078 - Geboren aus Feuer und Glut
wütend. Ich bin ohnedies schon fast auf hundert!« blaffte Brown zurück.
Sie befanden sich in der Musikabteilung. Schallplatten, Stereoanlagen, Fernsehapparate, Videogeräte… Es waren auch genug Menschen da, aber einer fehlte: Darren Morse. Vorausgesetzt, man wollte ihn noch zu den Menschen zählen.
»Wo hast du seine Spur verloren?« fragte Allison.
»Unten, im zweiten Stock.«
»Wieso bist du dann hier?«
»Weil er eine Etage höher gefahren sein kann«, antwortete Brown ärgerlich.
»Jetzt geht die ganze Scheiße wieder von vorn los.«
»Dafür kann ich doch nichts.«
»Wer denn sonst?« fragte Allison schneidend. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Körper. Er hatte Darren Morse wiedergefunden.
Allison brauchte kein Wort zu sagen. Larry Brown folgte seinem Blick und stieß aggressiv hervor: »Jetzt aber.«
Darren Morse dachte wohl, die Verfolger abgeschüttelt zu haben. Die Feuertreppe befand sich hinter einer breiten Glastür, und dort stieg der Mann, den Brown und Allison haben wollten, soeben hinunter, ganz ohne Eile.
Besser hätten sie gar nicht bedient werden können. Auf der Feuertreppe waren sie mit Morse allein. Kein Publikum, also ideale Bedingungen.
»Los, Nevil!« zischte Brown und stürmte vorwärts. Während des Laufens holte er einen Totschläger aus der Tasche.
»Hau ihm getrost ordentlich eins auf die Rübe. Der verträgt was«, sagte Allison.
Sie erreichten die Glastür. Lautlos und mit größtmöglicher Vorsicht drückte Brown sie auf. Sie trugen Schuhe mit dicken Kreppsohlen, dadurch war keiner ihrer Schritte zu hören.
Als Darren Morse die Verfolger hinter sich spürte, drehte er sich um. Gleichzeitig stieß sich Larry Brown ab. Wie vom Katapult geschleudert flog er auf Morse zu, und bevor dieser sich völlig umgedreht hatte, fällte ihn der Totschläger.
Morse brach zusammen und kugelte vier, fünf Stufen hinunter.
»Na endlich!« sagte Larry Brown grinsend und ließ den Gummiknüppel in seiner Tasche verschwinden.
***
Laxford und die Vampirsippe Carrado waren Vergangenheit. Ich befand mich wieder in London und war mit meiner Freundin Vicky Bonney und mit Jubilee zusammen.
Welchen Familiennamen das siebzehnjährige Mädchen mit dem streichholzlangen braunen Haar hatte, hätten wir alle gern gewußt, aber nicht einmal sie selbst konnte es uns sagen.
Herzerfrischend hübsch war sie, und sie konnte sich für alles sehr begeistern. Im zarten, Kindesalter von vier Jahren war sie von einem Dämon namens Cantacca entführt worden. Dreizehn Jahre lebte sie auf der Prä-Welt Coor. Kein Wunder, daß sie sich dort besser auskannte als hier.
Auf der Erde war für sie jeder Schritt ein Abenteuer, verbunden mit erstauntem Kennenlernen. Vicky war so oft wie möglich mit Jubilee zusammen, um ihr zu helfen, sich allmählich hier zurechtzufinden.
Ich konnte Jubilee leider nicht soviel Zeit widmen. Zu viele Dinge mußten erledigt werden. Ständig wurden neue Probleme aufgeworfen, die wir lösen mußten. Zeit für ein Privatleben blieb kaum, aber diesen Nachmittag hatte ich mir freigehalten, um Jubilee und Vicky zu begleiten.
Obwohl es schon ein paar Tage zurücklag, hatte ich den Fluch des Vampirs Yul Carrado noch im Ohr. Bevor ihm Professor Hale den Eichenpflock durchs Herz getrieben hatte, hatte der Blutsauger seine schwarzen Brüder und Schwestern angerufen und verlangt, seinen Tod zu rächen.
Wenn wir Glück hatten, verwehte dieser Fluch ungehört. Wenn nicht, konnte es sein, daß irgendein Dämon Bernard Hales Namen ganz oben auf seine Totenliste setzte.
Ich konnte nur hoffen, daß Professor Hale dann noch die Zeit blieb, mich um Beistand zu bitten.
Doch zurück zu Jubilee, diesem netten, sympathischen Prä-Welt-Floh. Vicky und ich versuchten ihr die Eltern zu ersetzen. Wir wußten natürlich, daß das nicht so einfach war, und genau genommen waren wir mehr ihre Freunde. Aber wir versuchten das Mädchen auch zu lenken. Nicht immer merkte sie es, und zumeist nahm sie unsere Ratschläge bereitwillig an. Doch es gab auch Momente, wo sie auf stur schaltete. Ja, dieses Mädchen konnte hin und wieder störrischer als ein andalusischer Esel sein.
Sie sorgte immer wieder für Aufregung. So zum Beispiel war sie letztens als Ladendiebin festgenommen worden. Sie hatte nicht bewußt geklaut und auch nicht für sich, sondern um Vicky eine Freude zu machen. Sie hatte sich einfach nichts dabei gedacht, sondern sich genommen, was sie haben wollte. Mit Geld wußte sie noch nichts
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