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0792 - Die Jagd nach dem Amulett

0792 - Die Jagd nach dem Amulett

Titel: 0792 - Die Jagd nach dem Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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Erntemaschine übertönte seine Stimme.
    Meine Güte, so viel Korn haben wir doch gar nicht plattgemacht, dass man sich dermaßen darüber aufregen muss, dachte Alain kopfschüttelnd.
    Nach ein paar Minuten beruhigte sich Marlene wieder. Ihre Hände hörten auf zu zittern und ihre Stimme klang wieder fester. »Der hätte uns fast umgebracht«, flüsterte sie, immer noch erschrocken. »Fährt einfach auf uns zu, weicht nicht aus, bremst nicht…«
    »Vielleicht hat er uns nicht rechtzeitig gesehen«, sagte Alain.
    »Diese ganze Tour gefällt mir nicht«, sagte Marlene. »Lass uns zurückfahren. Mit deinem Gastprofessor kannst du doch auch telefonisch reden. Woher wusstest du überhaupt, wo er lebt?«
    »Ich pflege mich eben sehr gut vorzubereiten«, sagte er ausweichend. Dabei wusste er es selbst nicht. Die Information war plötzlich in ihm gewesen.
    »Zurückfahren hat keinen Sinn«, behauptete Alain. »Dafür sind wir schon zu nahe am Ziel. Ohne die verdammte Panne hätten wir es gestern spätabends noch geschafft.«
    »He, gib nicht mir die Schuld daran«, protestierte Marlene. »Ich kann nichts dafür. Der Wagen ist alt, da geht schon mal was kaputt. Hoffentlich gibt es hier in der Nähe eine Citroën-Werkstatt. Ich möchte ungern die lange Strecke auf Risiko wieder zurückfahren.«
    »Wir werden das schon irgendwie packen«, versprach Alain.
    Wenig später tauchte ein kleines Dorf neben ihnen auf. Hier machten Straße und Loire, deren Wasser ruhig glänzend dahin strömten, einen Bogen in jeweils die entgegengesetzte Richtung. Eine Hälfte des Dorfes wurde somit vom Fluss abgegrenzt; die Straße führte mitten durch die Ortschaft.
    Es herrschte nur wenig Verkehr. Woran das lag, darüber machten die beiden Studenten sich keine Gedanken. Vor ihnen tauchte ein halbwegs großer Platz auf, an dem sich eine Gaststätte befand.
    »Ich fasse es nicht!«, entfuhr es Marlene. Entgeistert starrte sie die Hausfassade an. Eine massive Tür stand offen, und darüber befand sich ein großer, holzgeschnitzter und passend bemalter Teufelskopf mit Hörnern. Das Schild darunter nannte den Namen der Gaststätte: Zum Teufel.
    Alain grinste. Der Wirt schien Humor zu besitzen - in direkter Sichtlinie gegenüber, nur etwa hundert oder wenig mehr Meter entfernt, befand sich eine kleine Kapelle.
    Alain stoppte den 2CV auf dem welligen Schotterplatz vor der Kneipe. Staub wehte auf; es hatte tagelang nicht geregnet. Der Sommer war doch noch einmal zurückgekehrt und trocknete alles aus. Bei Regenwetter mochte hier Pfütze an Pfütze grenzen.
    Möglicherweise war das schon bald wieder der Fall. Der Vormittagshimmel bezog sich mit Wolken. Die Luft roch nach Regen.
    »Scheint geöffnet zu sein«, sagte Alain und wies auf die offene Tür. »Vielleicht bekommen wir ja ein Frühstück und ein paar Auskünfte.«
    »Was für Auskünfte?«, wollte Marlene wissen.
    »Zum Beispiel, wo genau das Château ist. Ich hab’s unten von der Straße aus nicht gesehen.«
    »Bist du sicher, dass es sich in diesem Dorf befindet?«
    Alain nickte.
    Er stieg aus und ging zur Gaststätte.
    Marlene verzog das Gesicht. »Du Ausbund an Höflichkeit«, murmelte sie. Ihr die Tür aufzuhalten, war ihm nicht in den Sinn gekommen. Schon seit einiger Zeit fragte sie sich, was sie eigentlich an diesem rustikalen Typen fand. Das heiße Feuer, das am Anfang in ihr gebrannt hatte, war erloschen, und eigentlich tat sie nichts anderes, als in der Glut herumzustochern und hin und wieder ein paar Funken neu zu entfachen.
    Vielleicht brauchte sie einfach nur jemanden zum Anlehnen.
    Als sie das Lokal ebenfalls betrat, stand Alain bereits an der Theke.
    Zwei weitere Personen befanden sich an den Tischen, weit voneinander entfernt. Der eine war seiner Gewandung nach ein Geistlicher. Ausgerechnet ein Prediger geht ›zum Teufel‹!
    Der zweite Gast hingegen… war der Teufel!
    ***
    Zumindest sah er so aus. Wenn auch nur auf den ersten Blick. Der zweite offenbarte einen hoch gewachsenen, muskulösen Mann mit kantigen Gesichtszügen und straffem schwarzen Haar, das im Nacken in einem Pferdeschwanz endete. Als er zu Marlene herüber sah, erschauerte sie. Diese dunklen Augen…
    Sie waren faszinierend. Der Mann zog die Studentin vom ersten Moment an in seinen Bann.
    Sie fragte sich, wer dieser Fremde war, in dessen Gesicht sie etwas Diabolisches, Faszinierendes sah.
    Alain schien zu fühlen, dass sie hinter ihm stand. Er drehte sich zu ihr um. »Wir bekommen ein Frühstück«, sagte er.

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