079 - Der Körperdieb
Streifenwagen zurückkehrte, sah Kerr, daß die Glasfigur verschwunden war. Er konnte sich das nicht erklären. Er konnte überhaupt nicht begreifen, was er gesehen hatte. Es überstieg sein geistiges Fassungsvermögen.
All das konnte ihm nur seine Fantasie vorgegaukelt haben.
Sein Herz hämmerte wie eine Dampframme gegen die Rippen, und Schweiß trat ihm auf die Stirn.
Browning erreichte das Fahrzeug. Ein kalter, grausamer Ausdruck prägte seine Züge. Das war nicht mehr der Dick Browning, mit dem Kerr seit acht Jahren Streife fuhr.
Das war ein gefährlicher Todfeind!
Browning stieg nicht auf der Beifahrerseite ein. Er kam um die Fahrzeugschnauze herum, und Kerr bekam es mit der Angst zu tun.
Der Glasmann befand sich in seinem Kollegen! Seelenlos war Dicks Blick.
Er will mich umbringen! durchzuckte es Kerr, und darauf gab es nur eine Antwort: Flucht!
Seine Hand fiel auf den Knauf des Schalthebels. Er schob den ersten Gang ins Getriebe und gab Vollgas. Die Kraft des Motors packte die Antriebsräder und wirbelte sie um die Achsen.
Die Pneus drehten sich pfeifend durch, und als sie griffen, machte das Polizeiauto einen Satz vorwärts. Blauer Rauch stieg aus den Radkästen.
Der Wagen stieß gegen Browning. Es gab einen dumpfen Knall, und Kerr rechnete damit, daß sein Kollege niedergestoßen oder zur Seite geschleudert werden würde.
Doch nichts geschah. Wie ein mächtiger Baum, der seine Wurzeln über Jahrzehnte im Boden verkrallt hatte, stand Browning da. Unverrückbar.
Der Streifenwagen konnte nicht weiterfahren. Die Reifen heulten immer schriller, der Gummiabrieb war enorm, das Fahrzeugheck tanzte hin und her.
»Weg!« brüllte Kerr. »Verschwinde, du Monster!«
Er drehte wie von Sinnen am Lenkrad, während sich der Wagen nicht von der Stelle rührte. Browning verzog jetzt das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen.
Endlich begriff Kerr, daß es auch noch eine zweite Richtung gab, in die er fahren konnte: zurück.
Sofort schaltete er wieder. Und damit würgte er, der normalerweise wie kein zweiter das Fahrzeug beherrschte, den Motor ab. Entsetzt griff er nach dem Zündschlüssel und drehte ihn.
Der Anlasser mahlte, aber die Maschine sprang nicht an.
»Komm schon, verdammt!« schrie Kerr heiser. »Laß mich doch jetzt nicht im Stich!«
Browning machte einen Schritt zur Seite. Er kam, um Kerr zu töten!
»Komm schon, spring an! So spring doch endlich an, du verfluchte Mistkarre!«
Kerr schlug auf das Lenkrad, verriegelte die Tür und kurbelte das Fenster gehetzt nach oben. Aber er glaubte nicht, vor Browning sicher zu sein. Nicht nach dem, was er gesehen hatte.
Er griff nach dem Mikro und wollte einen Notruf absetzen, doch dazu ließ es Browning nicht kommen. Er ballte die Rechte zur Faust und zertrümmerte das widerstandsfähige Glas mühelos und mit dem ersten Schlag.
Splitter flogen dem Fahrer ins Gesicht und ritzten seine Haut. Er blutete, ließ sich zur Seite fallen und entzog sich so dem Zugriff des gefährlichen Kollegen.
Er rutschte zur Beifahrerseite hinüber. Beißender Schweiß rann ihm in die Augen. Er krallte die Finger um die Sitzpolsterung und zog sich atemlos vorwärts, während Browning die Verriegelung öffnete.
Die Tür schwang auf der Beifahrerseite auf, als ihr Kerr einen kräftigen Stoß gab. Es hatte den Anschein, als könne er das Unmögliche doch noch schaffen.
Vielleicht kommst du davon! schrie es in ihm. Gib nicht auf!
Browning riß die Tür auf und beugte sich in den Wagen. Mit beiden Händen griff er nach dem Kollegen. Er hielt ihn nicht nur fest, sondern zerrte ihn zurück.
Kerr schrie. Der Griff des verwandelten Kollegen war schmerzhaft, aber das war nicht der Grund, weshalb Kerr wie auf der Folter brüllte. Es war die Aussichtslosigkeit seiner Lage, die ihn in helle Panik versetzte.
Er drehte sich und versuchte Browning mit beiden Beinen aus dem Wagen zu stoßen, doch der Mörder in Uniform zog ihn immer näher an sich heran.
Browning war immer schon stark gewesen, aber den Kräften, die ihm jetzt zur Verfügung standen, vermochte Kerr nichts entgegenzusetzen.
Ein schreckliches Wort brannte sich in Kerrs Gehirn: VERLOREN!
Ja, das war er… verloren!
Browning beugte sich über ihn. Seine Hände stießen wie Todesklammern herab. Sie packten Kerrs Hals, umschlossen diesen und drückten grausam zu.
Als Kerr tot war, riß ihn Browning aus dem Wagen und warf ihn auf die Straße. Dann schwang er sich hinter das Steuer, schloß beide Türen und fuhr
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