Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0778 - Die ERHABENE

0778 - Die ERHABENE

Titel: 0778 - Die ERHABENE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
Greifbares. Nichts, das sie hätte einfach fassen und beseitigen können. Es war ein starkes Gefühl, eine Art Band, das sie miteinander teilten.
    Sie konnte niemanden töten, der von ihrer Art war.
    Einen besseren Begriff fand sie dafür nicht.
    Aiwa bemühte sich den Raum optisch zu erfassen, in dem sie zu sich gekommen war. Kahl und steril - nackte Wände, Lichtquellen ohne jegliche Verkleidung an der Decke. Alles deutete auf die betont unpersönliche Ausstattungsart eines medizinischen Zentrums der Dynastie hin. Aiwa hatte mehr als eines davon in Augenschein genommen. Ganz ohne Blessuren war es bei ihren Einsätzen nicht immer für sie abgegangen.
    Dass sie nicht alleine im Raum war, hatte sie bisher nicht bemerkt.
    »Sicher glaubst du nicht, dass das hier das Paradies ist. Oder wie nennst du den Ort, zu dem dein Bewusstsein nach deinem Tod gelangt?«
    Die Stimme war unverkennbar. Nun wusste Aiwa, wer sie zurück in die Realität geholt hatte. Sie hätte es sofort wissen müssen, denn es gab nur eine Person, die über die entsprechende Macht verfügte.
    »Der Ultive Weg nennt diesen Ort das Ziel. Genauer gesagt das letzte aller Ziele, ERHABENE. Warum hast du mich wieder in diesen Zustand versetzt? Ist das deine Art der Rache an mir?« Alwas Stimme klang in ihren eigenen Ohren fremd. Ihre Stimmbänder arbeiteten noch nicht wieder wie früher.
    »Rachegelüste?« Die ERHABENE lachte humorlos auf. »Unterstellst du mir diese primitiven Gefühle tatsächlich, kleine Mörderin?«
    Genau das tat Aiwa, denn sie hatte unzählige Male erlebt, wie zügellos Nazarena ihre Wut ausleben konnte. Doch sie schwieg jetzt, ließ sich zu keiner Antwort animieren.
    »Natürlich hast du kläglich versagt, Aiwa Taraneh. Natürlich bin ich davon nicht begeistert. Doch du warst nicht die Einzige, die mich enttäuscht hat. Aber das alles hat nun ein Ende.«
    Die ERHABENE tauchte in Alwas Sichtfeld auf. Nazarenas Schönheit war nach wie vor beeindruckend.
    Nur ihre Augen verrieten, unter welchem Druck die ERHABENE stand. Ständig - Tag für Tag, Stunde um Stunde. Sie befand sich in einem immerwährenden Kampf um die Macht, der irgendwann auch seine Spuren in ihren Gesichtszügen hinterlassen würde.
    Das kleine Lächeln auf Nazarenas Lippen wirkte erstaunlich warm und echt.
    »Ich verrate dir ein Geheimnis, das unter uns bleiben wird. Es gab Zeiten, da habe ich dich gemocht, wirklich gemocht, denn wir sind uns in vielem ähnlich. Doch dann begann ich dich als Bedrohung zu sehen. Du wurdest mir zu mächtig innerhalb des Systems. Jetzt…«, die ERHABENE strich mit dem Handrücken über Alwas Wange, »… tust du mir nur noch Leid. Deine Lehre war ein einziger Betrug, und du weißt das auch. Sonst hättest du nicht diesen Weg gewählt.«
    Aiwa Taraneh schloss die Augen. Es schmerzte sie, die Wahrheit aus Nazarenas Mund zu hören. Sie konnte den Worten der ERHABENEN nichts entgegensetzen, überhaupt nichts…
    »Dennoch gönnst du mir meine Ruhe nicht. Warum?« Jedes Wort fiel Aiwa schwer. Und nicht nur, weil ihre Stimmbänder den Dienst verweigern wollten.
    »Weil ich dich noch einmal brauche, Aiwa.« Nazarena Nerukkars Gesicht verlor jede Weichheit. »Zweimal hast du auf Gaia dein Ziel verpasst. Ich gebe dir Gelegenheit zu einem dritten Anlauf. Du wirst die unterirdischen Anlage von Tendyke Industries vernichten - mit allem, was sich darin befindet! Und dieses Mal wird nicht getrickst und taktiert. Du wirst einen offenen Angriff führen.« Mit einer Handbewegung unterband sie Alwas Versuch eines Einwandes. »Einen offenen und gnadenlosen Angriff. Fünfzig bestausgerüstete Krieger werden ausreichen. Du, Aiwa Taraneh, wirst sie anführen. Denn niemand kennt die Anlage so wie du. Ich schenke dir die Chance, dich an dem zu rächen, der dich scheitern ließ. Du solltest mir dankbar sein.«
    Aiwa schloss die Lider. Die rechte Augenhöhle schmerzte stark. Wahrscheinlich war sie entzündet. Das Dröhnen in ihrem Kopf wollte einfach nicht enden, auch wenn starke Schmerzmittel ständig in ihren Körper gepumpt wurden.
    Dankbar? Ja, das sollte sie wohl sein. Doch sie war weit von diesem Gefühl entfernt.
    Die ERHABENE hätte nicht verstanden, wenn Aiwa ihr ihre wahre Gefühlslage erklärt hätte. Ein letzter Einsatz also - ein offener Schlag gegen Nazarena Nerukkars Feinde auf Gaia.
    Sie lässt mir keine Wahl. Das hat sie nie getan.
    »In einigen Stunden wirst du wieder körperlich auf der Höhe sein. Dann erwarte ich dich im Palast, denn es gibt

Weitere Kostenlose Bücher