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080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Wort mehr davon. Deine Mutter weiß, was gut für dich ist. Überlaß nur alles mir. Ich habe sogar schon eine Diät zusammengestellt, die dich und die Ungeborenen stärken wird.“
     

     

Seltsame Dinge gingen in dem alten Haus am Fluß vor. Die Hebamme Annie Engelmann war zu allen möglichen Tages– und Nachtzeiten unterwegs. Sie sammelte Kräuter im Wald und kaufte in der Adler-Apotheke verschiedene chemische Ingredienzien, darunter Bromsalz und Quecksilberchlorür.
    Einige der Stoffe wollte der Apotheker ihr nicht geben, doch sie brachte Rezepte von Dr. Marasch. Auf die Frage, was sie mit diesen Dingen wolle, antwortete die Hebamme, daß sie ein altes Hausmittel herzustellen versuche.
    „Sie wollen das Zeug doch hoffentlich nicht an einem Menschen erproben?“
    „Nein, es soll eine Art Rattengift werden.“
    „Tatsächlich? Dazu nimmt man doch Arsenik. Nun, Dr. Marasch weiß ja, worum es geht und was er verschreibt.“
    Der Apotheker schaute der Hebamme noch eine Weile durchs Schaufenster seines Geschäftes nach. Am Stammtisch sprach er Dr. Marasch auf die mysteriösen Einkäufe der Hebamme an. Dr. Marasch blickte den Apotheker nur merkwürdig an, antwortete jedoch nicht. Der Apotheker schob es darauf, daß der Doktor – wie so oft – auch an diesem Abend in einem Zustand war, den der Mediziner als alkoholisiert bezeichnet.
    Roswitha Engelmann hatte schon seit Monaten außer ihrer Mutter keinen Menschen mehr gesehen. Ihre Mutter erzählte allen Leuten, Roswitha mache in einem katholischen Heim in München einen Kurs, da sie Säuglingspflegerin und Kinderschwester werden wollte. Sie sprach voller Stolz über ihre Tochter und die guten Fortschritte, die sie mache.
    Annie Engelmann holte ihre Lebensmittel in zwei verschiedenen Supermärkten, damit nicht auffiel, daß sie trotz der Abwesenheit ihrer Tochter genausoviel verbrauchte wie zuvor. Sie wollte nicht das geringste Risiko eingehen. Niemand durfte merken, daß Roswitha sich noch immer im alten Haus am Fluß befand.
    Seit fünf Monaten hatte das Mädchen das Haus nicht verlassen. Ihr Leib war nun unförmig geworden, die Niederkunft stand kurz bevor. Auch Annie Engelmann verließ das Haus kaum noch. Bei den Entbindungen, zu denen sie kommen mußte, war sie noch kürzer angebunden und hochfahrender als sonst.
     

     
    Roswitha Engelmann wurde von bösen Vorahnungen geplagt. Die Düsterkeit des Hauses bedrückte sie. Ihre Mutter war wie ein böser Geist, und sie schien alles zu sehen, alles zu wissen. Zu jeder Mahlzeit gab sie Roswitha einen Becher scheußlich schmeckender Brühe. Außerdem mußte sie Tabletten einnehmen, die einen unangenehmen, ätzenden Beigeschmack hatten.
    „Das sind Vitaminpräparate“, erklärte ihre Mutter. „Du wirst schon sehen, wie sie wirken.“
    Bei diesem Satz pflegte sie höhnisch zu lächeln.
    Roswithas Schwangerschaft war mit Komplikationen verbunden. Doch Annie Engelmann ließ keinen Arzt an sie heran. Nur einmal kam Dr. Marasch, ziemlich betrunken. Er untersuchte Roswitha oberflächlich und erklärte dann recht unzusammenhängend, daß gar kein Grund zur Besorgnis vorhanden sei.
    Roswithas Mutter bemühte sich in den letzten Tagen ununterbrochen um die Schwangere. Soviel Fürsorge hatte das Mädchen noch nie genossen. Annie Engelmann konnte stundenlang an Roswithas Bett sitzen, ihre Hand halten und sie beobachten. Manchmal schien es Roswitha, als bohrten sich die dunklen Augen ihrer Mutter tief in ihr Gehirn, doch das war sicherlich nur eine Halluzination ihrer durch die Schwangerschaft überreizten Nerven.
    Manchmal legte Annie Engelmann die Hände auf Roswithas hohen Leib. Wenn sie dann spürte, wie die Ungeborenen sich bewegten, dann war sie ganz außer sich vor Entzücken.
    „Meine süßen Kinderchen“, sagte sie. „Meine lieben Kleinen.“
    Alles hatte Roswitha erwartet, doch diese Reaktion ihrer Mutter nicht. Roswitha hatte in ihrem bisherigen Leben viel Übles von Annie Engelmann erfahren. Daß ihre Mutter über die Tatsache, daß sie uneheliche Drillinge in die Welt setzen würde, richtig entzückt war, hätte Roswitha nie geglaubt.
    Doch es war so.
     

     
    Dann, an einem heißen Augusttag, lag Roswitha auf dem Bett des Zimmers im zweiten Stock. Annie war außer Haus. Sie hatte wegen der heißen Augustsonne die Vorhänge zugezogen, und es war düster im Zimmer. Von weither, wie aus einer anderen Welt, klangen die Stimmen der am Fluß spielenden Kinder.
    Roswitha sah über die Wölbung ihres Leibes

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