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0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nur fasste sie nichts an. Sie wirkte wie eine Person, die der Himmel entlassen und einfach in die Welt gestellt hatte.
    Der Himmel oder die Hölle!
    Darüber war Wayne sich nicht im klaren. Das Feuer hatte das winterliche Gras um ihn herum verkohlt, und so kam er sich vor wie auf einer schwarzen Insel.
    In seinem Kopf tuckerte es. Die Stirn war angefüllt mit schlimmen Gedanken, die er allerdings nicht in eine Reihenfolge bringen konnte. Immer wieder störte ihn der Anblick dieser Person, und er hätte sie gern nach ihrem Namen gefragt, aber auch das traute er sich nicht. Er musste sie so nehmen, wie sie war.
    Sie kam nicht direkt auf ihn zu, sondern näherte sich mehr von der linken Seite her. Allerdings war sie schon so nahe an ihn herangekommen, dass Wayne auch ihr Gesicht besser erkennen konnte. Es zeigte einen Ausdruck, das musste auch so sein.
    Nein, es zeigte keinen Ausdruck. Es war einfach glatt und irgendwo auch nachdenklich.
    Das wollte Wayne Aldrin nicht in den Kopf. Jeder normale Mensch hätte bei diesem furchtbaren Anblick Schmerz und Entsetzen gezeigt, doch das Gesicht dieser Person blieb unbewegt – neutral. Sogar den Blick ihrer Augen konnte Wayne sehen. Sie schaute sich nachdenklich, möglicherweise auch wissend um.
    Jetzt hörte er sie auch. Ihre Schritte hinterließen auf der verbrannten Erde ein leises Schleifen. Wayne konnte sich noch immer nicht rühren, obwohl ihn der Impuls überkam, den Arm auszustrecken, um sie anzufassen, sie zu berühren, damit er feststellen konnte, ob es sich bei der Frau tatsächlich um ein Wesen aus Fleisch und Blut handelte. Die Begriffe Puppe und Roboter schossen ihm durch den Kopf. Ferngelenkte, künstliche Geschöpfe, alles mögliche konnte da in Frage kommen, denn die Technik war sehr weit fortgeschritten, aber das alles verschwand wieder aus seinem Hirn, als die Frau vor ihm stehen blieb und ihn anschaute.
    Auch er blickte ihr ins Gesicht.
    Beide sprachen nicht, beide waren so unterschiedlich, und sie tasteten sich mit ihren Sinnen ab. Aldrin fühlte sich unwohl. Er merkte den kalten Schauer auf seinem Rücken. Er hatte gedacht, eine tiefe Furcht vor dieser Person zu empfinden und wunderte sich darüber, dass es nicht der Fall war. Er stand ihr neutral gegenüber, ließ sich anschauen und dabei durch ihre Blicke sezieren.
    Dann ging sie noch weiter.
    Wayne wollte zurück, was er nicht schaffte. Die Unbekannte streckte ihre Hand aus. Er zuckte noch vor der Berührung, dann ein zweites Mal, als Finger über seine rechte Wange strichen, die so kalt wie Eiszapfen waren, und er dachte daran, dass es sich durchaus um die Finger einer Toten handeln konnte, aber das war es nicht, denn diese Frau lebte, sie existierte, und Tote konnten nicht normal gehen und sich wie lebende Menschen fortbewegen.
    Ihre Hand sank wieder nach unten. Sie war noch in der Bewegung, als bei Wayne Aldrin der Bann riss. Plötzlich konnte er sich wieder normal bewegen, er fasste auch den klaren Gedanken und setzte ihn in eine Frage um.
    »Wer bist du…?«
    Aldrin erhielt eine Antwort. In dem ebenmäßigen Gesicht der Frau bewegten sich die Lippen. Der Mund verzog sich zu einem Lächeln, das war auch alles.
    Warum wollte sie nicht reden? Konnte sie nicht – durfte sie nicht, und er stellte die Frage noch einmal.
    Diesmal lächelte sie nicht. Die Unbekannte drehte sich zur Seite und ging weg.
    Aldrin schaute ihr nicht nach. Er musste erst einmal nachvollziehen, was er da erlebt hatte. Mit nach unten gerichtetem Blick blieb er stehen und runzelte die Stirn. Er wollte überlegen, dazu kam er auch nicht mehr, denn die Antwort erreichte ihn urplötzlich. Ihm war, als hätte sich sein Kopf geöffnet, damit die flüsternde Stimme in seine eigene Gedankenwelt eindringen konnte.
    »Ich bin ein Medium…«
    »Wieso… was …?« Plötzlich war er durcheinander, bekam Sodbrennen. Kopfschmerzattacken überrollten ihn. Er konnte mit der Antwort nichts anfangen, doch er schaffte es, sich auf der Stelle zu drehen, was er bereits als einen kleinen Vorteil ansah.
    Er wollte ihr nachschauen, sie vielleicht zurückholen. Das aber war nicht mehr zu schaffen.
    Die Unbekannte war verschwunden. Es gab die geheimnisvolle Frau nicht mehr. Sie hatte sich zurückgezogen, sie hatte sich…
    »Nein, nein, das ist doch nicht möglich!« Hier gab es keine Verstecke. Wayne war durcheinander, er konnte seine Gedanken nicht mehr in die richtige Reihenfolge bringen, und trotzdem kam er, auch wenn er es drehte und wendete, nur zu

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