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080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen

Titel: 080 - Die Vampir- Oma und ihre Kleinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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vorbei, in dem vor einer langgestreckten Halle vier Lastwagen standen, fuhr die Hebamme über einen holprigen Feldweg zu einem Bungalow.
    Sie nahm eine schwarze Tasche aus dem Wagen und öffnete das Tor in dem Drahtzaun, der das Grundstück umgab. Dann nahm sie die schwarze Statue aus der Tasche. Sie stellte sie so auf eine niedere Mauer, daß sie zum Haus hinüberschaute. Schließlich winkte sie Roswitha herbei.
    „Geh ins Haus“, sagte sie. „Niemand wird dich bemerken.“
    Die Hebamme stand mit vor der Brust verschränkten Armen da, sah zum Bungalow hinüber. Wieder flüsterte sie ihren Zauberspruch. Die Augen der schwarzen Statue mit dem Pferdefuß phosphoreszierten in der Dunkelheit.
    Wenige Minuten später kam Roswitha zurück. Annie nahm ihr das Kind ab, trug es zurück zum Wagen. Dann fuhr sie auf dem kürzesten Weg zurück zu ihrem Haus am Fluß.
    Die Frau und das Mädchen stiegen aus und hoben den Korb aus dem Wagen. Zu zweit trugen sie ihn ins Haus. Annie hatte außerdem die schwarze Tasche umhängen. Sie gingen die Treppen hinauf, in das düstere Zimmer im zweiten Stock und setzten den Korb vor der Kommode ab. Annie stellte die Statue wieder auf ihren Platz.
    Sie nahm die Decke vom Korb und betrachtete die Babys. Ein Ausdruck der Gier trat in ihr Gesicht. Ihre Lippen öffneten sich und entblößten spitze kleine Zähne, die denen einer Katze glichen. Die Eckzähne waren besonders lang und ragten über die untere Zahnreihe.
    Die drei Säuglinge, zwei Jungen und ein Mädchen, waren rund, gesund und rosig. Sie schliefen fest.
    Roswitha stand an der Tür. Sie beobachtete ängstlich ihre Mutter. Der dämonischen Statue wagte sie keinen Blick zuzuwenden.
    Annie hob einen der Jungen aus dem Korb. Ihre schwarzen Augen glühten. Ihre verzerrten Züge mit den bleckenden, spitzen Eckzähnen ähnelten der dämonischen Fratze der Statue, die sie anbetete und verehrte.
    „Weißt du, was das Beste für unsereins ist? Was die dunklen Kräfte stärkt, die finsteren Seiten des Bewußtseins hervorhebt, neuen Mut und neue Kraft gibt, den finsteren Pfad zu gehen?“
    Sie lachte leise, ein boshaftes Lachen, voll triumphierender Vorfreude. Das Lachen eines Geschöpfes der Dunkelheit, dem ein Opfer wehrlos ausgeliefert ist.
    Annie wickelte den Säugling aus dem Tuch. Sie nahm ihn an den Beinchen und im Genick. Dann biß sie mit ihren langen, spitzen Eckzähnen in seinen Hals. Ein dünner Blutfaden lief über ihr Kinn. Ihr Gesicht nahm einen Ausdruck teuflischen Entzückens an. Sie saugte das Blut des wenige Tage alten Kindes.
    Roswitha stieß einen entsetzten Schrei aus und rannte aus dem Zimmer, die Treppe hinunter. Sie verschloß die Tür ihres Zimmers hinter sich, warf sich aufs Bett. Sie schluchzte verzweifelt. Die Anspannung des Abends und der Schrecken entluden sich in einem wilden Weinkrampf. Am schlimmsten aber war die Gewißheit, daß der Schrecken nichts einmaliges war, daß er nicht zu Ende ging.
    Nein, all ihre Tage und Nächte würde er fortan begleiten, sich immer mehr steigern, bis zu einem höllischen Crescendo.
     
     

     
    Wie immer ging Ursula Roemer auch an diesem Morgen gleich nach dem Aufwachen ans Bett des kleinen Martin. Elf Tage alt war der kleine Erdenbürger nun, das erste Kind der Roemers. Ursula, eine blonde, hübsche Frau Anfang Zwanzig beugte sich über das Kind.
    Seine Farbe kam ihr seltsam vor, doch das konnte auch an dem künstlichen Licht liegen. Sie zog die Vorhänge zurück und öffnete das Fenster und die Läden. Helles Sonnenlicht strömte ins Zimmer.
    Wieder betrachtete Ursula Roemer das Kind. Sie zuckte zurück. War das ihr Martin? Sein rosiges, rundliches Gesichtchen war gelblich fahl und verrunzelt. Wie ein kleiner Greis sah er aus. Da öffnete der Säugling die Augen, dunkle Augen, die bösartig blickten.
    Er begann zu schreien, doch sogar das Schreien klang anders. Es war ein Quäken und Quarren. Der Kleine holte fauchend Luft.
    Ursula Roemer rannte aus dem Zimmer, zu ihrem Mann, der bereits am Frühstückstisch saß.
    „Hellmuth! Hellmuth! Unser Martin ist krank. Sein Gesichtchen ist ganz gelb und sein Schreien klingt so komisch. Du mußt den Doktor anrufen.“
    Roemer sah überrascht auf. Er war ein hellblonder, ziemlich molliger Mann.
    „Ach was“, sagte er. „Ich war schon vorhin bei dem Kleinen. Dem geht es gut. Fest geschlafen hat er.“
    „Dann sieh ihn dir doch an.“
    Hellmuth Roemer folgte seiner Frau. Er betrachtete den kleinen Martin, hob ratlos die Schultern.

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