0781 - Unternehmen Höllensturm
legst in letzter Zeit einige… äh, Merkwürdigkeiten an den Tag, über die wir sprechen sollten.«
»Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte Merlin offensichtlich brüskiert. Seine Stimmung hatte sich von einem Augenblick zum anderen gewandelt. »Außerdem frage ich mich, weshalb Sara dich schickt, wenn sie etwas mit mir zu besprechen hat. Hat sie etwa Vorbehalte, mich persönlich aufzusuchen?«
»Aber Merlin, ich stehe vor dir!«, protestierte sie.
Merlin schaute sie an, als hätte sie den Verstand verloren. Sein Blick wanderte über ihr Gesicht, ihren Körper, während er kopfschüttelnd brummte: »Ich weiß nicht, was dieses Spielchen zu bedeuten hat. Hältst du mich etwa für senil? Du bist die Herrin vom See, die über Avalon residiert.«
»Genau das ist es, worüber wir uns mit dir unterhalten wollten«, mischte sich Amos ruhig ein. »Wir glauben, dass es dir nicht gut geht. Du hast Schwierigkeiten, und es hilft niemandem, wenn du dich der Hilfe verweigerst und dadurch alles noch schlimmer machst.« Er registrierte, dass Merlins Miene mit jedem Wort abweisender wurde. Amos fragte sich, was er hier überhaupt tat. Es hatte ja doch keinen Sinn, Merlin überzeugen zu wollen. Wenn er tatsächlich den Verstand verloren hat, hilft auch kein gutes Zureden mehr. Dann sollten wir lieber versuchen, den Schaden zu begrenzen. Den Schaden für dieses und andere Universen, über die er im Auftrag des Wächters der Schicksalswaage wachte…
»Vor dir steht eindeutig Sara, deine Tochter. Ich kann es bezeugen, Merlin.«
»Papperlapapp!«, schnarrte der alte Zauberer und wandte sich an Sara. »Ich werde doch die Herrin vom See noch erkennen. Es ist übrigens gut, dass du gekommen bist. Du musst mich nach Avalon bringen. Dort wartet meine Tochter auf mich.«
»Das ist unmöglich«, sagte Sara. »Es würde meine Kräfte übersteigen. Nach Avalon kann ich nur allein gehen.«
»Du verweigerst dich also?«, knurrte Merlin. »Das hätte ich nicht von dir gedacht. Ich brauche deine Hilfe. Ich muss nach Avalon, denn nur dort kann mir geholfen werden!«
»Wie meinst du das?«, hakte Sid Amos nach.
Merlin machte eine wegwerfende Handbewegung. »Mit dir spreche ich nicht. Verschwinde aus meiner Burg. Teufel bleibt Teufel, das habe ich immer gesagt!«
Amos verschlug es die Sprache.
»Bringst du mich nun nach Avalon oder nicht, Herrin vom See? Ohne dich kann ich meine Tochter, die dort geboren wurde, nicht Wiedersehen.«
Der Ex-Teufel verzog das Gesicht. Noch eine Tochter? Er fragte sich, wie viel von dem, was Merlin da schwafelte, man überhaupt noch für bare Münze nehmen konnte.
Sara zog ihn beiseite und flüsterte: »Ich glaubte, er spricht von dem Mädchen, das in der Zeit rückwärts lebt. Zamorra hat sie Eva getauft, da sie ihren eigenen Namen nicht kennt. Sie ist die Einhornreiterin und wurde tatsächlich auf Avalon geboren. Die Priesterinnen nennen sie das Kind der Schande.«
»Ist diese Eva denn wahrhaftig Merlins Tochter?«
Sara nickte.
»Was habt ihr da heimlich zu schwatzen?«, fuhr Merlin dazwischen.
Seine Zornesader schwoll an, während er den Blick auf Sid Amos richtete. »Ich habe mich gefreut, dich zu sehen, Uther Pendragon, aber du hast mein Vertrauen bitter enttäuscht! Ich könnte euch beide mit einer Hand verderben, aber dieses eine Mal will ich Nachsicht walten lassen.«
Uther Pendragon! Na wunderbar. Demnächst hält er mich wahrscheinlich für Napoleon.
Amos konnte die Drohung nicht schrecken. »Du bist nicht mehr du selbst, Merlin. Ich erkenne in dir immer mehr den alten Bruder, der du warst, als wir ebenfalls auf derselben Seite kämpften - für LUZIFER.«
»Raus mit dir! Und nimm diese undankbare Zauberin mit, Asmodis!«, schrie Merlin erbost, jetzt wieder den dunklen Bruder in Sid Amos erkennend. »Ich habe endgültig genug von eurem Geschwafel! Ich muss den Weg nach Avalon finden. Ihr stört mich dabei!«
Sid Amos wusste, dass Merlin sie zwingen konnte, Caermardhin zu verlassen. So tief wollte er denn doch nicht sinken. Nach einem Blickwechsel mit Sara ergriff diese abermals seine Hand und vollzog den Sprung. Merlins Konturen verwischten - und mit ihm die Hoffnung, diesen Konflikt auf normalem Wege beilegen zu können.
***
Merlin benötigte einige Sekunden, um sich zu fassen. Was sein dunkler Bruder Asmodis und die Herrin vom See sich erlaubt hatten, war unerhört. Die Herrin hatte sich geweigert ihm zu helfen - das kam einem offenen Affront gleich. Und Amos hatte ihn
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