Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Gefühl, als lauerte in ihm eine Gefahr. Aber ich schüttelte das Gefühl ab. Langsam gingen wir in den Torweg hinein.
    Das Gefühl drohender Gefahr wurde stärker, und als wir die Mitte des zirka dreißig Meter langen Torwegs erreicht hatten, erkannte ich, daß ich besser daran getan hätte, auf mein Gefühl zu hören. Vor uns lösten sich dunkle Gestalten aus Nischen oder Türen und versperrten uns den Weg. Als wir uns umdrehten, sahen wir, daß uns auch der Rückweg abgeschnitten war.
    Ich schaltete den Translator ein und fragte: „Was wollt ihr von uns?"
    Das Gerät übersetzte meine Frage ins Feyerdalische, aber die Gestalten reagierten nicht darauf. 'Schweigend näherten sie sich uns von beiden Seiten.
    „Wir werden kämpfen!" flüsterte Sagullia neben mir.
    „Wir müssen kämpfen", erwiderte ich. „Und zwar brechen wir nach vorn durch. Gelingt uns das nicht, müssen wir versuchen, eine Tür zu finden und aufs Dach des nächsten Hauses zu kommen."
    Langsam gingen wir weiter. Ich hielt die Hand des jungen Mannes fest, damit er nicht zu früh losstürmte. Als die schweigende Mauer der Feyerdaler nur noch drei Schritte entfernt war, ließ ich Sagullias Hand los.
    „Jetzt!" flüsterte ich.
    Wir sprangen vor, rammten die direkt vor uns befindlichen Feyerdaler mit den Schultern und boxten uns mit den Ellenbogen den Weg frei. Die ehemalige Regelerschaffer wurden durch unseren Angriff überrascht. Bevor sie reagieren konnten, hatten wir ihre Mauer durchbrochen und rannten weiter. Hinter uns erschollen laute Rufe, die Enttäuschung, Wut und Ärger ausdrücken mochten.
    Wir stürmten auf den Platz und liefen ungefähr zwanzig Meter weit, bevor wir erkannten, daß wir noch längst nicht in Sicherheit waren. Ringsum standen überall an den Hauswänden schweigende Feyerdaler und Feyerdalerinnen. Ihre teils von Narben entstellten Gesichter waren unbewegt. Nur die Augen glitzerten so grell, daß unsere Blicke nie länger als eine Sekunde auf einem Gesicht bleiben konnten.
    Hier trat die Aggressivität und Vitalität eines großen Volkes offen zutage, die bei den Feinsprechern und amtierenden Regelbewahrern unter der Tünche hochgezüchteter formaler Verhaltensweisen begraben lag.
    Nur war sie hier vom Wahnsinn fehlgeleitet.
    Ich blickte zum gegenüberliegenden Torweg. Durch ihn mußten wir gehen, wenn wir die Brücke erreichen wollten, die zum Plateau führte. Ob in ihm ebenfalls Feyerdaler lauerten, war nicht zu erkennen. Aber wir würden eine Entfernung von gut fünfhundert Metern überwinden müssen, um ihn zu erreichen. So weit würden die Feyerdaler uns bestimmt nicht kommen lassen.
    „Gehen wir über die Dächer?" fragte Sagullia Et.
    „Noch nicht", erwiderte ich. „Wenn wir jetzt schon auf die Dächer gehen, haben die Feyerdaler Zeit genug, um uns auch diesen Weg zu versperren. Wir müssen zuerst den Platz so weit wie möglich überqueren."
    Wir gingen los. Nach dem ersten Schritt traten sämtliche Feyerdaler ebenfalls einen Schritt vor. Erneut blieben wir stehen und überlegten.
    Auf diese Weise würden wir kaum entkommen, das lag auf der Hand. Wenn alle. Feyerdaler immer einem Schritt vorrückten, wenn wir einen Schritt machten, würde ihr Kreis immer enger werden und zuletzt in mehrere Reihen gestaffelt sein. Dann kamen wir nicht durch.
    „Flugaggregate müßten wir haben", sagte Sagullia trocken.
    Ich blickte in sein Gesicht und entdeckte in seinen Augen etwas, das ich als Galgenhumor definierte. Unwillkürlich mußte ich lächeln.
    Diese Art Humor hatte ich schon oft in den Gesichtern von Frauen und Männern gesehen - und in meinem Gesicht hatten ihn andere Menschen sicher ebenso oft beobachtet. Es war immer so gewesen, wenn eine Lage aussichtslos erschienen war.
    Dennoch lebte ich noch.
    Ferner Donner grollte. Als wäre er ein Signal gewesen, setzten die Feyerdaler sich in Bewegung und rückten mit seltsam steifen Schritten vor. Die Situation wirkte unheimlich und grotesk zugleich.
    Plötzlich stutzte ich.
    Das Amulett, das vor Sagullias Brust hing, schien stärker aufzuleuchten und schuf in den finsteren Schatten, den die Gewitterwolken auf uns warfen, einen kleinen Kreis rötlicher Helligkeit.
    Das war niemals ein bloßes Schmuckstück, sondern wahrscheinlich ein Gerät dessen Funktion wir allerdings nicht kannten. Sagullia bemerkte meinen Blick und schaute an sich herab. Danach blickte er mich verblüfft an.
    „Was kann das sein?" fragte er.
    Im Norden wetterleuchtete es grell. Einige Sekunden

Weitere Kostenlose Bücher