0793 - Die Bruderschaft des Teufels
fünfundneunzig Prozent um Maloy.«
»Zu fünfundneunzig Prozent?«
»Nun… Die Daten sind nicht besonders ergiebig nach dem, was von ihm übrig ist. Man hat nur Teile des Daumens und einen abgerissenen kleinen Finger, mit dem niemand etwas anfangen kann. Aber sie checken weiter.«
»Fünfundneunzig Prozent also. Gar nicht mal so schlecht.«
»Es gibt da noch ein anderes Problem. Wir haben jetzt auch die Zeugenaussage der Dame aus dem ersten Stock. Nach ihren Angaben hat Maloy die Wohnung kurz nach 20 Uhr verlassen und ist nicht mehr zurückgekehrt.«
Werner hörte nur mit einem Ohr hin. In Gedanken versunken betrachtete er die Einrichtung, die zwar verdreckt, aber trotzdem nicht von schlechten Eltern war. Teures Mobilar, allerdings ziemlich lieblos behandelt.
Er fragte sich, wer ein Interesse daran haben konnte, einen Rechtsanwalt so zuzurichten. Da gibt es bestimmt eine Menge Leute, dachte er voller Sarkasmus.
Er wandte sich schuldbewusst an Hölzl. »‘tschuldigung, was hast du gesagt?«
»Ich hab gesagt, dass sie die Abdrücke weiter durchchecken. Der Typ am Rechner sagte was von Extrapolation. Aber er braucht Zeit. Achtundvierzig Stunden Minimum.«
»Scheißbehörde. Ich brauch jetzt ’nen Kaffee. Wie steht’s mit dir?«
***
Am nächsten Morgen studierte Zamorra beim Frühstück im Alstersalon des Atlantic die Tageszeitung. Der herrliche Blick auf die Außenalster wurde durch schwere Regenwolken getrübt, die von Westen heranzogen.
Zamorra hatte für den Ausblick wenig übrig. Er hatte die Nacht kaum geschlafen, weil er darüber nachgedacht hatte, ob es richtig gewesen war, Maloys Wohnung fluchtartig zu verlassen. Aber wenn der Zirkel so einflussreich war, wie Vincent Perry sagte, konnte die Polizei ihnen auch nicht weiterhelfen. Im Gegenteil, es stand zu befürchten, dass der »Meister« auf diese Weise von Zamorras Anwesenheit erfuhr.
Das Hamburger Abendblatt eröffnete mit einem großen Artikel über eine Bande von Grabschändern, die die Friedhöfe in und um Hamburg unsicher machten. Bereits drei Gräber waren aufgebrochen und verwüstet worden. Die Grabschänder hatten es in allen drei Fällen auf Leichen abgesehen, die erst wenige Stunden zuvor beerdigt worden waren. Der Kommentator fragte erregt, wie schlecht es wohl um die Sicherheit der Stadt bestellt sei. Zamorra schüttelte den Kopf. Solange die Lebenden keine anderen Sorgen hatten…
Die restlichen Seiten blätterte er schnell durch. Er hatte sich um zwölf mit Perry verabredet, der wegen eines Vorlesungstermins den Vormittag über verhindert war. Zamorra wollte die Zeit nutzen, um seine eigenen Recherchen zu beginnen. Er hatte bereits mit dem befreundeten Chefinspektor Pierre Robin in Lyon telefoniert, und der hatte zähneknirschend seine Verbindungen zur deutschen Polizei spielen lassen.
»Du steckst wieder bis zum Hals im Schlamassel, wie?«, hatte er gefragt.
»Vorerst nur bis zur Brust«, erwiderte Zamorra, »aber ich will nicht darauf warten, dass es schlimmer wird.«
»Was kann ich für dich tun?«, erkundigte sich Robin, nachdem Zamorra ihm in groben Zügen erzählt hatte, worum es ging.
»Dieser Josef Maloy hatte einen Bruder, wenn Perry sich richtig erinnert hat. Allerdings wusste er den Namen nicht mehr. Ich dachte, du könntest vielleicht auf die deutschen Melderegister zugreifen und…«
»Zamorra, was du da verlangst, ist alles andere als legal.«
»Ich verspreche dir dafür, dass ich in deinem Bezirk mindestens ein Jahr lang keine Dämonenjagden mehr veranstalte.«
»Zwei Jahre!«, forderte Robin.
»Tut mir Leid, da muss ich erst mit Stygia reden.«
»Du bist komplett übergeschnappt, Zamorra!«, stöhnte Robin. »Aber gut, ich werde sehen, was ich für dich tun kann.«
Eine halbe Stunde später erfolgte der Rückruf. »Maloys Bruder heißt Robert Haas. Er ist Bestattungsunternehmer in Hamburg.« Robin nannte die Adresse.
»Hervorragend«, sagte Zamorra grinsend. »Wie hast du das nur angestellt, Pierre?«
Robin seufzte. »Das willst du gar nicht wissen, Zamorra…«
Sie hatten noch ein bisschen geschwatzt, bis Robin mit einem Hinweis auf die hohen Kosten für Auslandstelefonate aufgelegt hatte. Zamorra wusste, dass es dem Inspektor ernst war. An höherer Stelle hatte man ihn ohnehin auf dem Kieker, wegen der vielen unaufgeklärten Mordfälle in seinem Bezirk. Da half es auch nicht, dass Staatsanwalt Gaudian seine Hand teilweise schützend über ihn hielt. Dass die Schwarze Familie der Dämonen daran
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