Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
gehen.
    Warum brannte das Kaminfeuer so?
    Warum plötzlich diese Glut, dieses infernalische Knacken? Warum fiel er hin? Was heulte da über ihn hinweg? Was schrie in seiner Nähe so nervenzerfetzend?
    Aldrin lag am Boden, ohne es richtig wahrzunehmen. Wie eine Maus, die ihr Versteck in einer Ackerfurche gefunden hatte. Er spürte etwas Blut an seinem Gesicht, er konnte auf einmal nichts mehr hören, und ein furchtbarer Gestank senkte sich wie ein gewaltiges Leichentuch über ihn und die Umgebung hinweg.
    Er merkte kaum, dass er zitterte, in seinem Kopf war eine Leere, wie er sie nicht kannte. Die Beine hatte er angezogen und eine embryonale Haltung angenommen. Das Furchtbare war zu einer grausamen Wahrheit geworden, die er nicht fassen konnte.
    Aldrin war eingetaucht in eine Tiefe und kam sich gleichzeitig vor, als würde er davonschweben. Geister umgaben ihn wie wilde Gesellen. Alles war anders geworden, die Welt um ihn herum hatte ein fremdes Gesicht erhalten, nein, sie hatte überhaupt keins mehr.
    Aldrin stand wieder auf.
    Er tat es im Zeitlupentempo. Als er sich schließlich aufgerichtet hatte, da überlegte er, wo er sich befand. Sein Gehirn war so gut wie nicht mehr in der Lage, die Eindrücke zu verarbeiten, die ihn umgaben.
    Aldrin hob seine Hand und presste sie gegen die Augen. Er musste nachdenken und wollte sich durch nichts ablenken lassen. Erst später wollte und würde er sehen, was sich verändert hatte, und zwar dann, wenn er sich gewissen Dingen genähert hatte. Vertraut machen mit den Tatsachen, die so neu für ihn waren.
    Er kramte in seiner Erinnerung.
    Allmählich erst stiegen die Bilder wieder vor seinem geistigen Auge auf. Der Nebel lichtete sich, aus ihm formten sich Szenen wie Filmschnitte, die sich dann zu einem Bild zusammensetzten.
    Da war der Himmel gewesen, er hatte die Kälte gespürt, und er hatte auch das Flugzeug gesehen, das zu niedrig geflogen war.
    Schließlich war es abgestürzt.
    Wayne ging. Er bewegte sich, ohne dass er es eigentlich wollte. In seinem Innern lief ein Motor. Er sorgte dafür, dass er sich einem bestimmten Ziel näherte. Wayne hob die Beine an, um nur nicht zu stolpern. Er holte Luft. Bei jedem Atemzug hatte er das Gefühl, die Lungen würden sich mit einer stinkenden Flüssigkeit füllen, die nach Rauch, Kerosin und verbranntem Fleisch schmeckte.
    Er schluckte.
    Verbranntes Fleisch, das genau war es. Ja, so musste es riechen, denn in der Erinnerung sah er wieder die Puppen aus dem Loch der Maschine fallen. Nein, das waren Menschen gewesen, keine Puppen. Menschen und Feuer, keine Chance mehr.
    Während er ging, schaute er sich um. Überall brannte es. Schwarzer Rauch stieg auf, wo die Maschine liegen musste. Dabei stank es so penetrant, dass es ihm beinahe den Atem nahm. Er schritt nicht mehr normal voran, sondern schwankte bei jeder Bewegung. Es sah so aus, als würde er jeden Moment hinfallen, aber Wayne ging weiter. Er dachte auch nicht darüber nach, woher er die Energie nahm, er tat es einfach, und es war eigentlich sein normaler Spaziergang, den er immer nahm, der jetzt allerdings so furchtbar verfremdet wirkte und zu einem Feld des Grauens geworden war.
    Es war kein Hügel und auch keine Anhöhe, die er hochgehen musste. Das Gelände hatte nur eine etwas andere Form angenommen. Man konnte es als eine flache Erhebung bezeichnen, um die sich der Fluss herumschlängelte. Mit schweren Schritten näherte sich Wayne seinem Ziel, und als er den höchsten Punkt erreicht hatte, blieb er stehen, runzelte die Stirn und schaute dorthin, wo die Maschine lag.
    Es war ein weites Feld, ein schreckliches Bild. Die rechte Tragfläche sah er nicht, sie lag wo anders, aber er sah die Schnauze des Clippers, die sich wie ein gewaltiger Hammer wuchtig in den gefrorenen Boden gebohrt hatte. Schräg dahinter lag das Heck der Maschine. Zerborsten wie ein dünner Käfig aus schmalen Holzplatten.
    Was sich in ihm befunden hatte, war herausgeschleudert worden.
    Gepäckstücke, Sitze, Puppen…
    Er stolperte über einen schwarzen Gegenstand. Bevor er fallen konnte, tat er einen großen Schritt nach vorn, blieb stehen und sah, dass es keine Puppe war.
    Vor ihm lag ein zusammengekrümmtes Bündel aus verbranntem Fleisch. Das war einmal ein Mensch gewesen, und er war nicht allein. Wayne entdeckte sie überall. Sie lagen verstreut in der Umgebung, sie alle hatten nicht die Spur einer Chance gehabt. Sie waren durch die Wucht herausgeschleudert worden und hatten sich verteilt, um dieses

Weitere Kostenlose Bücher