078 - Geboren aus Feuer und Glut
Eingangsportal eines Warenhauses.
»Shit!« zischte Larry Brown.
»Was nun?«
»Du fährst in die Garage des Warenhauses! Ich hefte mich an seine Fersen!«
»Soll ich in der Garage warten?«
»Nein, besser, du kommst nach.«
»Hoffentlich finde ich dich in diesem Ameisenhaufen«, sagte Allison, und Brown sprang aus dem Fahrzeug.
Allison fuhr sofort weiter. Während er den Audi die Abfahrt zur Tiefgarage hinunterrollen ließ, betrat Brown das Warenhaus. Er streckte sich, machte den Hals lang und entdeckte Morse auf der Rolltreppe.
Der Mann stand nicht auf der Stufe still und ließ sich wie die anderen Besucher nach oben befördern. Er hatte es eilig, deshalb rempelte er die Leute zur Seite und erkämpfte sich auf diese rücksichtslose Weise eine Stufe nach der anderen.
Wenn ihn Brown einholen wollte, mußte er noch schneller und rücksichtsloser sein. Eine alte Frau wäre seinetwegen fast gestürzt. Er kümmerte sich nicht um ihr empörtes Geschrei. Für ihn gab es nichts Wichtigeres als Darren Morse.
Sie mußten ihn wiederhaben.
Er durfte nicht frei herumlaufen.
Noch nicht , und nicht in seinem Zustand.
Erster Stock, Herrenmoden, daran anschließend die Teppichabteilung. Darren Morse wechselte die Rolltreppe und fuhr weiter. Hin und wieder schaute er zurück.
Brown hatte aufgeholt.
Morse stand knapp vor einem gefährlichen Wutausbruch. Wenn es dazu kam, würde im Warenhaus die Hölle los sein.
Zweiter Stock. Stoffe, Damen- und Kindermoden…
Als Larry Brown die zweite Etage erreichte, zog sich seine Kopfhaut zusammen.
Er hatte Darren Morse aus den Augen verloren. Und das kam einer Katastrophe gleich.
***
Nevil Allison entdeckte eine Parkbucht, stellte den Audi dort ab und stieg aus. Er orientierte sich kurz und sah einen Pfeil, dick und weiß. LIFT stand unübersehbar darauf.
Wenig später stand Allison im Aufzug. Er hatte vor, bis zur letzten Etage hochzufahren, und dann die einzelnen Stockwerke von oben nach unten abzuklappern. Dabei hoffte er, auf Larry Brown zu stoßen.
Vielleicht schafften sie es auf diese Weise, Darren Morse in die Zange zu nehmen.
Ein gutes Gefühl hatte Allison bei der Sache nicht, denn Morse war gefährlich und unberechenbar. Wer sich ihm in den Weg stellte, konnte verloren sein. Vorsicht allein nützte nichts. Man brauchte auch eine große Portion Glück, um von Darren Morse nicht gekillt zu werden.
Während der Liftfahrt zog Allison seinen Revolver aus der Schulterhalfter. Er ließ die Trommel über die Handfläche ratschen und vergewisserte sich, daß alle sechs Kammern geladen waren.
Schießen würde er nur im äußersten Notfall, und töten würde er Darren Morse nur dann, wenn es für ihn wirklich keinen anderen Ausweg mehr gab.
Für eine tödliche Kugel würde er sich vor Leuten verantworten müssen, denen es nichts ausmachte, drakonische Strafen zu verhängen, und er würde sich mit guten Argumenten verteidigen müssen, damit man ihm nicht den Hals umdrehte.
Er schob die Waffe wieder ins Leder und korrigierte den Sitz seines Maßanzugs aus taubengrauem Flanell. Man sah ihm nicht an, daß er ein Verbrecher war, und er selbst sah sich auch nicht als miesen, kleinen Gangster.
Er war Agent, arbeitete für die OdS - die Organisation des Schreckens, deren oberster Chef Professor Mortimer Kull war, ein wahnsinniges Wissenschaftsgenie.
Ganz klar, daß sich Kull nicht für wahnsinnig hielt, aber mußte er das nicht sein, wenn er davon träumte, eines Tages die ganze Welt zu beherrschen?
Jedes Mittel war ihm recht, um dieses Ziel zu erreichen.
Man sagt, daß die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn fließend und nie genau erkennbar ist. Mortimer Kull war für diese Behauptung ein Paradebeispiel.
Fünfter Stock.
Sanft blieb der Fahrstuhl stehen, die Tür öffnete sich automatisch, und Nevil Allison betrat die Spielwarenabteilung, an die sich das Warenhausrestaurant schloß.
Der OdS-Agent schaute sich gewissenhaft um. Von Darren Morse keine Spur, und auch Larry Brown entdeckte Allison nicht. Er eilte an buntem, knatterndem, heulendem, piepsendem Spielzeug vorbei und lief über die leeren Stufen der Rolltreppe hinunter.
Auch im vierten Stock sah er weder Morse noch Brown.
In der dritten Etage stieß er auf Brown, und er sah dem Kollegen sofort an, daß dieser Pech gehabt hatte.
»Zum Henker, wie konnte das passieren?« fuhr er Brown an. »Du warst doch ganz knapp hinter ihm. Wie konntest du ihn aus den Augen verlieren?«
»Verdammt, Nevil, mach mich ja nicht
Weitere Kostenlose Bücher