0796 - Larissas blutiger Weg
warmen, widerlichen Atem, der sich über ihren Nacken ergoss. Die kräftigen Arme zerrten sie zurück, ihre Schuhe rutschten über den Schotterbelag des Parkplatzes, und der Kerl hinter ihr dachte, leichtes Spiel mit ihr zu haben.
Er irrte sich.
Für ihn entwickelte sich die Frau zu einem Raubtier. So jedenfalls musste er fühlen, als er den siedend heißen Schmerz spürte, der durch seinen rechten Fuß jagte. Larissa hatte mit dem Absatz zugetreten und ihn brutal erwischt.
Er schrie und lockerte den Griff. Dabei taumelte er zurück, bückte sich, weil er seine getroffene Stelle anfassen wollte, schielte dabei noch nach oben und sah die harte und schnelle Armbewegung der Frau, als das Messer auf ihn zuwischte.
Er hatte großes Glück, dass er nur gestreift wurde. Seine Haut an der rechten Stirn klaffte auf. Auch hier war der Schmerz böse. Der Mann heulte auf. Blut rann in seine Augen, er taumelte weg, schaute nicht, wohin er ging, fiel über eine Motorhaube, deren Blech von der Feuchtigkeit glatt geworden war, rutschte darüber hinweg und fiel auf der anderen Seite wieder zu Boden.
Larissa kümmerte sich nicht um ihn. Typen wie er mussten aus dem Weg geschafft werden, und damit hatte es sich. Für sie war es wichtig, den Wagen zu starten.
Sie tauchte hinein und drückte den Schlüssel zielsicher schon beim ersten Versuch in das Schloss.
Eine kurze Umdrehung, der Motor sprang an. Kuppeln, Gang einlegen, sie hatte alles gelernt, ohne jemals einen Führerschein zu besitzen. Den Wagen hatte sie sich auf andere Weise besorgt.
Der Verletzte traute sich nicht aus seinem Versteck zwischen zwei parkenden Autos hervor. Er wimmerte vor sich hin, während der Lichtteppich der beiden Scheinwerfer an ihm vorbeiglitt und ihn nicht einmal berührte, als Larissa startete.
Sie musste nach rechts fahren, um in die Einfahrt und dann zur Straße zu gelangen.
Am liebsten wäre sie ohne Licht gefahren, das wiederum war zu riskant in der Dunkelheit, sie hätte zu leicht die Einfahrt verfehlen können. Einen Unfall konnte sie sich nicht erlauben.
Das Licht fiel in den Tunnel. Es reichte ihr nicht aus. Larissa stellte um auf Fernlicht.
Gleißende Helligkeit legte sich zwischen die beiden Wände. Sie sah alles, jeden Stein, jeden Schatten, und sie sah auch die beiden Männer, die soeben die Einfahrt betraten.
Den einen kannte sie.
Es war der Blonde, der ihr letztes Opfer hatte werden sollen. Also hatte sie richtig getippt. Er wollte sie, er war schon da und hatte einen Asiaten als Verstärkung mitgebracht.
Larissas Gesicht verwandelte sich in eine Grimasse. Geduckt saß sie hinter dem Lenkrad, das sie hart umkrampfte.
»Dann fahrt beide zur Hölle!«, keuchte sie und gab Gas…
***
Vor der Bar hatte ich die Führung übernommen, und Suko war praktisch in meinem Windschatten geblieben. So schnell wie möglich eilten wir den Weg zurück und prallten mehr als einmal mit Passanten zusammen, worum wir uns allerdings nicht kümmerten, denn Larissa stand an erster Stelle.
Wenn etwas schnell gehen soll, dauert es immer länger. Auch mich überkam dieses verdammte Gefühl wieder, als wir durch die kalte Nacht eilten. Die Einfahrt lag an der rechten Seite, und zwar dort, wo es dunkler war und das Licht sich zurückhielt.
Dann hatten wir es geschafft. Bevor Suko wieder einmal protestieren konnte, drückte ich mich bereits um die Ecke. Ich hatte schon zuvor gesehen, dass etwas anders geworden war. Aus der Einfahrt war ein heller Streifen nach vorn gefallen, und als ich jetzt zwischen den Wänden stand, ebenso wie Suko, da schauten wir in das Licht und hörten auch den Motor des Autos.
Es fuhr auf uns zu.
Nein, es raste, und plötzlich standen wir in der gleißenden Beleuchtung, ohne etwas sehen zu können, weil der Lichtschein uns so stark blendete, als wollte er uns die Augen aus dem Kopf brennen.
Ich hörte mich selbst fluchen, zog aber trotzdem die Waffe, weil ich den Wagen durch Schüsse stoppen wollte.
Er war schon zu nahe.
Und dann griff noch Suko ein. Er hatte die Gefahr besser erkannt als ich. Wahrscheinlich war ich auch zu stark voreingenommen, denn Larissa und ich hatten ja noch eine persönliche Rechnung zu begleichen. Auf Glück, Kraft oder Geschick hätte ich in diesem Fall nicht vertrauen können, weil der Wagen einfach zu schnell war.
Suko umschlang mich wie eine Krake mit seinen mächtigen Armen. Er zerrte mich nach hinten, ich verlor den Halt, für einen Moment schwebte ich in der Luft, dann schleuderte mich
Weitere Kostenlose Bücher