077 - Die Hexe von Andorra
unfreundlich.
„Entschuldigen Sie", sprach der Dämonenkiller sie an. „Ich bin fremd hier. Bin eben erst in Andorra-la-Vella angekommen. Vielleicht könnten Sie mir Auskunft geben, wo ich jemanden finde, der mir den Weg zu einem Castillo zeigt, das in einem Seitental des Valira del Nord liegen soll. Das Castillo heißt Basajaun."
Dorian hatte spanisch gesprochen, und das Mädchen antwortete in der gleichen Sprache. Sie sprach Spanisch völlig akzentfrei, was Dorian angenehm überraschte, weil er geglaubt hatte, daß die Bewohner von Andorra alle nur Katalanisch beherrschten.
Das Mädchen lächelte leicht spöttisch. „Und da wenden Sie sich ausgerechnet an mich? Das Fremdenverkehrsamt liegt gleich um die Ecke!"
„Ja, warum wohl wende ich mich ausgerechnet an Sie?" Dorian verzog einen Mundwinkel. Er wollte nicht, daß sie glaubte, er machte nur einen Annäherungsversuch. „Tut mir leid, wenn ich Sie belästigt habe."
„Aber, aber!" Ihr Lächeln wurde freundlicher. Sie hatte den Kopf nach vorne geneigt und sah ihn von unten herauf unergründlich an. „Ich habe nicht gesagt, daß ich Ihnen nicht helfen will. Ich kenne jemanden, der sich manchmal als Fremdenführer verdingt. Sein Name ist Fabian Baroja. Sie können sein Haus nicht verfehlen. Fahren Sie die Hauptstraße entlang bis ans Ende der Stadt! In dem letzten Haus links wohnt Baroja. Fabian Baroja nimmt sich Ihrer bestimmt an."
„Fabian Baroja", wiederholte Dorian den Namen. „Danke."
Er verharrte unschlüssig. Aber das Mädchen blickte ihn nicht mehr an und kraulte gedankenverloren den Kopf der schwarzen Katze, der aus ihrem Muff ragte. Die Katze schloß schnurrend die Augen. Für die beiden existierte er nicht mehr.
Er kehrte zum Wagen zurück und startete. Als er zu der Ecke blickte, war das Mädchen verschwunden. Er sah sich auf dem Plaza um, doch er konnte sie nirgends mehr sehen.
Schulterzuckend fuhr er los. Es hatte leicht zu schneien begonnen, aber es war zu warm, als daß der Schnee auf der Straße liegenbleiben konnte; er wurde sofort zu Matsch. Dorian mußte die Scheibenwischer einschalten.
Der Dämonenkiller fühlte sich wie gerädert. Den ganzen Tag über war er durchgefahren und hatte nur einmal zu Mittag kurz Rast gemacht, um etwas zu sich zu nehmen.
Er hoffte, daß er nicht umsonst nach Andorra gekommen war. Miguel Aranaz hatte ihm das Castillo Basajaun recht verlockend geschildert und gesagt, daß es zum Verkauf ausgeschrieben sei. Nach dem Bild, das sich der Dämonenkiller von der Burg machte, schien es sich für die Zwecke der Magischen Bruderschaft zu eignen. Er hatte jedenfalls alle notwendigen Schritte in die Wege geleitet. Nun hing es vom Preis ab und ob Jeff Parker zahlen würde.
Dorian hatte sich schon gestern mit der Mystery Press in London telefonisch in Verbindung gesetzt und mit Trevor Sullivan gesprochen. Er hatte ihm die Ereignisse in den baskischen Pyrenäen nur in Stichworten erzählt. Wenn Sullivan mehr wissen wollte, dann konnte er sich mit Thomas Becker in Frankfurt in Verbindung setzen; der hatte inzwischen von dem zurückgekehrten Peter Blank bestimmt schon alle Einzelheiten erfahren.
Ja, Dorian hatte den übernatürlich begabten Zyklopenjungen von Tirso vor den fanatischen Basken gerettet. Der Puppenmann Don Chapman wollte vorerst bei der Familie Aranaz bleiben, um sich ein wenig um Tirso zu kümmern, wie er sagte. In Wirklichkeit ging es ihm wahrscheinlich darum, die verschwundene Puppenfrau Dula zu suchen, an die er sein Herz verloren hatte.
Dorian verlangte von Sullivan, daß er sich mit Jeff Parker in Verbindung setzen sollte, um ihn darauf vorzubereiten, daß er das Geld für den Kauf einer Burg in Andorra vorstrecken mußte. Sullivan versprach, sein möglichstes zu tun und erzählte Dorian seinerseits, daß Coco von Haiti zurückgekehrt war, wo sie an einem Magierkongreß teilgenommen und zusammen mit dem Zigeuner Raffael Amalfi einiges erlebt hatte.
Dorian warf froh, von Coco auf diesem Wege gehört zu haben, wenn er schon nicht selbst mit ihr sprechen konnte.
Warum nur erinnerte ihn das Mädchen mit der Katze so sehr an Coco?
Da war das Haus, das sie ihm beschrieben hatte. Er parkte den Wagen am Straßenrand und ging die Steintreppe zum Haus hinauf. Man hatte sein Kommen bereits bemerkt. Ein Mann in einem dicken Pullover erwartete ihn auf der großen Steinveranda.
Der Mann war ziemlich klein und von gedrungener Gestalt. Er hatte einen dichten Oberlippenbart, und Dorian stellte mit
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