08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel
mir, dachte Lennet bedrückt
Schon standen sie vor dem Wolkenkratzer. Das Taxi hielt. Auf beiden Seiten tauchte ein Detektiv im Gabardinemantel und Hut auf. Der auf der rechten Seite öffnete die Tür.
»Wenn der Herr aussteigen wollen…« Lennet wollte sich wehren. Aber die Tür auf der linken Seite ging ebenfalls auf und der Detektiv steckte seinen dicken Kopf ins Wageninnere. Es war also besser, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
»Was, wir sind schon da?« fragte Lennet. »Valentin, geben Sie dem Chauffeur ein Trinkgeld.«
Und er stieg aus, würdig und liebenswürdig, während er innerlich den Anfall von Sentimentalität verfluchte, aus dem heraus er Grigri seine Waffe gegeben hatte.
Der eine Detektiv packte ihn am Kragen und schleppte ihn zum Eingang, der andere ging hinterdrein, bereit, jederzeit einzugreifen.
Sie waren wieder einmal in der Halle. Andere Detektive standen herum und hatten die Hände in den Taschen.
Lennet wurde zum Aufzug geführt.
Wenn sie mich zu ihrem geheimnisvollen Chef schleppen, werde ich wahrscheinlich eine miese Viertelstunde vor mir haben. Aber ich weiß dann wenigstens, wo er sich versteckt…
»Zu Klump«, sagte der zweite Detektiv. »Das ist ja kein Mann, das ist ja bloß ein Wickelkind. In fünf Minuten haben wir alles aus ihm raus.«
»Aber wenigstens haben wir mal einen«, sagte der andere. »Jetzt kriegen wir den anderen auch weich, und dann hat das Theater ein Ende.«
Während sie hinauffuhren, durchsuchten sie Lennet.
Einer fühlte das Schulterhalfter. »Wo hast du denn die Kanone«, fragte er. »Ich habe sie im Taxi vergessen«, antwortete Lennet. Die beiden Männer sahen sich an.
Machte sich das Wickelkind vielleicht über sie lustig?
»Klump wird ihm schon die Flötentöne beibringen«, sagte der eine.
»Sicher«, sagte der andere.
Lennet hörte gar nicht mehr zu. Er sah auf die Nummern und Buchstaben der Schalttafel und hatte plötzlich etwas wie eine Erleuchtung. Und wenn sie richtig war, dann erklärte sich alles, bis auf Kleinigkeiten, die sie bisher nicht einmal bemerkt hatten.
»Bah«, sagte er. »Ihr spielt jetzt die starken Männer. Mal sehen, ob ihr das morgen auch noch könnt, wenn die Polizei begriffen hat, daß wir verschwunden sind.«
Es war ein Versuch, eine Probe aufs Exempel. »Die Polizei kann ruhig kommen«, sagte der Redseligere der beiden. »Und sie kann das Haus von oben bis unten durchkämmen. Die finden nichts.«
Es stimmte also. Lennet hatte ohne Zweifel recht. Aber wozu war es gut, daß er recht hatte, wenn er es keinem sagen konnte?
Denn auch die Detektive hatten recht. Die ganze kanadische Armee konnte morgen um sechs anrücken. Es war wenig wahrscheinlich, daß irgend jemand dann noch etwas von Leutnant Lennet, von Monsieur Himbeer oder von Mademoiselle Vadebontrain wußte.
Eine befreiende Ohrfeige
Wie am Nachmittag thronte Monsieur Klump hinter seinem großartigen Schreibtisch aus Teakholz. Als die beiden Detektive eintraten und Lennet vor sich her stießen, tat der Direktor von »Argusauge« so, als sei er heftig mit den Papieren beschäftigt, die vor ihm lagen.
Inzwischen musterte Lennet, dem klar war, daß er hier ein bißchen »weichgekocht« werden sollte, das Zimmer. Es war groß und es gab nur eine Tür, eben die, durch die sie gekommen waren. Aber hinter dem Schreibtisch waren große Fenster und auch eine Glastür. Vermutlich die, durch die die Detektive ihn auf der Feuerleiter verfolgt hatten.
Nach einiger Zeit hob Monsieur Klump seinen rasierten Schädel, sah Lennet an und lächelte wie der böse Riese aus dem Märchen. »Nun, mein Kleiner, es ist doch hübsch, daß man sich so wiedersieht«, sagte er in einem falschen väterlichen Ton.
Lennet antwortete nicht.
»Sich unter einem falschen Namen vorzustellen, Geschichten zu erzählen, daß man gleich einschlafen möchte, einen goldenen Kugelschreiber klauen und durch eine geschlossene Tür schießen, ist das schon alles, was wir können?«
Lennet blieb stumm und sah den Mann nur an. »Du bist doch noch ein bißchen zu jung für solche Geschäfte«, fuhr Monsieur Klump fort. »Dazu braucht man Fähigkeiten, die du ja noch gar nicht lernen konntest, nicht wahr? Und jetzt beißt du dir auf die Fingernägel, weil du bei den Großen mitspielen wolltest. Möchtest du nicht gern zu deiner Mama zurück?«
Sein Lächeln wurde breiter und breiter und sein blanker Schädel glänzte unter dem Leuchter.
Plötzlich stand er auf. Seine Figur war beeindruckend.
Das
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