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077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

Titel: 077 - Zu Gast bei Mr. Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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Und all den Unsinn, den sie erzählt? Ihr seltsames Benehmen?“
    „Ich werde Ihnen sogleich eine Tonbandaufnahme von den Gesprächen übergeben, die ich mit Jeannine geführt habe. Auf den ersten Blick scheinen diese Gespräche etwas absurd, zumindest wenn man nicht gewillt ist, eine andere Logik als unsere eigene anzuerkennen. Seit mehr als einem Monat suchen Sie und Ihre Leute die ganze Gegend zentimeterweise ab, ohne daß Sie die Villa, geschweige denn die Leiche Leggatts gefunden hätten.“
    „Stimmt. Nur ist daran nichts Mysteriöses. Meiner Ansicht nach haben Sie Leggatt auch gar nicht getötet, das glaubten Sie nur. Inmitten dieser vielen Verrückten waren Ihre eigenen Nerven wohl auch ein wenig überbeansprucht. Als Sie gegangen waren, hat Leggatt sich aus dem Staub gemacht und vorher noch Ihre Jacke über den Friedhofszaun gehängt. Die Villa, das ist ein anderes Kapitel, aber wir haben eine, die uns verdächtig in die Augen sticht. Nur konnten wir sie noch nicht durchsuchen. Wenn man von der Voraussetzung ausgeht, daß der Kerl noch am Leben ist, bin ich praktisch machtlos.“
    „Vielleicht haben Sie recht …“, meint Morestier zögernd. „Aber ich habe Ihnen ja alles erzählt, was damals in der Nacht vorgefallen ist. Jedenfalls habe ich auch erwähnt, daß Leggatt sich für Satan hielt. Ich möchte noch ein Detail hinzufügen, das ich damals ausgelassen habe, weil es mir zu unwichtig erschien. Leggatt hat mir damals angeboten, mir seine Macht zu beweisen, indem er mir einen meiner größten und geheimsten Herzenswünsche erfüllt. Wie konnte er wissen, daß ich mich seit mehr als zehn Jahren mit der Krebsbehandlung beschäftige?“
    „Ein Zufall…“
    „Nun gut. Obwohl schon genug Zufälle bei diesem Fall mitspielen. Vor zehn Jahren habe ich also meine Theorien zu einer revolutionären Behandlung bei der Akademie der Medizin eingereicht, aber in der Praxis zeigte es sich, daß meine Behandlung keinerlei Wirkung auf die Kranken hatte, bei denen sie angewandt wurde. Es waren sieben Kranke. Darüber hinaus wurde durch die Weiterentwicklung anderer Krebstherapien bewiesen, daß meine Theorie von Grund auf falsch war. Leggatt hat mir nun versprochen, meine Theorie – wenn man so sagen kann – zur richtigen zu machen.“
    Fauchard hebt die Schultern.
    „Und seit genau einem Monat“, fährt Morestier fort. „zeigen die Kranken deutliche Zeichen einer Besserung, und zwar eine äußerst rasche Rückbildung der Krebsgeschwülste!“
    „Und?“
    „Verstehen Sie doch, Kommissar! Das ist eine medizinische Absurdität!“
    „Vielleicht haben Sie eine Entdeckung gemacht, über deren Natur Sie sich selbst nicht im klaren sind, Doktor“, meint Fauchard skeptisch.
    „Natürlich, so etwas passiert manchmal. Beim Penicillin ist etwas Ähnliches geschehen. Aber gerade jetzt? Ein Monat nach meinem Gespräch mit Leggatt, in dem er genau das vorhergesagt hat? Schon wieder ein Zufall…“
    Fauchard lacht kurz auf. „Jetzt werden Sie mir gleich allen Ernstes einreden wollen, daß Leggatt tatsächlich Satan ist!“
    „Ich bin sehr besorgt, Fauchard, sehr besorgt. Aber kommen wir zurück zu Jeannine. Seit etwa einem Monat ist sie in meiner Behandlung, aber sie zeigt nicht das geringste Zeichen einer Besserung. Sie philosophiert über Dinge, von denen Sie eigentlich keine Ahnung haben sollte, und behauptet steif und fest, Lilith zu sein.“
    Er stellt das Tonbandgerät an.
    „Gott hat die Menschen nach seinem Vorbild erschaffen“, ertönt Jeannines Stimme. „So heißt es wenigstens. Aber er hat sie grausam, zynisch, heuchlerisch, falsch und schlecht gemacht. Niemals sind die Menschen nach Gottes Vorbild geschaffen! Er hat mir die Schöpfung geraubt!“
    „In der Hoffnung, sie zu verbessern“, sagt Morestiers Stimme.
    „Kann sein, aber ich widersetze mich nach Kräften, und dagegen kann Gott nichts tun. Ich kenne meine Geschöpfe besser als er …“
    Morestier schaltet das Gerät ab. „So geht es stundenlang weiter.“
    „Sie hält sich offensichtlich auch für Satan“, konstatiert Fauchard ironisch.
    „Lilith“, korrigiert Morestier. „Das weibliche Gegenstück Satans. Nun meine große Sorge: Leggatt behauptete, daß Jeannine erst dann Lilith würde, bis sie das erstemal frisches Blut getrunken hätte. Und Jeannine hat mir gestanden, daß sie tatsächlich öfters solche Gelüste verspürt! Ich habe die Krankenschwestern informiert, sie bleiben nie allein mit Jeannine. Und da möchte ich nun mein

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