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0796 - Larissas blutiger Weg

0796 - Larissas blutiger Weg

Titel: 0796 - Larissas blutiger Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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viele Mädchen nehmen es, um das Grauen hier ertragen zu können, aber dieses Zeug zerrt sie nur noch tiefer in den Sumpf und in die Abhängigkeit hinein. Deshalb rate ich dir, die Finger davon zu lassen, so schwer es dir manchmal auch fallen wird. Versuche immer wieder, deine Würde zu bewahren.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es kann.«
    »Gemeinsam können wir es versuchen.«
    Larissa nickte. Sie tupfte ihr Gesicht ab. Die geschwollenen Stellen taten weh. »Und was ist mit den Männern?«
    »Welche Männer meinst du?«
    »Valentin und die anderen.«
    Olga lachte und winkte gleichzeitig ab. »Sie sind Verbrecher, verstehst du? Sie gehören der Russen-Mafia an, die immer stärker wird.«
    »Aber es sind Landsleute.«
    »Na und?« Olga amüsierte sich. »Himmel, ich finde es köstlich, wie du das gesagt hast. Glaubst du denn, dass sie besser sind als andere? Nein, die wollen nur Geld sehen, und genau dieses Geld wirst du ihnen bringen. So einfach ist das. Du und auch die anderen Mädchen, die in der Bar arbeiten.«
    »Das… das finde ich schlimm. Aber ich …«
    »Zu spät…«
    »Ich will hier raus.«
    »O nein, nicht so.« Olga schaute sie voller Mitleid an. »Hier kannst du nicht raus. Es ist unmöglich. Du kannst nicht einmal das Fenster öffnen, denn der Griff hat ein Schloss und ist abschließbar. Du bist eine Gefangene. Alles, was du brauchst, bekommst du. Hier wird sogar für dich gekocht. Es kann allerdings sein, dass man dich später einmal vermietet. Dann hast du die Chance…«
    »Welche denn?«
    »Auf der Party eines bedeutenden und reichen Mannes. Auch das gibt es, denn in den so genannten guten Kreisen hat es sich längst herumgesprochen, wie lieb, nett und willig die Russinnen sind. Das Leben ist schlecht, meine Kleine, und es tut mir für jede von euch Leid, die das zu spüren bekommt, aber ich kann daran nichts ändern.«
    »Und wenn du zur Polizei gehst?«
    »Nein, bitte«, Olga schüttelte den Kopf. Sie lachte noch dazu.
    »Nicht die Polizei. Man wird den einen oder anderen schicken, der Fragen stellt, aber einen Fall aufklären können sie nicht. Die Mafia ist einfach zu stark. Man wird zudem herausfinden, wer der Polizei den Tipp gegeben hat, dann werde ich nicht mehr lange leben. Es hat mal jemand versucht, diesen Weg einzuschlagen, das ist ihm nicht gut bekommen. Man hat ihn brutal hingerichtet.«
    Larissa presste ihre Finger gegen die Stirn, als wollte sie ihre Gedanken festhalten. »Dann gibt es für mich keine Chance, diesem Leben zu entfliehen?«
    Olga erhob sich. »Leider ist das so. Du hast es erfasst. Finde dich damit ab, und rechne auch nicht mit dem Prinz, der kommen wird, um dich zu heiraten.«
    »Danke für den Ratschlag.«
    Olga umarmte die junge Frau. »Du wirst sehen, man kann sich an alles gewöhnen, auch wenn es noch so schlimm ist. Ich halte zu dir, ich bin für dich da. Wir werden noch über die Sorgen reden. Jetzt gehe ich und hole dir etwas zu essen.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Du solltest etwas zu dir nehmen.«
    »Nein, bitte…«
    »Gut, dann nicht.« Olga schaute sich um, lächelte ihr zu und verließ das Zimmer.
    Larissa hatte sich hingestellt. Sie schaute auf die Tür, an deren Innenseite das Poster einer nackten Frau hing, die mit gewissen Instrumenten spielte. Wenn sie sich vorstellte, dass ihr das Gleiche widerfahren konnte, dann…
    Larissa brach wieder zusammen. Sie warf sich auf das Bett, sie drückte ihr Gesicht gegen das Laken und weinte. Am liebsten hätte sie geschrien, es waren nur die Tränen, die aus den Augen strömten, in ihrer Einbildung zu regelrechten Wellen wurden, die es wiederum schafften, ein Bild oder eine Landschaft zu formen.
    Larissas Heimat…
    Sie sah sich wieder in ihrem kleinen Dorf. Sie sah ihre Eltern, ihre Bekannten, denen sie versprochen hatte, Karten zu schicken. Sie sah die Weite, den Fluss, die Felder, die Hügel, den Sommer, den Winter, die Blüte und den Herbst.
    Das alles würde es nicht mehr wirklich für sie geben. Sie konnte nur mehr von der Erinnerung zehren, und auch die würde sehr bald verblasst sein.
    Was war das für ein Leben? Nein, es verdiente diesen Namen nicht. Sie konnte es höchstens als ein Dahinvegetieren bezeichnen, doch Leben war etwas anderes.
    Die Bilder verwischten. Die Vorstellungskraft reichte einfach bei Larissa nicht mehr aus. Stattdessen wurde ihr wieder die Tristesse dieses Raumes klar, als sie sich erhob und die Tränen abtupfte. In diesem war sie nun gefangen und ihn auch nicht als persönliches

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