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0796 - Der Kristallträger

Titel: 0796 - Der Kristallträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sondern eine unverletzte Hand. Ich starrte fassungslos darauf.
    Antapex aber kicherte.
    „Hab' ich fein gemacht, nicht? Aber ich kann noch mehr."
    „Was denn, zum Beispiel?" fragte ich mit rauher Stimme.
    „Das verrate ich dir ein andermal", sagte er ausweichend.
    „Kommst du wieder?"
    Er machte Anstalten, sich in die Tiefe des Lagerraums zurückzuziehen. Ich war noch immer wie benommen, nicht in der Lage, ihn zurückzuhalten.
    „Ich werde sehr bald an diesen Ort zurückkehren", versprach ich. Kaum hatte ich ausgesprochen, da war er bereits verschwunden.
    Ich sah noch sein großes Gesicht mit den viel zu kleinen Sinnesorganen darin vor mir, wie sein winziger Mund schüchtern lächelte und die verloren wirkenden Augen in die Ferne starrten.
    Ich stand noch immer da, als er längst schon fort war.
    Was für ein unglaublicher Mann!
    Was für eine phantastische Begebenheit. Ein Eremit auf SOL!
    Dazu noch ein Mutant, der ähnliche Fähigkeiten wie ich besaß, die jedoch viel ausgeprägter waren.
    Und niemand an Bord wußte von seiner Existenz.
    Letzteres erwies sich später jedoch als Trugschluß.
     
    *
     
    Der Dienst auf der Krankenstation füllte mich völlig aus, ich ging darin auf. Aber an diesem Tag war ich nicht bei der Sache.
    Meine Gedanken kreisten ständig um Antapex.
    Ich mußte immer wieder an die Hand denken, die er sich abgebissen hatte - ähnlich wie ein Tier, das in eine Falle geraten war - und die ihm dann nachgewachsen war. Das war vollkommene Regeneration, und er hatte sie allein mit der Kraft seines Geistes gesteuert. Soweit hatte ich es in den rund 140 Jahren noch nicht gebracht, in denen ich meine Metabio-Fähigkeit kontrollieren konnte.
    Ich mußte Antapex wiedersehen. Es ärgerte mich, daß ich unser Treffen nicht genauer fixiert hatte. Aber wer weiß, ob es etwas genützt hätte, einen neuen Zeitpunkt zu nennen, wahrscheinlich existierte in Antapex archaischer Welt der Begriff Zeit überhaupt nicht. Er hatte tatsächlich etwas Archaisches, Unbändiges - etwas Ursprüngliches - an sich.
    Ein Wilder inmitten des technisierten Universums der SOL!
    „Antapex - woran erinnert mich dieser seltsame Name?"
    Ich mußte es laut ausgesprochen haben, denn mein Patient sagte erstaunt: „Wieso seltsam?" Es handelte sich um einen alten Raumfahrer, einen Alt-Galaktiker, der in der Astronomischen Abteilung Dienst tat. „Sie wollen doch nicht behaupten, noch nie etwas von Apex und Antapex gehört zu haben."
    Manchmal ist man wie vernagelt. Ich assoziierte diese beiden Begriffe mit Romulus und Remus, ich weiß nicht, wieso.
    „Apex ist in der Astronomie ein unendlich ferner Zielpunkt eines Objekts, etwa der SOL, auf den dieses in seiner Bewegung gerade zusteuert", klärte mich der Raumfahrer auf. „Antapex ist der Gegenpunkt des Apex und bezeichnet sozusagen die Sterne, die hinter uns liegen ..."
    „Kennen Sie jemand, der so heißt?" fragte ich wie nebenbei.
    Der Alt-Galaktiker lachte. „Schon möglich, aber dann muß es ein Solgeborener sein. Die geben sich nämlich mit Vorliebe Namen aus allen Wissenschaftsbereichen - und vornehmlich der Astronomie und ihren Randgebieten. Von Albedo über Filament bis Zodiak mißbrauchen sie alle Begriffe. Ich kenne einen Assistenten, der sich Gegißter nennt. Das wird Ihnen auf Anhieb nichts sagen. Aber wenn ich Ihnen erkläre ..."
    Ich hörte nicht zu, sondern konzentrierte mich auf jene Stelle seines Körpers, wo er Schmerzen verspürte. Bei einer vorangegangenen Sitzung hatte ich den Krankheitsherd in der Magengegend - ein Geschwür - lokalisiert. Ein Medo-Robot hatte meine Diagnose bestätigt, worauf ich nicht wenig stolz war.
    Jetzt eliminierte ich es. Ich gruppierte die Zellenwucherung des Geschwürs um, baute frische und gesunde Zellverbände auf, so lange, bis sie die entartete Zellkolonie abgelöst hatten.
    „Sie sind fertig", sagte ich schließlich. „Kommen Sie in den nächsten Tagen zur Nachbehandlung vorbei."
    Der Raumfahrer sagte abschließend: „Das Magengeschwür habe ich nur dem Schlangenfraß zu verdanken, den man uns eine Zeitlang statt der üblichen Nahrung vorgesetzt hat. Wenn man wieder irgendwelche Versuche mit Konzentratnahrung anstellt, trete ich in den Hungerstreik ..."
    Mir war klar, worauf er anspielte. Es war noch nicht lange her, daß der COMP versucht hatte, die SOL in seine Gewalt zu bekommen. Dabei war es, neben einigen anderen, drastischeren Übergriffen zu einer Fehlprogrammierung der Essensrationen gekommen.
    Inzwischen war die

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