079 - Die Insel der wandelnden Toten
Rinderhälften eingeklemmt, sah Paolo, wie auch die drei anderen Toten sich erhoben und ihrem Anführer zum Ausgang folgten.
Paolo wurde übel. Und als er zufällig auf seine Hände blickte und sah, daß sie sich ebenfalls schwarz verfärbt hatten, wollte er schreien, doch das Entsetzen schnürte ihm die Kehle zu.
Die zum Leben erwachten Toten hatten die Verwesung auf ihn übertragen. Und gleichzeitig ging eine Verwandlung mit ihm vor. Er schloß sich den vier Leichen an. Er folgte ihnen ins Obergeschoß hinauf, um Verwesung und Tod unter die Gäste der Grotta Marcello zu bringen.
Ein schriller Schrei gellte durchs Lokal, als auf der Bühne vier schaurig aussehende Gestalten auftauchten, denen eine fünfte bald folgte. Einige Männer, die dahinter einen makabren Scherz vermuteten, lachten unsicher. Doch das Lachen verging ihnen schnell.
Eine der Gestalten – die im bunten Scheinwerferlicht noch unwirklicher aussahen – umfaßte das Mädchen, das sich auf der Bühne gerade verführerisch auszuziehen begann, von hinten. Das Mädchen begann sich zu winden und in höchster Not zu schreien.
Da begriffen alle, daß es sich nicht um einen Scherz handelte.
Marcello Sanza sprang beim Anblick der wandelnden Leichen auf.
„Das sind die Toten aus dem Kühlraum!“ schrie er fassungslos.
Der Tisch fiel polternd um, als auch die anderen von ihren Plätzen sprangen. Gianni Chiusa zog seine Waffe und stellte sich schützend an die Seite seines Vaters.
„Ich habe Ihnen gesagt, daß die Toten keine Ruhe finden würden“, sagte Dorian zu dem Mafiaboß. „Sie hätten sie verbrennen sollen.“
Der Don stand reglos da und starrte wie gebannt zu den fünf Gestalten hinüber, die sich dem Bühnenrand näherten und anschickten, das Podium zu verlassen.
Marcello Sanza rief seinen Leuten Befehle zu, aber sie waren über das ganze Lokal verteilt und konnten sich nur mühsam einen Weg durch die Gäste erkämpfen, die in wilder Panik den Ausgängen zustrebten. Einige Mafiosi hatten ihre Waffen gezogen und schossen über die Köpfe der Menge auf die fünf Monster, doch ihre Kugeln richteten keinen Schaden an. Sie hinterließen nur Löcher in den halb verwesten Körpern.
Sanza und Gianni nahmen die wandelnden Toten nun ebenfalls unter Beschuß. Die Striptease-Tänzerin stand mitten im Kugelhagel und wurde etliche Male getroffen. Dorian sah die Einschußstellen in ihrem Körper, doch suchte er vergeblich nach Blut. Aus den Wunden kamen nur einige Tropfen schwarzer Flüssigkeit. Ein Zeichen dafür, daß die tödliche Infektion blitzschnell auf gesunde Körper übergreifen konnte und sie im Nu zersetzte. „Zum Ausgang!“ schrie Dorian Hunter über den Lärm hinweg. „Wer von den Toten berührt wird, ist unweigerlich verloren!“
Von der Bühne her schlug ihnen bestialischer Gestank entgegen. Die meisten der Gäste waren bereits aus dem Lokal. Einige, die von den anderen erbarmungslos niedergetreten worden waren, rafften sich mit letzter Kraft auf und schleppten sich zum Teil auf allen vieren fort.
Obwohl die Gäste leichte Opfer für die Untoten gewesen wären, kümmerten sich diese überhaupt nicht um sie. Sie wichen manchmal aus und strebten zielbewußt auf die Loge zu, in der sich noch immer Don Chiusa und seine Freunde aufhielten.
Anstatt schleunigst die Flucht zu ergreifen, hatte sich der Mafiaboß von seinen Leibwächtern umringen lassen. Doch obwohl sie ununterbrochen feuerten, konnten sie die Untoten nicht aufhalten. Jetzt kamen die sechs aus drei Richtungen. Sie hatten Don Chiusa und seinen Begleitern den Weg zu den Ausgängen abgeschnitten und trieben sie immer mehr in die Enge.
Das Mädchen, das noch vor wenigen Minuten die Gäste mit den Reizen ihres makellosen Körpers betört hatte, bot nun einen furchtbaren Anblick. An manchen Stellen war ihre Haut noch glatt, wenn auch bereits schwarz verfärbt, aber dazwischen schwärten tiefe Wunden.
Dorian Hunter hob einen Sessel hoch und schleuderte ihn einem Untoten entgegen. Der konnte dem Wurfgeschoß nicht mehr ausweichen und wurde zu Boden gerissen. Dorian nutzte die Gelegenheit und sprang über die Balustrade der Loge auf die Tanzfläche. Dort ergriff er den nächsten Stuhl und hielt ihn einem anderen Untoten, der sich ihm drohend näherte, entgegen. Auch Chiusas Leibwächter sahen nun ein, daß sie mit ihren Pistolen gegen diese unheimlichen Gegner nichts ausrichten konnten und machten es Dorian nach. Mit Stuhl – und Tischbeinen bewaffnet, stellten sie
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