0793 - Die Bruderschaft des Teufels
gesehen! Sie hatte tiefe Schnitte in Brust, Bauch und Hals. Sie muss tot gewesen sein.«
Zamorra war immer noch skeptisch. Er hätte die magischen Fähigkeiten dieses »Meisters« sicherlich besser einschätzen können, wenn er selbst bei dem Ritual zugegen gewesen wäre. Was Perry da beschrieb, konnte mit ein wenig Hokuspokus und Mummenschanz jeder drittklassige Bühnenillusionist zustande bringen.
»Ich sehe dir an, dass du mir kein Wort glaubst!«, murmelte Perry.
»Vielleicht solltest du besser nichts mehr trinken.«
Perry stellte die Flasche hart auf dem Tisch ab. »Machst du dir Sorgen um deine Hotelrechnung? Ich sagte doch schon, dass ich für alles aufkomme.«
»Darum geht es nicht. Aber mit Alkohol lässt sich das Problem gewiss nicht lösen.«
»Das behauptest du!«
Zamorra zuckte die Achseln. Er würde darauf achten, dass Perry nachher in einem Taxi nach Hause fuhr. »Wie groß war die Untote? War sie schwer? Aus dem Gewicht lassen sich manchmal Rückschlüsse auf die schwarzmagischen Kräfte ziehen, die zur Erweckung nötig sind.«
»Sie war so groß wie ein normaler Mensch. Vielleicht einen Meter siebzig.«
»War sie ein Mensch?«
Perrys Augen waren glasig. »Ich… ich kann dir nicht mehr darüber sagen. Ich muss erst wissen, wie du zu der Sache stehst… Wirst du mir helfen?«
Zamorra nickte. »Aber ich stelle eine Bedingung.«
Perry blickte ihn fragend an.
»Du darfst mir nichts verschweigen. Und du darfst niemanden decken. Ich will offen sein: Es könnte sehr gefährlich für dich werden, wenn der Meister Wind davon bekommt, dass du dich mir offenbart hast…«
Perry knallte das Glas auf den Tisch. Seine Zunge war merklich schwerer geworden. »Das weiß ich selbst. Glaubst du vielleicht, ich hab dich… aus Spaß angerufen…?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob du den Zirkel wirklich verlassen willst.«
Perry starrte Zamorra an, dann sank er in den Sessel zurück und barg das Gesicht in den Händen. Sein Oberkörper zuckte, als er von einem Weinkrampf geschüttelt wurde. »Ich weiß nicht, ob das überhaupt geht… Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin dem Meister mit Haut und Haaren verfallen. Ich… Ich fühle mich beobachtet… obwohl niemand da ist. Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist…«
Zamorra stand auf und nahm ihm die Flasche aus der Hand. »Ich fahre dich jetzt nach Hause. Morgen unterhalten wir uns dann über alles weitere.«
Perry sprang auf. »Nein! Zuerst müssen wir mit Maloy sprechen!«
Zamorra sah auf die Uhr. »Es ist kurz vor neun.«
»Das ist kein Problem. Er geht nie vor drei Uhr ins Bett.«
Zamorra erinnerte sich daran, dass Perry noch eben behauptet hatte, mit Maloy nur entfernt bekannt zu sein. Irgendwas stimmte mit seinem Ex-Kommilitonen nicht, soviel war inzwischen klar.
»Wir müssen da jetzt hin«, sagte Perry mit Nachdruck. »Maloy ist in Gefahr!«
»Woher willst du das wissen?«
»Er hat mit mir gesprochen… Ich weiß, dass er aussteigen will.« Perry schüttelte den Kopf. »Er war völlig verändert… schwach und zittrig. Ständig hat er sich umgeschaut, als ob er glaubte, verfolgt zu werden. Die Mitgliedschaft im Zirkel ist wie eine Droge. Du fühlst dich gut und willst mehr - und merkst nicht, wie es dich innerlich auffrisst…«
Zamorra überlegte. »In Ordnung. Fahren wir. Danach setze ich dich zu Hause ab.«
Er verzichtete darauf, den Einsatzkoffer mitzunehmen. Er hatte Merlins Stern dabei, der ihn vor eventuellen Angriffen schützen würde.
Der Meister des Übersinnlichen musste Perry die Beifahrertür öffnen und ihm beim Einsteigen behilflich sein. Er fragte sich, ob es wirklich eine gute Idee war, diesem Maloy jetzt einen Besuch abzustatten. Perry schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen.
»Wir müssen nach Uhlenhorst. Richtung Hamburger Straße.«
Josef Maloy wohnte in einem renovierten Altbau, dessen Treppenhaus auf einen offenen Hof hinaufführte. Die Holzstufen knarrten bei jedem Schritt. Im Erdgeschoss öffnete sich eine Tür, und das verhärmte Gesicht einer alten Frau erschien. Sie trug ein blaues Seidenkostüm und musterte Zamorra misstrauisch. Als er ihrem Blick standhielt, schloss sie hastig die Tür.
Perry zog sich mit Mühe am Treppengeländer empor. Er zeigte auf eine Tür im ersten Stock. »Da wohnt er.«
Zamorra sah Licht hinter einer Milchglasscheibe. Perry drückte die auf den Türknopf. Als Maloy nicht sofort öffnete, klingelte er Sturm.
»Lass ihm doch ein wenig Zeit«, sagte Zamorra.
Perry
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