0789 - Der Zombie-Teich
zusammen, wobei sie nicht sehen konnte, dass ich vorging und auf das Grab zuschritt. An seiner Schmalseite blieb ich stehen.
Diese Person steckte noch voller Hass, wobei sie selbst nicht die Schuld trug. Virginia hatte sie zu dem gemacht, was da in der Grube vor mir hockte und nun versuchte, aus dem Grab zu klettern. Es gelang ihr zunächst nicht, denn ihr rechter Fuß spielte nicht mit. Trotz ihres Zustands spürte sie die Schmerzen ebenso wie ein normaler und nicht auf der Seite des Bösen stehender Mensch.
Ich ließ mir Zeit, als ich das Kreuz hervorholte, denn mit ihm wollte ich den Dämon aus ihr vertreiben. Das matte Silber schimmerte in meiner Handfläche. Die Nonne Monica hatte es noch nicht gesehen, ich wollte sie durch diesen Anblick überraschen, und das Kreuz würde diesen verdammten Dämon aus ihr heraustreiben.
Als sie beide Handflächen auf den Rand des Grabes gestemmt hatte, bückte ich mich der Öffnung entgegen. Sie musste wohl die Veränderung meines Schattenbildes gesehen haben und war gewarnt worden.
Monica hob den Kopf an.
Da sah sie das Kreuz!
Ein Zittern durchtobte ihre Gestalt. Sie blieb in dieser unnatürlichen, hochgestemmten Haltung, und für die Dauer von zwei, drei Sekunden schien ihr Gesicht regelrecht zu zerfließen, sodass ich in das bleiche Gerüst der Knochen schauen konnte.
Dann brüllte sie noch einmal schrecklich auf. Etwas glitt durch ihren Mund nach außen, ein dünner, schattenhafter Aal, ein Stück Hölle, das in ihr gesteckt hatte. Dann kippte sie endgültig zurück und krachte wieder in den Sarg.
Jammernd blieb sie liegen, sie weinte, und dieses Weinen war für mich eine natürlich Reaktion und ein Zeichen dafür, dass sie nicht mehr von einem Dämon besessen war.
Ich ließ das Kreuz wieder verschwinden und kletterte in das Grab hinein, um den Frauenkörper hervorzuholen.
Monica war zusammengebrochen. Aus eigener Kraft hätte sie das Grab nicht verlassen können, ich musste sie schon herauszerren.
Als ich sie ansprach, reagierte sie nicht. Sie war neben mir zusammengebrochen. »Können Sie gehen?«, fragte ich leise.
Die Nonne weinte nur.
Ich hob sie an, stützte sie ab, da bewegten sich ihre Beine, und so trat ich den Rückweg an. Der Reverend und Larissa hatten die Kapelle bereits verlassen. Beide traf ich im Kloster, wo sie in der Halle auf mich gewartet hatten. Larissa saß auf einem Stuhl, die Hände vor ihr verletztes Gesicht gepresst. Sie war nicht einmal fähig, eine Aussage zu machen. Peters stand hilflos und betreten schauend neben ihr. Er war froh, dass ich kam und sprach mich auch sofort an.
»Sie hat mir nicht sagen können, wo hier der Erste-Hilfe-Kasten oder irgendetwas Ähnliches aufbewahrt wird.«
»Das werden wir ändern.« Auch Monica drückte ich auf einen Stuhl. Sie hatte Schmerzen im Bein. Als ich auf sie einsprach, blickte sie mich an und verstand auch, was ich von ihr wollte. Ich fragte sie zweimal nach dem Bad und einer Sanitätsstelle, und sie erklärte mir schließlich den Weg. Dabei stellte ich fest, dass ich gar nicht mal weit zu laufen brauchte.
»Sie warten bitte hier«, wies ich den Reverend an, der damit einverstanden war.
Den Sanitätsraum konnte man vom Bad aus betreten. Ich ließ die in Reihen nebeneinander stehenden Duschen rechts liegen und öffnete eine graue Tür. Ich machte Licht. Zwei Leuchtstoffröhren an der Decke strahlten den fensterlosen Raum bis in den letzten Winkel hin aus. Es war alles vorhanden, was ich für eine Erste Hilfe brauchte. Mit dem Koffer in der rechten Hand ging ich wieder zurück in die Halle, wo Larissa leise vor sich hin wimmerte.
»Wollen Sie oder…?«
»Kennen Sie sich denn aus, Reverend?«
Er hob bedauernd die Schultern. »Leider nein, Mister Sinclair. Ich bin da völlig fremd.«
»Okay, dann übernehme ich es.«
So behutsam wie möglich ging ich vor. Zum Glück war nicht alle Haut verbrannt, aber es reichte, um immer wieder die Schmerzen durch das Gesicht zu pumpen.
Ich desinfizierte die Wunden, verband sie auch locker und war dabei ins Schwitzen geraten. Aufatmend trat ich zurück. »So, jetzt möchte ich nur wissen, wo es hier in der Nähe einen Arzt gibt, den ich anrufen kann. Sie wohnen hier, Reverend. Können Sie mir da helfen?«
»Es gibt einen in Westbury.«
»Wunderbar. Kennen Sie die Telefonnummer?«
»Ja. Aber mitten in der Nacht…«
»Sorry, aber diese Ausrede lasse ich nicht gelten. Ein Arzt ist noch immer dazu da, um sich um Verletzte und Kranke zu kümmern.
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