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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Éireann, zu beweisen hatte. Warum überkam sie plötzlich diese Erinnerung?
    Es war schließlich ihre eigene Entscheidung gewesen. Vor ein paar Wochen hatte Fidelma beschlossen, sich von Eadulf zu trennen und diese Pilgerfahrt anzutreten. Sie hatte gemeint, sie brauche einen Ortswechsel und Zeit zum Nachdenken, denn sie war mit ihrem Leben unzufrieden. Fidelma fürchtete sich davor, sich an bestimmte Gefühle zu gewöhnen, und sie fand, daß sie das gerade tat; sie traute ihren eigenen Vorstellungen von ihrem Lebensziel nicht mehr.
    Doch Bruder Eadulf von Seaxmund’s Ham war der einzige Mann ihres Alters, in dessen Gesellschaft sie sich wirklich ungezwungen bewegen und sich frei ausdrücken konnte. Eadulf hatte lange gebraucht, bis er ihren Entschluß, Cashel zu verlassen und auf diese Pilgerfahrt zu gehen, akzeptiert hatte. Eine Zeitlang hatte er versucht, sie davon abzubringen. Schließlich hatte er sich entschieden, nach Canterbury zu Erzbischof Theodor zurückzukehren, dem neuernannten griechischen Bischof, den er von Rom hierher begleitet hatte und dem er als Sondergesandter diente. Fidelma ärgerte sich darüber, daß sie Eadulf schon vermißte, während die Küste noch in Sicht war. Die kommenden Monate drohten einsam zu werden. Die Gespräche mit Eadulf würden ihr fehlen, ihre gegenseitigen Neckereien über ihre unterschiedlichen Meinungen und Lebensauffassungen und seine Art, immer gutmütig darauf einzugehen. Sie stritten sich oft heftig, aber niemals entstand Feindschaft zwischen ihnen. Sie lernten voneinander, indem sie ihre Sichtweisen prüften und ihre Vorstellungen besprachen.
    Eadulf war wie ein Bruder für sie gewesen. Vielleicht war das das Problem. Er hatte sich ihr gegenüber immer untadelig verhalten. Sie fragte sich nicht zum erstenmal, ob es ihr anders lieber gewesen wäre. Mönche und Nonnen lebten schließlich zusammen, heirateten, und die meisten wohnten in conhospitae oder gemischten Häusern und erzogen ihre Kinder in christlichem Sinne. Wünschte sie sich das auch? Sie war eine junge Frau mit den Sehnsüchten einer jungen Frau. Eadulf hatte nie zu erkennen gegeben, daß er sich so zu ihr hingezogen fühlte, wie es einen Mann zu einer Frau hinzog. Einmal auf einer Reise hatten sie eine kalte Nacht auf einem Berg verbracht, und sie hatte Eadulf gefragt, ob er das alte Sprichwort kenne, eine Decke sei wärmer, wenn man sie doppelt benutze. Das hatte er nicht verstanden. Näher waren sie diesem Thema nie gekommen.
    Auch darin, überlegte sie, war Eadulf ein getreuer Anhänger der römischen Kirche, die zwar den Klerikern noch gestattete, zu heiraten und mit einer Frau zusammenzuleben, aber schon deutlich auf das Zölibat zusteuerte. Fidelma wiederum gehörte der irischen Kirche an, die in vielen Gebräuchen und Riten von der römischen abwich, selbst in der Datierung des Osterfests. Sie war ohne jede Einschränkung ihrer natürlichen Gefühle aufgewachsen. Die Unterschiede zwischen ihrer Kultur und der jetzt von Rom propagierten waren der Hauptgrund für die Debatten zwischen ihr und Eadulf. Bei diesem Gedanken fiel ihr sofort der Prophet Arnos ein: »Mögen auch zwei miteinander wandeln, sie seien denn eins untereinander.« Vielleicht stimmte diese Weisheit, und sie sollte das Thema Eadulf ganz vergessen.
    Sie wünschte, ihr alter Lehrer, der Brehon Morann, wäre hier und könnte ihr raten. Oder auch ihr Vetter, der pausbäckige, unbekümmerte Abt Laisran von Durrow, der sie als junges Mädchen erst dazu überredet hatte, Nonne zu werden. Was hatte sie hier überhaupt zu suchen? Lief sie davon, weil sie keine Lösung für ihre Probleme finden konnte? Falls es so war, würde sie diese Probleme in jeden Winkel der Erde mitnehmen. Am Ziel ihrer Reise würde keine Lösung auf sie warten.
    Sie hatte sich diese Pilgerfahrt eingeredet zu dem Zweck, ihr Leben neu zu ordnen, ohne von Eadulf, von ihrem Bruder Colgú oder ihren Freunden in seiner Hauptstadt Cashel beeinflußt zu werden. Sie suchte einen Ort, der in keinerlei Beziehung zu ihrem bisherigen Leben stand, an dem sie nachdenken und sich über vieles klarwerden konnte. Doch sie befand sich an einem Scheideweg. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie weiter eine Nonne bleiben wollte! Sie erschrak darüber, daß sie so etwas auch nur dachte, und begriff, daß sie damit die Frage gestellt hatte, die sie seit mindestens einem Jahr verdrängte.
    Sie hatte sich zum Leben in einer religiösen Gemeinschaft entschlossen, weil die meisten aus der

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