0767 - Das Grauen von Milford Sound
passieren.
»Wir werden nicht durch den Zoo gehen«, erklärte Nash. »Der Track zweigt vor dem Eingang in nördlicher Richtung ab. Folgen Sie mir einfach.«
»Aber es ist doch schon fast dunkel.«
»Wir werden nicht lange brauchen.«
Robert wollte ihm von der Kassiererin erzählen, die behauptet hatte, dass ein solcher Track zum Mount Pembroke überhaupt nicht existierte, aber zu seiner eigenen Überraschung blieb er stumm. Ein Blick auf Karin sagte ihm, dass auch sie nicht widersprechen würde.
Die schwarzhaarige Frau reichte ihnen die Hand. »Ich bin Cora Heath. Wie schön, dass Sie sich auch zu der Tour entschlossen haben. Kommen Sie aus Neuseeland?«
»Nein, wir sind Deutsche«, erwiderte Karin.
»Ich komme von der Nordinsel, aus Auckland. Dort ist es ein bisschen belebter als hier, aber man muss ja auch mal ausspannen.«
Robert und Karin nickten mechanisch.
Nash führte sie über einen Trampelpfad hinter das Zoogebäude bis zu einer Abzweigung. Robert erblickte ein verwittertes Schild, auf dem Mount Pembroke Track, 50 hrs geschrieben stand.
Fünfzig Stunden, dachte Robert beklommen. Das war doch verrückt! Aber wieder sagte er nichts.
Sie folgten dem Track eine halbe Stunde, bis sie den Zoo und die Bucht unter sich aus den Augen verloren hatten. Der Weg führte steil bergan, und Robert spürte die Schweißperlen, die ihm über den Rücken rannen. Nash schwatzte irgendetwas von den wunderschönen Landschaften, die man im Soundland auf der Westseite Neuseelands zu sehen bekäme. Robert hatte Mühe, ihn zu verstehen, und irgendwann versuchte er es auch nicht mehr. Karin schien sich blendend zu unterhalten.
»Wie weit ist es denn noch bis zum Gipfel?«, fragte Cora Heath, die Robert schwer atmend folgte.
Nash wandte sich um und grinste. »Noch zwanzig Minuten, dann haben wir es geschafft .«
Robert atmete auf. Also hatte er sich geirrt. Wahrscheinlich hatte 50 min auf dem Schild gestanden, nicht 50 hrs. Ein komisches Gefühl aber blieb. Eigentlich war er sich sicher gewesen, richtig gelesen zu haben.
»Ganz schön beschwerlich, der Weg, finden Sie nicht?«, flüsterte Cora so leise, dass nur Robert es hören konnte.
Er nickte. Diese Cora schien eine ganz nette Person zu sein. Allerdings ließ ihnen der anstrengende Marsch nicht viel Luft für ein Schwätzchen.
Nach einiger Zeit blieb Cora stehen. Ihre Wangen glühten, der Atem kondensierte vor ihrem Mund. »Ich kann nicht mehr. Lassen sie uns eine Pause einlegen!«
»Wir sind gleich da«, sagte Nash. »Wir müssen nur noch um die nächste Ecke.« Er deutete auf einen Felsvorsprung.
Robert blickte an der Steilwand empor, die sich immer noch rechts von ihnen auftürmte. »Aber wir sind doch noch lange nicht am Gipfel.«
»Der Gipfel selbst ist unzugänglich. Hinter der nächsten Ecke kommt ein Plateau, da ist der Track zu Ende.«
»Aber Sie haben doch gesagt…« Robert stockte. Hatte Nash nicht vom Gipfel gesprochen? Er wusste es nicht mehr.
Hinter ihm hatte sich Cora Heath auf einen Felsvorsprung gesetzt. »Ich gehe keinen Schritt mehr, bevor ich nicht fünf Minuten verschnauft habe!«
Robert und Karin blickten Nash hilflos an.
Der hob die Schultern. »Wie Sie wollen. Warten Sie einfach kurz hier, ich schaue mich schon mal am Ende des Tracks um.«
Robert fragte sich, was dort zu sehen sein sollte. Schließlich gab es außer ihnen hier draußen vermutlich keine Menschenseele. Aber er war zu erschöpft, um den Gedanken weiter zu verfolgen, und ließ sich neben Cora nieder.
»Möchten Sie einen Schluck Wasser?«
Sie nickte dankbar. »Dieser Kerl ist mir unheimlich. Es war leichtsinnig von mir, einfach mitzugehen. Ich bin froh, dass Sie beide dabei sind.«
»Jetzt ist es ja nicht mehr weit«, sagte Karin.
»Haben Sie gesehen, wie er uns angeschaut hat? Immer wenn er sich unbeobachtet fühlte, hat er uns gemustert und dabei hämisch gegrinst.«
Karin lächelte unsicher. »Das haben Sie sich bestimmt nur eingebildet.«
»Nein, ich weiß, was ich sage. Der Kerl führt etwas im Schilde.«
»Das ist die Höhenluft. Es mangelt an Sauerstoff, und dadurch entstehen Halluzinationen.«
Robert fand, dass Karin etwas schroff auftrat. War sie etwa eifersüchtig auf Cora, bloß weil er sich kurz mit ihr unterhalten hatte?
»Wäre schön, wenn Nash mal zurückkommen würde«, seufzte er.
»Wir brauchen ja nicht auf ihn zu warten«, sagte Cora. »Von mir aus können wir jetzt weiter.«
Sie stand auf und ging voran. Als sie den Felsvorsprung
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