blumen herzustellen, aber dafür konnte man danach sicher sein, dass weder Unsichtbare noch Dämonen sie als Transportziel nutzen konnten.
    Außerdem wollte er zumindest eine Probe der Wurzeln mit ins Château nehmen, um sie dort zu untersuchen. Ihm schwante, dass sie hier auf ein neues Geheimnis gestoßen waren, das noch viel weitere Kreise ziehen würde, als sie sich jetzt vorstellen konnten.
    Nicole hatte sich angeboten, ihn zu begleiten, aber er hatte abgelehnt. Bei der Errichtung des Schutzschirms benötigte er ihre Hilfe nicht. Das war Routinearbeit, auch wenn die Ausführung große Konzentration und Genauigkeit erforderte.
    Als er den Kellerraum mit der altbekannten Blumenkolonie betrat, konnte er sich eines unangenehmen Gefühls nicht erwehren. Was, wenn auch diese Blumen plötzlich zu wuchern beginnen würden? Oder schlimmer noch, eines Tages überhaupt nicht mehr funktionierten?
    Obgleich er sich längst an die Vorzüge der Regenbogenblumen gewöhnt hatte, war ihre Funktionsweise ihm vollständig unbekannt. Er wusste nicht einmal, ob der Transport nicht vielleicht ein unverantwortliches Risiko bedeutete. Erst kürzlich war er zusammen mit Robert Tendyke, Asmodis und Nicole bei einer Reise über die Blumen in einer gänzlich unbekannten, feindlichen Welt gelandet. [1] Dort hatte es ganze Felder von Regenbogenblumen gegeben, die von den Bewohnern dieser Welt regelmäßig abgeerntet und als Nahrungsgrundlage verwendet worden waren. Nur mit viel Glück und Geschick hatten die vier am Ende den Weg zurück auf die Erde gefunden.
    Er schüttelte den Gedanken an das unheimliche Abenteuer ab und konzentrierte sich auf die aktuelle Aufgabe. Den Koffer fest in der Hand, stellte er sich die neu entdeckte Blumenkolonie auf dem stürmischen Hochplateau vor. Die Wurzeln, die schneebedeckten Gräser… er hatte alles genau vor Augen.
    Aber etwas stimmte nicht. Die Blumen setzten seine Gedanken nicht um.
    Der Transport kam nicht zustande.
    Zamorra verzog das Gesicht. Solche Überraschungen mochte er gar nicht. Es gab augenscheinlich keinen Grund, weshalb die Blumen, anders als noch vor wenigen Stunden, jetzt plötzlich ihren Dienst verweigerten.
    Brachte er nicht die nötige Konzentration auf?
    Er versuchte es noch einmal. Und noch einmal. Aber nichts geschah.
    Mürrisch verließ Zamorra den Kellerraum - ohne einen Blick in die Ecke neben der Tür zu werfen, in der ein winziges Wurzelstück lag, aus dem soeben eine regenbogenfarbene Blume zu

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