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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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mir wieder ein.«
    »Das Häkchen«, bemerkte Summer.
    Ich nickte. »Einer weg, siebzehn übrig.«
    »Was bedeutet E. V. A.?«
    »Das ist ein alter CIA-Ausdruck«, erklärte ich. »Er bedeutet ›extrem voreingenommen ausschalten‹.«
    Sie schwieg.
    »Mit anderen Worten: liquidieren«, sagte ich.
    Wir saßen lange schweigend da. Ich betrachtete nochmals die lächerlichen Zitate und versuchte mir vorzustellen, welche verrückte
Egozentrik Leute dazu bringen konnte, großartige Zitate dieser Art in einer Namensliste von Männern niederzuschreiben, die sie ermorden wollten, um ihre Jobs und ihr Prestige nicht zu verlieren. Das konnte ich mir nicht einmal andeutungsweise ausmalen. Deshalb gab ich’s auf, schob die vier Schreibmaschinenseiten zusammen und steckte die Heftklammer wieder durch die ursprünglichen Löcher. Dann nahm ich einen großen Umschlag aus einer Schreibtischschublade und steckte die Tagesordnung hinein.
    »Sie war seit dem Neujahrstag in Umlauf«, sagte ich. »Und seit dem vierten Januar wussten sie, dass sie unauffindbar war. Sie befand sich nicht im Aktenkoffer, und auch Brubaker hatte sie nicht bei sich. Deshalb haben sie resigniert. Sie haben schon vor einer Woche aufgegeben. Sie hatten bei der Suche nach ihr drei Leute ermordet, ohne die Liste in die Hände zu bekommen.«
    Ich schob ihr den Umschlag hin.
    »Nimm sie mit«, sagte ich. »Leg sie in Washington auf den Tisch. Benutze sie, um diese Scheißkerle fertig zu machen!«
     
    Inzwischen war es bereits vier Uhr morgens, doch Summer fuhr sofort in Richtung Pentagon los. Ich ging ins Bett und bekam vier Stunden Schlaf. Wachte um acht ohne Wecker auf. Ich hatte noch etwas zu erledigen und wusste mit Bestimmtheit, dass mich noch jemand erledigen wollte.

25
    Ich kam um neun Uhr morgens in meine Dienststelle. Auf dem Platz der Sergeantin saß jetzt der Korporal aus Louisiana.
    »Sie haben Besuch vom JAG Corps«, informierte er mich. Dabei wies er mit dem Daumen auf die innere Tür. »Ich habe sie gleich reingeschickt.«
    Ich nickte. Sah mich nach Kaffee um. Aber es gab keinen. Ein
schlechter Start. Ich betrat mein Dienstzimmer, in dem zwei Männer auf mich warteten. Einer saß auf einem Besucherstuhl, der andere an meinem Schreibtisch. Beide trugen ihren Dienstanzug mit Kragenabzeichen, die sie als Offiziere der Dienststelle des Chefs des Heeresjustizwesens auswiesen. Ein kleiner goldener Kranz, in dem sich ein Säbel und ein Pfeil kreuzten. Der Mann auf dem Besucherstuhl war ein Hauptmann, der andere am Schreibtisch ein Oberstleutnant.
    »Wo sitze ich?«, erkundigte ich mich.
    »Wo Sie wollen«, antwortete der Oberstleutnant.
    Ich schwieg.
    »Ich habe die Fernschreiben aus Irwin gelesen«, sagte er. »Meinen aufrichtigen Glückwunsch, Major. Sie haben erstklassige Arbeit geleistet.«
    Ich schwieg.
    »Und ich habe von Kramers Tagesordnung gehört«, fuhr er fort. »Ich bekam gerade einen Anruf von der Dienststelle des Chefs des Generalstabs. Das ist ein noch besseres Ergebnis. Es allein rechtfertigt das Unternehmen Argon.«
    »Sie sind nicht hier, um mit mir über den Fall zu diskutieren«, warf ich ein.
    »Richtig«, sagte er. »Das sind wir nicht. Diese Diskussion findet im Pentagon statt - mit Ihrem Leutnant.«
    Ich nahm den zweiten Besucherstuhl und stellte ihn unter die Landkarte an die Wand. Setzte mich darauf, lehnte mich zurück, griff mit einer Hand nach oben und spielte mit den Stecknadeln. Der Oberstleutnant beugte sich nach vorn und starrte mich durchdringend an. Er schien darauf zu warten, dass ich als Erster sprach.
    »Haben Sie vor, an dieser Sache Spaß zu finden?«, fragte ich ihn.
    »Das ist mein Job«, erwiderte er.
    »Gefällt Ihnen Ihr Job?«
    »Nicht immer.«
    Ich schwieg.

    »Dieser Fall war wie eine Woge am Strand«, sagte er. »Wie ein großer Brecher, der hereinbrandet, den Strand hinaufläuft, einen Moment verharrt, wieder hinausflutet und abläuft, ohne etwas zurückzulassen.«
    Ich schwieg.
    »Nur hat er etwas zurückgelassen«, fuhr er fort, »nämlich ein großes, hässliches Stück Treibgut, mit dem wir uns befassen müssen.«
    Er wartete darauf, dass ich sprach. Ich überlegte, ob ich die Aussage verweigern, ob ich die ganze Arbeit ihm überlassen sollte. Aber dann zuckte ich lediglich mit den Schultern und gab auf.
    »Die Beschwerde wegen Brutalität«, sagte ich.
    Er nickte. »Oberst Willard hat uns darauf aufmerksam gemacht. Und sie ist peinlich. Während die ungenehmigte Benutzung von Reisegutscheinen als

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