0776 - Das schwarze Raumschiff
Die synthetische Limonade, die man ihm vorsetzte, hätte er am liebsten literweise in sich hineingegossen, und die Packung Konzentratkekse wäre seinem Heißhunger binnen weniger Minuten zum Opfer gefallen. Er war jedoch klug genug zu wissen, daß der ausgemergelte Körper auf eine solche Kur ungnädig reagieren würde.
Jeweils zwischen zwei kleinen Schlucken oder Bissen erzählte er seine Geschichte.
Vor der Großen Katastrophe war er Angestellter eines staatlichen Fischerei- und Fischverwertungskombinats gewesen.
Sein Herz hatte von jeher an der Fischerei gehangen, aber erst nach der Katastrophe war er dazu gekommen, selbst auf See zu gehen. Er war schon immer ein Eigenbrötler gewesen. Das Verschwinden der Menschheit hatte er daher mit Gelassenheit zur Kenntnis genommen.
Er hatte selbst keine Idee, warum ausgerechnet er übriggeblieben war ... bis Walik Kauk ihm erklärte, es müsse an der Überdosis PILLEN gelegen haben, die er wenige Stunden vor der Katastrophe geschluckt hatte.
Dann kam Skan Mavrees auf sein jüngstes Abenteuer zu sprechen -auf den Sturm und die Havarie und auf die entnervenden Tage danach. Schließlich schilderte er das Auftauchen des schwarzen Flugobjekts.
„Genau in östlicher Richtung bewegte es sich?" fragte Walik Kauk.
„Ja. Ich sah auf den Kompaß."
Kauk tippte einen Schalter. Auf einem Bildgerät erschien eine Karte der norwegischen Küste. Der Standort des Gleiters war durch einen roten Punkt markiert.
„Dann müßte es das Land etwa in der Gegend des Namsen-Fjords erreicht haben."
„Sind wir da?" fragte Skan Mavrees erstaunt. „Ich dachte, der Sturm hätte mich weiter abgetrieben ... nach Süden."
„Warum?"
„Weil es so warm ist."
Das brachte Kauk auf eine Idee.
„Als der Sturm aufhörte, ist es da langsam warm geworden?"
„Nein, fast schlagartig", gab Skan zurück. „Ich habe so etwas noch nie erlebt."
Kauk, Tingmer und Pollard warfen einander bedeutungsvolle Blicke zu. Es wurde immer deutlicher, daß hier eine fremde Kraft im Spiel war, die die Windstille und die Wärme erzeugte.
Skan Mavrees legte keinen Wert auf sein Boot mehr. Als er erfuhr, daß die Fahrt zum Namsen-Fjord ging, äußerte er den Wunsch, bei seinen Rettern bleiben zu dürfen.
„Kein Problem", antwortete Walik Kauk. „Wir nehmen dich gerne mit."
„Ich wollte nämlich schon immer mal nach Masos", sagte Skan Mavrees.
„Warum?"
„Es gibt dort ein Fischereimuseum, das ich mir ansehen möchte."
*
Mit langsamer Fahrt näherte sich der Gleiter dem Land. Die Orter arbeiteten auf vollen Touren, aber bislang gab es kein Anzeichen dafür, daß sich im Fjord-Gebiet etwas befinde, was nicht dorthin gehörte. Der Gleiter war mit einem H-Taster ausgerüstet, der auf hyperenergetischer Basis arbeitete und für den die Berge rings um den Fjord kein Sehhindernis bedeuteten.
Auf diese Weise vergewisserte sich Kauk, daß auch im Innern des Fjord-Gebietes die Luft rein war.
Allerdings mußte man derartige Meßergebnisse mit Vorsicht genießen. Auf dem Flug, den Douc Langur und Alaska Saedelaere nach Dry Mills unternommen hatten, war zum erstenmal der Verdacht aufgetaucht, daß das schwarze Fahrzeug über einen Ortungsschutz verfüge, der es vor terranischen Instrumenten ebenso wie vor denen an Bord der HÜPFER verbarg. Bisher hatte man dafür keine Bestätigung gefunden ... aber der Verdacht war geblieben.
In der Gegend von Fosnes stieß der Gleiter auf die Küste. Walik Kauk steuerte durch die menschenleeren Straßen der kleinen Stadt.
„Sieht nicht so aus, als wäre vor kurzem jemand hier gewesen", bemerkte Baldwin Tingmer.
Skan Mavrees starrte mit ungläubigem Blick an den dicht bewaldeten Berghängen hinauf, die jenseits der Stadt, an den Ufern des Fjordarms, in die Höhe wuchteten.
„Kein Schnee mehr!" staunte er. „Nicht einmal an den Nordhängen!"
„Ist das ungewöhnlich?" fragte Kauk.
„Und ob!" polterte Skan. „An den Nordhängen geht der Schnee manchmal selbst im Sommer nicht weg. Vor Ende Juni gibt's hier allemal noch Schnee."
Walik Kauk hielt wieder auf den Fjord zu und flog den Arm entlang, der bei der Stadt Namsos begann. Die Landschaft war beeindruckend in ihrer Unberührtheit und Wildheit.
Aber die Männer an Bord des Gleiters hatten keinen Sinn für die Schönheiten der Natur. Der Fjord war vielfach gewunden, und hinter jedem Felsvorsprung mochte der unbekannte Gegner lauern. Kauk hielt sich bereit, zu jeder Sekunde das Steuer herumzuwerfen und Reißaus zu
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