0771 - Rückkehr der SOL
einer", erwiderte Kayla Hildenbrandt.
„Du bist Kayla Hildenbrandt, nicht wahr?"
„Ja."
„Du trägst den Namen Hildenbrandt. Du bist verwandt mit Major Kernot Hildenbrandt, der Ovarpns Planet entdeckt und diese Stadt gegründet hat."
„Auch das ist richtig."
„Ich hätte nie gedacht, daß eine Hildenbrandt so weich und feige sein könnte."
„Du bist wohl übergeschnappt, wie?" fragte Kayla ärgerlich.
„Wie kommst du dazu, so etwas zu behaupten?"
„Willst du deinen Dienst etwa nicht deswegen aufgeben?"
„Ganz und gar nicht", entgegnete der Commander. „Ich habe nur festgestellt, daß sinnlos ist, was wir tun. Wir bilden zwei Lager. Auf der einen Seite wir Frauen mit den wenigen Männern, auf der anderen Seite Reginald Bull und die Schiffsbesatzungen."
„Es ist nicht meine Schuld, wenn das so ist", erklärte Mayk Terna hitzig. „Oft genug habe ich Bully bedrängt, die Männer endlich aus den Schiffen und dem Lager herauszulassen."
„Mich interessiert nicht, wer schuld ist. Ich sehe nur, daß wir in einer Art und Weise miteinander leben, die idiotisch ist."
„Aha, und du willst alles ändern, wie?"
„Ich will es versuchen. Wir müssen den Frauen helfen, die keinen Mann bekommeri. Das Schicksal von Verris Kishtan hat mir die Augen geöffnet."
Mayk Terna grinste abfällig.
„Verris war häßlich und alles andere als verlockend für einen Mann. Sie hätte nie einen abgekriegt."
„Verris war nicht häßlicher als du. Und du bist immerhin mit Gnaden Wennein verheiratet. Es hätte auch bei ihr klappen können."
Die Administratorin preßte die Lippen ärgerlich zusammen und setzte ihren Sessel zurück.
„Ich habe keine Lust, mir Frechheiten anzuhören", sagte sie.
„Was hast du vor?"
„Ich werde versuchen, die Männer aus den Schiffen herauszulocken. Ich werde sie gegen Bully und Roi Danton aufbringen."
Kayla Hildenbrandt warf ihren Hut auf den Arbeitstisch und ließ die Jacke folgen.
„Meinen Segen hast du, Kayla", bemerkte Mayk Terna gelassen. „Auf dieser Welt leben so viele Frauen, daß jeder von den Männern wenigstens zwei heiraten könnte. Es heißt, daß so etwas früher einmal der Wunschtraum der Männer gewesen ist."
„Ich will, daß die Gesetze auf Ovarons Planet ein wenig menschlicher werden."
„Menschlicher? Werde nicht unverschämt. Nie in der Geschichte der Menschheit hat es eine Gesellschaft gegeben, in der man mehr Freiheit und mehr Menschlichkeit genoß als bei uns."
Kayla Hildenbrandt schürzte die Linnen.
„Ich halte das für billige Propaganda", erwiderte sie. „In unserer Gemeinschaft leben viele Frauen unter einem fast unerträglichen psychologischen Druck. Sie leiden darunter, daß sie voraussichtlich nie einen Mann haben werden. Wenn es in einer solchen Gemeinschaft noch die Todesstrafe für ein Vergehen gibt, wie es Verris Kishtan unterlaufen ist, dann kann ich nicht von Menschlichkeit reden."
Mayk Terna wurde nachdenklich.
„Vielleicht hast du recht", sagte sie leise. „Ändern können wir jedoch vorläufig überhaupt nichts, es sei denn, die Männer würden aus den Raumschiffen herauskommen und so mit uns zusammenleben, wie es die Natur verlangt."
Sie blickte den Commander durchdringend an.
„Dein Dienst ruht", erklärte sie. „Ich entlasse dich nicht, sondern gebe dir unbezahlten Urlaub. Du behältst deinen Rang. Wenn du deinen Dienst wieder aufnehmen willst, dann sag mir Bescheid."
Sie griff nach einer Akte und tat, als sei Kayla Hildenbrandt nicht mehr vorhanden.
2.
Als Kayla Hildenbrandt ihre Wohnung außerhalb der Stadt betrat, fand sie ein Videoschreiben von Mayk Terna vor. Überrascht öffnete sie es. Damit hatte sie nicht gerechnet.
„Dein Mut gefällt mir", schrieb die Administratorin. „Deshalb sollst du wissen, daß du für mich im offiziellen Dienst bleibst.
Deine Aufgaben werden lediglich etwas anders sein als bisher.
Doch niemand braucht davon etwas zu wissen. Am wenigsten Reginald Bull. Soll er ruhig glauben, daß du aus Eigeninitiative und ohne Rückendeckung arbeitest. Um so besser kann ich später sagen, daß ich mit dem, was du getan hast, nichts zu tun habe.
Die Verständigung zwischen den Männern und den Frauen muß besser werden. Die Männer müssen heraus aus den Schiffen.
Dazu ist es notwendig, Bully etwas von seiner Selbstherrlichkeit zu nehmen. Je mehr er an Ansehen und Respekt bei seinen Männern verliert, desto besser sind die Chancen der Frauen.
Stelle ihn also bloß, intrigiere gegen ihn,
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