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0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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uns den Weg versperrte, rissig geworden war und morsch aussah. Ohne lange zu überlegen, trat ich nochmals mit dem Fuß dagegen.
    Diesmal widerstand das Material nicht. Ein großes Stück der Wand löste sich und fiel auf die andere Seite.
    „Das gibt es nicht", erklärte Sagullia und betastete die Ränder des Loches. „Es scheint, als wäre die Struktur des Materials verändert worden." Ich trat noch einmal gegen die Wand. Ein zweites Stück löste sich - und nach drei weiteren Tritten hatte ich eine Öffnung geschaffen, durch die wir ohne Verrenkungen steigen konnten. Ich leuchtete hindurch und erblickte eine Art Kellerraum mit Klimaanlage und Wasserfilter. „Kommen Sie!"
    sagte ich. „Aber ich begreife das nicht", flüsterte der angehende Hyperphysiker. „Der Strukturzerfall des Materials läßt sich mit Einflüssen aus der dimensional normalen Ebene nicht erklären."
    Ich sah ihn nachdenklich an. „Geister wohnen ja auch nicht auf unserer dimensional normalen Ebene, Sagullia. Nehmen wir einmal an, wir haben einen Schutzgeist als Begleiter. Ich schlage vor, daß wir, wenn er wieder zu uns flüstert, die Umgebung genau auf Veränderungen beobachten."
    Meine Erwiderung war nur teilweise scherzhaft gemeint gewesen. Ich war überzeugt, daß etwas oder jemand zu unseren Gunsten eingegriffen hatte, nur verfügte ich im Unterschied zu Sagullia über so viele einschlägige Erfahrungen, daß das Ereignis mich nicht erschüttern konnte.
    Wir durchquerten den Keller, stiegen eine weitere - allerdings neuzeitliche - Treppe hinauf und wollten uns gerade zur Haustür wenden, als vorn über uns ein Geräusch ertönte.
    „Da hat jemand gestöhnt", sagte Sagullia. Bevor ich etwas erwidern konnte, eilte er die Fortsetzung der Treppe hinauf.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Eine halbe Minute später stand ich in einem feyerdalischen Wohnraum und blickte auf eine Feyerdalerin herab, die auf einem Pneumobett lag und uns. aus matt glitzernden Augen anstarrte. Ihre rechte Kopfseite war voller Blut.
    Sagullia holte Wasser und tupfte das Blut ab. Zum Vorschein kam eine böse aussehende, aber nicht lebensgefährliche Platzwunde. Ich betastete vorsichtig die Schädelknochen und stellte fest, daß sie heil waren. Wahrscheinlich hatte die Frau eine Gehirnerschütterung erlitten, sonst hätte sie aufstehen und ihre Wunde selbst versorgen können.
    Als Sagullia die Ränder des Kopfschwartenrisses zusammendrückte und Heilplasma darauf sprühte, schaltete ich meinen Translator ein. „Können Sie mich hören?" fragte ich.
    „Ich höre Sie", antwortete die Feyerdalerin mit schwacher Stimme. „Sie sind Fremde - von einem anderen Planeten. Haben Sie Pröhndome erobert?"
    „Wir sind Gäste des Berührungskreises und aller Feyerdaler", antwortete ich. „Allerdings kommen wir mit der Feinsprache nicht zurecht."
    „Die Feinsprache ist Irrsinn", erklärte die Frau. Zumindest also konnte sie noch klar denken. „Ich muß verblendet gewesen sein, als ich mich darum bewarb, Regelerschafferin zu werden. Aber hier ist die Hölle. Nur DAS WORT kann uns retten."
    „DAS WORT will Sie und Ihre Gefährten retten?" fragte ich verwundert.
    Die Frau wurde schläfrig. „Psychische Überlastung", flüsterte sie. „Mentale Kräfte DES WORTES sollen ausgleichen." Ich nickte nachdenklich. Offenbar hatte man in der Kontaktzentrale von den grauenhaften Zuständen in der Bucht der blauen Geier erfahren und DAS WORT geschickt, damit es durch seine mentale Ausstrahlung die psychische Verkrampfung der ausgedienten Regelerschaffer löste und ihren Aggressionstrieb dämpfte.
    Nur ahnte man in der Kontaktzentrale nicht, daß DAS WORT von den Kräften VERNOCs übernommen war.
    „Sie schläft", stellte Sagullia fest. „In wenigen Tagen ist sie gesund, und in ein paar Stunden wird sie schon aufstehen können."
    „Wir gehen", erklärte ich. „Ich muß wissen, was DAS WORT wirklich hier treibt. Die Kräfte VERNOCs werden kaum daran interessiert sein, den Wahnsinnigen zu helfen."
    Wir verließen den Raum und das Haus. Draußen war der Himmel wieder klar. Kein Feyerdaler ließ sich sehen. Wir nutzten die günstige Gelegenheit und eilten zu dem Torweg, der aus der Wohnanlage führte. Auch hier begegneten wir niemandem.
    Endlich erreichten wir die Brücke, die zu dem Plateau führte, auf dem ich DAS WORT entdeckt hatte. Wir überschritten sie.
    Plötzlich blieb ich stehen.
    „Was gibt es, Perry?" fragte Sagullia.
    „Der Gleiter ist verschwunden",

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