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080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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hinweg zur Kommode. Dort stand die kleine, schwarze Statue, die einen Mann mit Hörnern und einem verkrüppelten Fuß darstellte. Es sei ein antiker, griechischer Gott, hatte ihre Mutter gesagt und über Roswithas Vergleich mit dem Teufel gelacht. Doch Roswitha erschauerte jedesmal, wenn sie die Statue ansah.
    Es war ihr, als würden die schwarzen Augen der Statue sie beobachten. Plötzlich fühlte sich Roswitha zum Sterben übel. Sie hatte Angst, Angst vor diesem Haus, diesem Zimmer, und vor dieser Statue. Es war drückend schwül. Roswitha schwitzte. Die Laken, auf denen sie lag, waren schon ganz feucht.
    Sie setzte sich mühsam auf und musterte feindselig die Statue.
    „Verdammtes Ding!“ stieß sie hervor. „Am liebsten würde ich dich in den Fluß werfen.“
    Sie wollte sich erheben. Doch da zog ein Schmerz durch ihren Leib. Schwach noch, aber ohne Zweifel war es die erste Wehe. Roswitha schien es, als verziehe sich die dämonische Fratze der Statue zu einem Grinsen.
    Annie, ihre Mutter, war bei einer Hausgeburt. Es war nicht abzusehen, wann sie zurückkommen würde. Angst packte Roswitha. Sie wollte weg aus diesem düsteren Haus, aus dieser Umgebung. Warum konnte sie ihre schwerste Stunde nicht auch in einer Klinik erleben, wo ihr Ärzte und Schwestern zur Seite standen, und ein modern eingerichteter Kreißsaal mit allen Geräten und Instrumenten.
    Roswitha dachte an einen hellen, freundlichen Raum, an weißgekleidete Ärzte und Schwestern, an den vertrauten Krankenhausgeruch und an schmerzstillende Narkose. Sollte sie all das entbehren und Qualen erleiden in diesem düsteren Haus, vielleicht sogar sterben?
    Roswitha stemmte sich vom Bett hoch, schleppte sich die Treppe hinunter, zum Telefon. Sie nahm den Hörer ab und wählte.
    Eine kühle Stimme meldete sich.
    „Hier Städtisches Krankenhaus.“
    „Schicken Sie mir den Notarztwagen. Ich … ich bekomme Drillinge. Es kann nicht mehr sehr lange dauern.“
    „Drillinge? Bei welchem Arzt sind Sie während Ihrer Schwangerschaft gewesen?“
    „Ich war bei keinem. Doch, das heißt …“
    Eine Hand drückte die Gabel nieder. Roswitha sah sich um, sah in das Gesicht ihrer Mutter. Annies Augen loderten. Sie lächelte und die einzige Bezeichnung, die Roswitha für dieses Lächeln passend erschien, war dämonisch.
    „Komm, mein Kind“, sagte Annie. „Gehen wir nach oben. Hab’ keine Angst. Ich habe das schon mehr als tausendmal gemacht.“
    Als sie in die Augen ihrer Mutter sah, kam wieder eine seltsame Apathie über Roswitha. Willenlos ließ sie sich zur Treppe führen, stieg Stufe um Stufe hoch, auf Annies Arm gestützt.
    Annie führte sie wieder ins Zimmer.
    „Es kann nicht mehr lange dauern“, sagte Roswitha. „Ich habe schon eine Wehe gespürt.“
    Annie lachte.
    „Was weißt denn du? Beim erstenmal kann es noch zwanzig Stunden dauern. Aber ich werde bei dir bleiben, Roswitha.“
    Roswitha legte sich wieder auf das Bett. Sie hörte ihre Mutter leise flüstern: „Danke, Meister, daß du mich gerufen hast.“
    Außer Annie und Roswitha war niemand im Zimmer. Das Mädchen sah sich um. Die Augen der schwarzen Statue mit dem Pferdefuß schienen zu glühen.
     

     
    Die Geburt verlief völlig glatt und reibungslos, was fast ein Wunder war nach den Komplikationen der Schwangerschaft. Annie Engelmann als erfahrene Hebamme hatte keine Schwierigkeiten. Nach der Geburt schlief Roswitha erschöpft. Ihr Gesicht war bleich, aber ihr Atem ging ruhig. Annie Engelmann betrachtete die Neugeborenen.
    Es waren zwei Jungen und ein Mädchen. Sie hatte eine häßliche, runzlige, gelblich fahle Haut, völlig anders als andere Neugeborene. Annie Engelmann beugte sich über sie.
    „Ja, meine Kleinen, meine süßen Kleinen. Ihr seid die Frucht all der Jahre, die ich mich dem Meister der Schwarzen Mächte verschrieben habe. Ihr seid die Brut des Bösen, die Wegbereiter der Vampire und Satansgeschöpfe. Oh, wärt ihr doch schon groß und könntet eure Kräfte entfalten.“
    Einer der neugeborenen Jungen öffnete die Augen. Fast wäre Annie Engelmann zurückgeschreckt. Das winzige, gelbliche, verrunzelte Gesicht mit den dunklen Augen bekam einen Ausdruck abgrundtiefer Bosheit. Ein Mensch, der in einem langen, fluchbeladenen Leben alle Laster, Ausschweifungen und Verbrechen begangen hatte, hätte Annie nicht so boshaft anblicken können, wie dieses neugeborene Kind.
    Die winzigen Funken in den Augen der schwarzen Statue auf der Kommode glimmten noch stärker, wie

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