Puna - Toedliche Spurensuche
»A-n-n-n-j-a-a-a«. Wieder ertönte die metallene Stimme in diesem eigenartigen Singsang. Zu Beginn einen Ton tiefer, schwoll die Stimme allmählich an, gewann an Höhe, um schließlich auf den Ausgangston zurückzukehren. Jedes Mal schien sie von woanders her zu kommen.
In einiger Entfernung: Scheppern von Metall auf Metall.
Anja versuchte, sich hinter einem Stahltank geduckt, zu orientieren. Es war dunkel. Sie wischte sich ihre verklebten schwarzen Haare aus dem Gesicht. Ihre Atmung lief auf Hochtouren.
Vorsichtig streckte sie den Kopf aus der Deckung hervor. Ein letzter Versuch, zu Ariana zu kommen, die leblos auf dem Boden lag. Wenige Meter entfernt und doch unerreichbar. Der nächste Knall. Schräg von oben ein Mündungsfeuer. Ein Einschlag keine zwei Meter von ihr entfernt.
»A-n-n-n-j-a-a-a«
Das metallische Scheppern näherte sich unaufhörlich. Anja schlich weiter langsam rückwärts - weg von Ariana. Plötzlich merkte sie etwas Hartes im Rücken. Ihre Hand tastete sich vorsichtig an dem Widerstand entlang. Sie musste die Wand erreicht haben. Wo konnte sie jetzt noch hin? Sie entschied sich dafür, nach links zu kriechen. Ihre linke Hand tastete sich dabei an der Wand entlang.
»A-n-n-n-j-a-a-a«
Gehockt kroch Anja weiter als ihre Hand unerwartet eine glatte Metallfläche spürte. Eine Tür? Vorsichtig tastete sie höher. Dabei versuchte sie, angestrengt in die Dunkelheit zu horchen. Kein Laut außer dem metallischen Scheppern. Mit ihren Fingern tastete sie den Griff. Behutsam, mit Druck in Richtung Tür zog sie ihn herunter. Mit der anderen Hand presste sie unten gegen die Tür. Als der Türgriff bis zum Anschlag heruntergezogen war, versuchte sie die Tür vorsichtig zu öffnen. Mit einiger Erleichterung stellte sie fest, dass sie unverschlossen war. Sehr langsam öffnete sie den Ausgang, um keine verräterischen Geräusche zu verursachen. Als der Spalt groß genug war, kroch sie hindurch und zog genauso langsam die Tür wieder zu. Danach versuchte sie, sie abzuschließen. Aber dort, wo ein Schlüssel hätte stecken müssen, fand sie nichts. Fieberhaft blickte sie sich um. Im Dunkel sah sie nicht viel. Ein Schreibtisch. Ein Stuhl. Leere Regale und Schränke. Sie eilte herüber und zog den Stuhl zur Tür. Mit etwas Mühe konnte sie ihn unter der Türklinke verkannten.
Einen Augenblick hielt sie inne, um wieder zu Luft zu kommen.
»A-n-n-n-j-a-a-a«
Hektisch blickte sie sich um. Sie zog den Schreibtisch heran und versuchte damit, den Stuhl unter der Klinke zu stabilisieren. Jemand machte sich auf der anderen Seite an der Tür zu schaffen. Erneut Ruhe. Plötzlich hörte sie einen dumpfen Aufprall auf der Tür.
Anja tastete sich weiter durch den Raum. Er schien kleiner als erwartet, zu sein. Denn sie stieß schon nach wenigen Schritten gegen die nächste Tür. Schnell lief sie hindurch. Wieder der Griff nach dem Schlüssel. Positiv. Sie drehte ihn im Schloss herum und eilte die sich anschließende Metalltreppe hinunter. Erneut befand sie sich in einer Halle.
Geräusch von splitterndem Glas.
»A-n-n-n-j-a-a-a«
Sie eilte weiter. Der Gang wurde breiter. Sie hörte schwere Schritte eine Metalltreppe herunterstampfen. Die nächste Tür. Verschlossen. Sie rüttelte daran, aber die Tür bewegte sich keinen Millimeter.
Sie bahnte sich einen Weg zwischen dem Gewirr an Leitungen auf der linken Seite. Aber plötzlich ging gar nichts mehr. Sie hockte sich auf den Boden. Ihre Lungen schmerzten. Ihr Herz raste. Während sie nach Luft rang, versuchte sie gleichzeitig die Atmung zu normalisieren. Sie würde sich darüber verraten, so wie sie nach Luft rang. Immer wieder presste sie eine Hand vor den Mund. Schluckte.
Die Schritte und das metallische Scheppern entfernten sich allmählich.
Langsam keimte Hoffnung in ihr auf. Vorsichtig setzte sie sich auf den Boden und zog die Beine zu sich heran. Sie hielt für einen kurzen Moment die Luft an und horchte angestrengt in den Raum, um im nächsten Moment noch stärker nach Luft zu ringen. Kein Geräusch.
Sollte sie es geschafft haben? Alles blieb ruhig. Kein Scheppern. Nur ihr Herzschlag.
Sie wartete. Allmählich ließ die Anspannung nach. Langsam streckte sie die Beine aus.
»A-n-n-n-j-a-a-a«
Erneute Anspannung. Sie hielt die Luft an ... Alles blieb ruhig. Allmählich erkannte sie, schemenhafte Umrisse um sie herum.
Vor ihr musste ein alter Kessel stehen. Was war das für ein eigenartiger roter Punkt auf dem Stahl? Starr. Klein. Aber hell. Anja überlegte.
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