08 - Geheimagent Lennet und der Auftrag Nebel
hatten Angst vor dir, Zauber. Wenn mich etwas in dieser Situation tröstet, dann ist es die Tatsache, daß ich mich jetzt mit den Handschellen an den Armen freier fühle als je zuvor. Ich muß dir nicht mehr gehorchen und brauche nicht mehr so zu tun, als hätte ich Respekt vor dir. Und ich werde jetzt auch nicht mehr nachts schweißgebadet aufwachen und denken: Wenn Zauber das erfährt, was wird er dann mit mir machen?
Jetzt bin ich ein Gefangener wie du. Und da du der Chef gewesen bist, hast du auch die größeren Chancen, lebenslänglich verknackt zu werden als ich. Und das wird mir Spaß machen. Verlaß dich darauf, ich sage alles, was ich weiß, und ich bin sicher, daß die anderen es genauso machen. Dieses Mal wirst du den Kopf nicht aus der Schlinge ziehen.«
Zauber hatte sein fahles Lächeln im Gesicht. Mit seiner unangenehmen, hohen Stimme antwortete er:
»Wahrscheinlich nicht. Aber wenn ich noch mal herauskomme, dann wirst du den Tag verfluchen, an dem du geboren bist.«
Man führte ihn ab. Moser ging gestützt von zwei Offizieren zum Aufzug. Phil und Lennet folgten. Sie fuhren sofort zur 50. Etage.
»Ich hoffe nur, daß Grigri nichts passiert ist«, sagte Lennet. »Komm, Phil, mach den Schrank auf.«
Er hatte kaum ausgesprochen, als ihm Mademoiselle Vadebontrain um den Hals fiel.
»Lennet, du hast also Erfolg gehabt!«
»Grigri, sie haben dich nicht gefunden!«
»Tatsächlich, stell dir vor. Sie waren gerade dabei, meine Leiche zu suchen, als der Befehl kam, sich zu ergeben.«
»Wir haben nur durch dich Erfolg gehabt, Grigri. Wenn sie uns früher gesucht hätten, hätten wir sie wahrscheinlich nicht in ihrem Zirkus ausheben können.«
Der Vertreter des Premierministers, ein großer Mann mit einem langen, knochigen und ernsten Gesicht, kam zu den drei jungen Leuten.
»Das ist ein schönes Beispiel für die französisch-kanadische Zusammenarbeit«, sagte er. »Leutnant Lennet, man hat mir schon von Ihren früheren Aufträgen und Erfolgen erzählt. Aber dies hier war Ihre absolute Bestleistung, einfach glänzend. Ich hoffe, daß Sie alle Ihre Aufträge mit dem gleichen Erfolg beenden.«
»Ich werde mein Bestes tun«, sagte Lennet einfach.
»Und Sie, Mademoiselle Vadebontrain«, fuhr der große Mann fort, indem er sich an Grigri wandte, »wollen Sie Ihre Laufbahn im internationalen Nachrichtendienst fortsetzen?«
»O nein, Monsieur«, sagte Grigri eingeschüchtert. »Das Nachrichtenwesen, wie Sie es nennen, ist zu anstrengend. Davon habe ich genug.« Lennet und Phil sahen sich an und lachten.
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