0773 - Das Mädchen von Avalon
beinhaltete zwei Notstromgeräte sowie Batterien und Ersatzteile nebst Werkzeug für die Fahrzeuge und Akku-Packs für die Funkgeräte. Draußen befanden sich die Diesel- und Frischwassertanks sowie Tierkäfige. Erkrankte Tiere konnten hier während ihrer Behandlung untergebracht werden, sofern es sich nicht gerade um Elefanten handelte.
Eigentlich gehörten die Geländefahrzeuge hinter den Plattenbau. Aber Mahmud Wagara erlaubte sich bisweilen die Frechheit, das von ihm bevorzugte Fahrzeug vorn vorm Eingang zu parken.
Etwas überrascht sah er den Hubschrauber. Die Maschine war weiß lackiert, also kein Militärgerät, trug aber auch nicht das Emblem der Parkverwaltung, sondern das des Präsidenten. Aber es lümmelten sich keine Leibwächter auf dem Landeplatz herum. Wer also war der Fluggast dieses Helikopters?
Der Wildhüter entschied für sich, dass die Antwort auf diese Frage zweitrangig war. Interessanter war, dass Bemard Al Rajid, der Leiter der Wildhüterstation, noch nicht zurück war. Das hieß, dass Wagara seinen Tagesbericht etwas später schreiben konnte.
Er konnte also erst noch bei seiner Fé hereinschauen.
Sie lachte ihn so liebevoll vertraut an wie immer. Sie liebten sich noch wie an jenem Tag, als sie beschlossen hatten, zu heiraten.
Wie die anderen Wildhüter wohnte auch Wagara in dem kleinen Dorf, das unmittelbar neben der Station gebaut worden war. Und wie die meisten anderen hatte er auch seine Frau hier. Wer Kinder besaß, hatte sie ebenfalls hier. Jeden Morgen fuhr sie ein Kleinbus in die Stadt außerhalb des Nationalparks zur Schule und holte sie abends wieder ab. Das kostete Geld, aber die Männer und Frauen, die hier lebten, wussten nur zu gut, dass sich das eines Tages auszahlen würde.
Mahmud und Fé nahmen sich eine Stunde Zeit. Immer wieder mal sah Mahmud aus dem Fenster; er wollte wissen, ob sein Chef von seinem Tageseinsatz zurück war, den er genauso absolvierte wie die anderen ihren Dienst. Aber von Al Rajid war nichts zu sehen noch zu hören. Weder sein Leopardenfellhut noch sein nie ernst gemeintes Gebrüll.
»So lange war er noch nie unterwegs«, wunderte sich Wagara und gab seinem Chef noch eine halbe Stunde. Danach befragte er die längst eingetroffenen Kollegen.
Aber keiner von ihnen hatte Al Rajid gesehen.
Wagara ging zur Station hinüber. Noch bevor er sie erreichte, tauchte ein Geländewagen auf. Ein weißer Land Rover, von dessen Farbe nicht mehr sehr viel zu sehen war.
Der Fahrer stoppte seinen Wagen neben dem von Wagara, winkte dem Wildhüter freundlich zu und betrat den Plattenbau.
Ganz schön frech, mein Junge, dachte Wagara. Er sah zum Hubschrauber mit dem Präsidentenemblem. War der Typ mit dem Hubschrauber hierher gekommen? Die Maschine war groß genug, den Land Rover und eine Rampe aufzunehmen.
Der Rover war ein geschlossenes Serienmodell. Den Nissans, die man den Wildhütern zur Verfügung gestellt hatte, hatte man nachträglich das Dach abgesägt. Nur die Windschutzscheiben waren geblieben. Zwei Pick-ups gab es auch noch. Einen davon fuhr der Chef ständig.
Wagara trat ein, ohne anzuklopfen. Schließlich gehörte er hierher, der andere nicht. Bei seinem Anblick merkte Wagara, dass er immer noch das Gewehr bei sich hatte. Er hatte es nicht zu Hause vergessen. Er achtete immer darauf, dass er es nirgendwo liegen ließ.
Der Fremde fläzte sich auf Al Rajids Sessel und hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt. Diese Füße steckten in Lederstiefeln mit hohen Absätzen. Überhaupt war der Mann komplett in Leder gekleidet, vom breitkrempigen Hut über die fransenbesetzte Jacke bis zur Hose. Dazu ein ledernes Hemd, das nicht geknöpft, sondern geschnürt wurde. Und am Gürtel befand sich ein Holster mit einer Pistole. Eine großkalibrige Walther P 99, erkannte Wagara.
»Bon soir, Monsieur Wagara«, sagte der Ledermann und hob grüßend die Hand. »Was gibt’s Neues unter der Sonne?«
»Raus aus dem Sessel!«, verlangte Wagara schroff. »Und zwar vorgestern gegen Mittag, oder Ihnen fliegt halb Gabun um die Ohren!«
Der Ledermann erhob sich. »Wenn Sie sonst nichts Vorhaben, Monsieur…«
Wagara sah ihn finster an.
Der Fremde erhob sich. »Mein Name ist Tendyke«, sagte er. »Robert Tendyke.«
»Schön für Sie, weißer Mann«, sagte der Wildhüter. »Und was sind Sie?«
»Jemand, der sich für das interessiert, was Sie und Ihre Kameraden tun.«
»Warum?«
»Vielleicht will ich Ihnen bei Ihrer Arbeit helfen.« Nach einer kurzen Pause fuhr er
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