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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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sagte ich. »Dafür muss ich mich entschuldigen. Weil ich dachte, ich übersähe ein wichtigtuerisches, karrieregeiles Arschloch, einen pedantischen, nervösen, dämlichen Korinthenkacker, der sich einbildet, alles besser zu wissen. Aber das hat nicht gestimmt. Ich habe etwas ganz anderes ignoriert.«
    Er starrte zu mir auf.

    »Sie haben nicht befürchtet, der Fall Kramer könnte die Army in Verlegenheit bringen«, sagte ich. »Sie waren nicht besorgt, weil ich Vassell und Coomer belästigt habe. Sie haben nicht für die Army gesprochen, als Sie wollten, dass ich Carbones Tod als Dienstunfall hinstelle. Sie haben den Auftrag ausgeführt, mit dem Sie Ihren Job antraten. Jemand wollte drei Morde vertuschen, und Sie sollten das erledigen. Sie haben an einem bewussten Täuschungsmanöver mitgewirkt, Willard. Und das habe ich ignoriert. Denn, was zum Teufel, haben Sie sonst getan, als Sie mir befahlen , die Ermittlungen wegen eines Mordes einzustellen? Das war Vertuschung, sorgfältig durchdacht und weit im Voraus geplant. Die Entscheidung dafür ist am zweiten Januar gefallen, als Garber plötzlich wegbefördert und durch Sie ersetzt wurde. Sie sind in Rock Creek etabliert worden, damit die für den vierten Januar geplanten Ereignisse nicht aus dem Ruder liefen. Das war der einzige Grund dafür.«
    Er schwieg.
    »Ich dachte, sie wollten dort einen unfähigen Mann haben, damit die Dinge ihren Lauf nehmen konnten. Aber Ihre Hintermänner haben’s noch besser gemacht: Sie haben einen Freund etabliert.«
    Er schwieg.
    »Sie hätten sich weigern sollen«, fuhr ich fort. »Hätten Sie sich geweigert, würden die anderen auf die Ausführung ihres Plans verzichtet haben, und Carbone und Brubaker wären noch am Leben.«
    Er schwieg.
    »Sie haben sie ermordet, Willard. Genauso wie die eigentlichen Täter.«
    Ich ging vor ihm in die Hocke. Er schob sich noch weiter rückwärts und drückte sich an den Schrank hinter ihm. Sein Blick ließ erkennen, dass er sich seiner aussichtslosen Lage bewusst war. Aber er unternahm einen letzten Versuch.
    »Sie können nichts beweisen«, meinte er.
    Jetzt schwieg ich.

    »Vielleicht war’s nur Unfähigkeit«, sagte er. »Haben Sie mal darüber nachgedacht? Wie wollen Sie mir jemals Vorsatz nachweisen?«
    Ich sagte nichts. Sein Blick wurde hart.
    »Sie haben’s schließlich nicht mit Idioten zu tun«, erklärte er. »Beweise gibt’s nirgends.«
    Ich zog Franz’ Beretta aus der Tasche, die ich keineswegs verloren hatte. Aus diesem Grund hatte ich diesmal meine Reisetasche aufgegeben. In die Kabine darf man keine Schusswaffe mitnehmen. Nicht ohne Sondererlaubnis, die man umständlich beantragen muss.
    »Diese Waffe wird als vernichtet geführt«, sagte ich. »Offiziell existiert sie nicht mehr.«
    Er starrte sie an.
    »Machen Sie keine Dummheiten«, sagte er. »Sie können nichts beweisen.«
    »Auch Sie haben’s nicht mit einem Idioten zu tun«, erwiderte ich.
    »Sie verstehen die Sache falsch«, sagte er. »Das war ein Befehl von ganz oben. Wir sind in der Army. Wir führen Befehle aus.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mit dieser Ausrede ist noch nie ein Soldat durchgekommen.«
    »Es war ein Befehl«, beharrte er.
    »Von wem?«
    Er schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
    »Spielt keine Rolle«, sagte ich. »Ich weiß genau, wer das war, und ich weiß, dass ich nicht an ihn herankomme. Nicht in seiner Position. Aber an Sie kann ich heran. Sie können ihm meine Botschaft übermitteln.«
    Er öffnete die Augen.
    »Tun Sie’s nicht«, bettelte er.
    »Warum haben Sie sich nicht geweigert?«
    »Ich konnte mich nicht weigern. Es war Zeit, sich für eine Seite zu entscheiden. Begreifen Sie das nicht? Das werden wir alle tun müssen.«

    Ich nickte. »Ja, das stimmt wohl.«
    »Seien Sie klug«, sagte er. »Bitte!«
    »Ich dachte, Sie seien ein verfaulter Apfel«, sagte ich. »Aber das ganze Fass ist voll davon. Die guten Äpfel sind in der Minderzahl.«
    Er starrte mich an.
    »Sie haben’s mir kaputtgemacht«, fuhr ich fort. »Sie und Ihre verdammten Freunde.«
    »Was kaputtgemacht?«
    »Alles.«
    Ich stand auf. Trat einen Schritt zurück. Entsicherte die Beretta mit einem Klicken.
    Er starrte mich an.
    »Adieu, Oberst Willard«, sagte ich.
    Ich setzte die Pistole an meine Schläfe.
    »Bloß ein Scherz«, meinte ich.
    Dann schoss ich ihn mitten in die Stirn.
     
    Das war ein typischer Durchschuss mit einem Neunmillimeterstahlmantelgeschoss. Es beförderte seine hintere Schädelhälfte in den

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