080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen
Kapitel laut las.
Der Vollständigkeit halber sei angeführt, daß es auch einen Film dieses Titels gab, von und mit Adrian Hoven, eine etwas wirre, sexangereicherte Geschichte, in der Realität und Legende verschmelzen.
Lovecraft erwähnt noch weitere Bücher, über die wir in der nächsten Ausgabe berichten.
Damit verabschiedet sich Ihre
Vampir-Redaktion
Die Vampir-Oma und ihre Kleinen
Vampir Horror Roman Nr. 80
von Earl Warren
Die Frau kniete vor der dunklen Statue und sah sie an. Ihr Gesicht hatte einen fanatischen Ausdruck, ihre dunklen Augen schienen zu brennen.
„So viele Jahre habe ich dir gedient“, sagte sie mit heiserer Stimme zu der Statue des Gehörnten. „Mein ganzes Leben, solange ich denken kann, stand in deinem Bann. Wann belohnst du endlich die Treue und die Opfer, die ich für dich gebracht habe? Wann verleihst du mir jene Macht, die mich über die kleinen Beschwörungen und magischen Riten hinaushebt, die mich den Dämonen der Finsternis ähnlich macht?“ Die Frau schwieg und schien in sich hineinzulauschen.
Ihr Alter war schwer zu bestimmen. Sie mußte einmal sehr schön gewesen sein. Doch nun war die Schönheit dieser Frau wie unter schwarzer Asche schwelende, düstere Glut.
Die Frau war von mittlerer Größe, hatte schwarzes Haar und schwarze Augen, die sanft einschmeichelnd blicken oder dämonisch lodern konnten. Ihr Gesicht war bleich und von klassischer Schönheit, wie das einer griechischen Statue. Doch da waren Linien und Fältchen in dem Gesicht, die diese Schönheit zunichte machen und das Gesicht in das Abbild einer durch und durch bösen Seele verwandeln konnten.
„Was sagst du, Meister?“ flüsterte die Frau mit entrücktem Blick. „Was willst du deiner Dienerin zu verstehen geben?“ Sie formte Worte, langsam, stockend. „Nicht … ich … aber die, die nach mir kommen. Blut von meinem Blut. Geschöpfe des Satans, kleine Vampire, Brut des Bösen. Sie werden sich ausbreiten, und ihrer Nachkommenschaft wird die Welt gehören.“
Die kniende Frau betrachtete die schwarze Statue. Ein kleines Kunstwerk, das einen nackten Mann darstellte. Er war athletisch gebaut, der Künstler hatte jeden einzelnen Muskel herausmodelliert. Doch das Gesicht der Statue war ein Alptraum, eine dämonische, verzerrte Fratze. Aus der Stirn ragten zwei Hörner. Die Figur hatte einen Schwanz und das linke Bein endete in einem Pferdefuß.
Das Erschreckendste aber war, daß die schwarzen Augen der Statue ein unheimliches Leben besaßen. Tief in ihnen glimmte und funkelte es, war ein geheimnisvolles Leuchten wie ein Irrlicht, das den Wanderer ins schwarze Moor lockt.
„Wie soll ich dich verstehen, Meister?“ fragte die Frau. „Blut von meinem Blut. Aber ich bin doch schon zu alt, um Kinder zu gebären. Und Roswitha, meine Tochter, ist ein eitles, dummes Geschöpf, das sich weigert, Blut zu trinken oder sonst eine der einfachsten Grundregeln zu befolgen.“
Plötzlich ging ein Schimmer des Erkennens über das Gesicht der Frau. Wieder weiteten sich erst ihre Pupillen und verengten sich dann zu Stecknadelgröße. Sie sah starr in die düster glimmenden, winzigen Punkte in den Augen der Statue.
„Ja“, flüsterte sie. „Ja, ja, ja.“ Jedes‚ Ja’ klang freudiger, entzückter. „Ich begreife. Ihr Kind, Roswithas Kind. Oh Meister, dieser Plan ist genial. Nicht einmal ich selbst, sondern andere. Und sie werden ständig unter deinem Schutz stehen.
Deine Geschöpfe, mit dämonischen Fähigkeiten. Sie sind die ersten, die Wegbereiter der Schwarzen Mächte. Nicht Mensch und nicht Dämon, wie die Vampire, die auf der Schwelle des Todes stehen und den Lebenden das Blut aussaugen, um ihre Existenz zu bewahren. Blut von meinem Blut, und deine Geschöpfe, Meister.“
Das düstere Glimmen in den Augen der kleinen, schwarzen Statue erlosch. Die Frau kehrte in die Wirklichkeit zurück.
Mit gerunzelter Stirn fragte sie: „Warum sprachst du in der Mehrzahl, Meister? Roswithas Kind ist doch nur ein Wesen.“
Sie verbeugte sich tief vor der Statue. Ihre Lippen berührten die Hinterseite der kleinen, schwarzen Figur. Dann packte die Frau die dunkle Statue in ein kostbares, mit schwarzem Samt ausgelegtes Kästchen und legte es in einen Schrank, zu dem nur sie den Schlüssel besaß. Nun öffnete sie die Fensterläden.
Helles Sonnenlicht strömte in den Raum. Direkt hinter dem Haus floß ein Fluß vorbei. Zwischen den Häusern auf der anderen Flußseite war
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