0791 - Blutzwang
Schlachtfeld aussah. Doch seit Carlotta unter recht seltsamen Umständen verschwunden war, lebte Ted in einer Gedankenwelt, die Gryf nicht unbedingt haben musste. Der Verlust seiner Geliebten hatte den Freund völlig aus der Bahn geworfen.
Gryf wusste von Zamorra und Nicole, dass sie sich Sorgen um Ewigk machten. Er verharrte in dem Wahn, die DYNASTIE DER EWIGEN hätte die schöne Römerin entführt. Nichts und niemand konnte ihn vom Gegenteil überzeugen.
Außerdem wollte der Druide vermeiden, dass seine Anwesenheit in Rom in bestimmten Kreisen überhaupt bekannt werden konnte. Die Vampirclans waren mächtig und verfügten über ein ausgedehntes Informantennetz.
Im Bett neben Gryf räkelte sich die kleine Monica. Mit einem anerkennenden Schmunzeln betrachtete er ihren Körper, an dem es wirklich überhaupt nichts zu mäkeln gab. Pfeifenraucher waren nun einmal Genießer. Auch auf anderen Gebieten.
»Weißt du, irgendwie siehst du mit dem Rotzkocher in der Hand blöd aus.« Monica war ein süßes Mädchen, das er vorgestern durch Zufall in der Hotelbar kennengelernt hatte. Süß war auch ihr kleiner Schmollmund - solange sie ihn nicht öffnete, denn dann wusste man gleich, woran man bei ihr war. »Bist doch viel zu jung für so ein Opazeug.« Sie nestelte auf dem kleinen Tisch neben dem Bett nach ihrer Zigarettenschachtel.
Zu jung - wenn sie meinte.
Okay, er wollte der Süßen nicht den gerade anbrechenden Tag ruinieren und ihr sein wahres Alter nennen. Geglaubt hätte sie ihm das ganz sicher nicht.
Ohne zu kontern schnappte sich Gryf das Mädchen. Rauchen konnten sie auch später noch.
Dennoch, selbst bei der folgenden äußerst angenehmen Tätigkeit konnte er sich nicht entspannen, sich wirklich fallen lassen. Etwas würde geschehen. Vielleicht war es bereits im Gange?
Gryf konnte sie förmlich riechen, die Vampirbrut, die nach Macht, Einfluss und Blut gierte.
Durch das Fenster des Hotelzimmers konnte er den rot schimmernden Himmel über den Dächern der Stadt sehen.
Rot wie Blut…
***
... eine neue Mail...
Freundlich war sie ja, die Frauenstimme, die Professor Zamorra dennoch an manchen Tagen am liebsten zum Schweigen gebracht hätte. Konnte man einer computergenerierten Stimme wohl ein Pflaster über den virtuellen Mund kleben? Unsinn, wo kein Mund, da kein Pflaster. Allerhöchstens ein Drehschalter, mit der man sie still bekam.
Sie verkündete im besten Fall neue Arbeit, meist frischen Ärger, von dem er jedoch bereits jetzt in ausreichendem Maße besaß.
Neue Problemfälle, neue Fronten, an denen man sich mit Dämonen, Vampiren oder durchgedrehten Invasoren aus dem All herumschlagen musste. So langsam konnte man den Überblick verlieren.
Die Sache mit dem Dhyarra-Kristall aus der Vergangenheit, dessen Dieb den Verstand verloren hatte; die Sache mit dem Insektensprecher, dem Seelenangler oder dem Mann, der sich in einen Waran verwandeln konnte. Das Dorf, das nur in einer Traumwelt existierte… die Wolfshorden der Tulis-Yon und die Vampir-Dämonen Kuang-Shi und Fu Long - und nicht zu vergessen die »Operation Höllensturm«, die einige der Freunde und Mitstreiter das Leben gekostet hatte…
Und immer wenn Zamorra hoffte, ein paar Tage Urlaub einlegen zu können, zeichnete sich das nächste Unheil ab. Auch bei dieser Mail war es sicher nicht anders.
Den Absender kannte Zamorra nicht, doch das hatte ja nicht viel zu bedeuten. Der umfassende und stets auf dem aktuellen Stand befindliche Virenschutz gab jedenfalls keinen Alarm. Als er die erste Zeile las, knurrte der Professor ungehalten.
Was wollte denn der nun wieder von ihm?
Ich brauche noch immer Ihren Schutz, denn Sarkana will mich töten.
Mein Wissen habe ich unglücklicherweise aus geplaudert. Doch ich fordere nach wie vor Ihren Schutz an. Helfen Sie mir. Sonst töte ich die Frau. Ich warte auf Ihre Entscheidung. Wir sind Brüder ; Zamorra.
Don Jaime.
Zamorra schüttelte den Kopf. Bis heute wusste er nicht, aus welchem Grund dieser Vampir aus Spanien ihn, Zamorra, als seinen Bruder bezeichnete. Und er wollte es auch überhaupt nicht wissen. Jaime interessierte ihn nicht. Sarkana würde sich des Dons annehmen, so viel stand fest. Denn Jaime besaß ein Wissen, das dem Vampirdämon große Probleme bereiten konnte, wenn es in bestimmten Kreisen bekannt wurde.
Es war ein ehernes Gesetz der Vampire, dass ein Vampir keinen Vampir tötete! Doch genau das hatte Sarkana getan.
In Rom war es zu einem wahren Massaker gekommen, als Sarkana die
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