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077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

077 - Zu Gast bei Mr. Vampir

Titel: 077 - Zu Gast bei Mr. Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Randa
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die Vorstellungskraft fehlt. Am einfachsten könnte man es die Grenze zwischen dem Guten und dem Bösen nennen, aber diese Grenze ist nichts Feststehendes, sie ist etwas, das die Menschen mit ihren Konventionen und ihrem Unverständnis für die übernatürlichen Kräfte festlegen wollen. Trotzdem, es ist diese Grenze, an der Jeannine sich befindet.“
    Leggatts Stimme ist gleichförmig, er versucht nicht zu überzeugen, er stellt fest.
    Langsam läßt Morestier seine Hand in seine Jackentasche gleiten.
    „Ich weiß, daß Sie bewaffnet sind“, sagt Leggatt. „Ich weiß, daß Sie auf mich schießen werden, aber es läßt mich kalt. Sie werden nur auf einen armseligen englischen Fotografen namens Leggatt schießen; ich selbst bin unverwundbar. Ich streife diese Maske ab, und nach kurzer Zeit werde ich in eine neue schlüpfen. Das ist alles unwichtig, wenn nur Lilith existiert.“
    Morestier lacht belustigt auf, ohne es zu wollen. Aber Leggatt nimmt es nicht wahr. „Sie hat Ihnen nicht gesagt“, fährt er fort. „daß sie frisches Blut braucht, um die Hitze, die in ihr brennt, zu kühlen. Noch hat sie es nicht getan, denn noch ist sie dem Menschlichen zu sehr verhaftet. Aber der Tag wird kommen, an dem sie ihre Skrupel überwindet, und dann wird sie für immer für Sie verloren sein.“
    „Lilith? Aber das ist doch grotesk!“
    „Ich habe Lilith in ihr wiederauferstehen lassen. Wenn sie erst einmal ihren Durst an frischem Blut gestillt hat, wird sie für immer ihr menschliches Leben hinter sich lassen. Ich habe Juliette für sie vorgesehen, aber sie ist ihre Freundin … nun, der Zeitpunkt wird kommen…“
    „Genug mit dem Unsinn!“ ruft Morestier aufgebracht. „Geben Sie zu, daß Sie sie hypnotisiert haben!“
    „Nein“, Leggatt schüttelt den Kopf. „Sie werden bald den Gegenbeweis haben, Doktor: Wenn Sie mich getötet haben; denn das werden Sie tun. Aber es macht nichts, ich verlasse nur zu gern Leggatts Gestalt.“
    Morestier fühlt eine Panik aufsteigen, aber er beherrscht sich. „Ich werde Sie nicht töten, Leggatt! Ich werde Sie dem Kommissar übergeben.“
    „Nein.“ Der Engländer lächelt. „Sie werden mich erschießen.“
    Er geht zu einem Lehnstuhl und läßt sich nieder. „Ich möchte gern etwas für Sie tun, Dr. Morestier. Was wollen Sie haben?“
    Morestier lacht nervös auf. „Sie armer Narr! Wenn Sie Satan sind, dann wissen Sie es doch!“
    Leggatt nickt. „Sie haben an der Akademie der Medizin eine Arbeit über die Entwicklung des Krebses eingereicht.“
    „Das ist zehn Jahre her.“
    „Ihre Theorie war revolutionär…“
    „Aber die Versuche haben meine Theorie nicht bestätigt. Keiner der Kranken, die nach meiner Methode behandelt wurden, wurde geheilt.“
    „Aber es ist auch keiner der Kranken gestorben.“
    „Nein.“
    Weshalb bespricht er das Thema mit Leggatt? Vielleicht weil ihm unerklärlich ist, wieso der Engländer darüber Bescheid weiß.
    „Die praktischen Versuche wurden erst vor zwei Jahren aufgenommen, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Was würden Sie dazu sagen, wenn diese Versuche günstige Ergebnisse zeigten?“
    „Das ist unmöglich, die neuesten Forschungen haben bewiesen, daß meine Theorie von Grund auf falsch war.“
    „Ich kann es möglich machen, Doktor.“
    Jeannine beginnt sich zu bewegen und kommt zu sich. Morestier wendet sich, ihr erschreckt zu. Jeannine hat vor seinen Augen das Bewußtsein verloren, und er hat seine einfachsten ärztlichen Pflichten nicht wahrgenommen. Nur weil Leggatt ins Zimmer getreten ist und seine Anwesenheit ihn, Morestier, völlig gefangennahm.
    Er setzt sich neben Jeannine, die die Augen öffnet und ihn mit einem haßerfüllten Blick ansieht. Dann erhebt sie sich und tritt neben Leggatt.
    „Gehen Sie, und nehmen Sie Juliette mit“, fordert sie Morestier auf.
    „Sie kommen auch mit“, sagt der Doktor.
    Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Wenn Sie draußen sind, werden Sie Fauchard und seine Männer finden.“
    „Ich werde Ihnen sagen, wo sich die Villa befindet!“
    „Sie werden sie nie finden, und auch Sie, Doktor, werden niemals hierher zurückkommen können.“
    Morestier zuckt mit den Schultern. Er hat seine Ruhe wiedergefunden und überlegt. Juliette mitzunehmen und mit Fauchard wiederzukommen, das wäre wohl die einfachste Lösung. Der Gedanke, die Villa nicht mehr wiederzufinden, kommt ihm gar nicht. Absurde Idee eines verwirrten Geistes!
    Das, was ihn noch hält, ist die Gefahr, in der die junge Frau

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