0802 - Besuch aus der Hölle
sonst wundert sich hier jedermann über deine schwache Blase.«
Zamorra verdrehte die Augen, tat aber wie ihm geheißen.
Nicole kam nach zehn Minuten zurück. Mit einem triumphierenden Grinsen ließ sie sich neben Zamorra in den Sitz fallen. »Siehst du den Kerl im schwarzen Anzug?«
»Fünf Reihen vor uns schräg gegenüber?«
»Jep. Er ist es.«
»Wie hast du es herausgefunden?«
»Dhyarras sind schon wunderbare Hilfsmittel«, meinte sie salopp. »Ich habe mir vorgestellt, wie…« Sie brach ab, als sich der Enttarnte unvermittelt umdrehte und ihr genau ins Gesicht sah. Ein bohrender Blick traf sie, und Zamorra meinte, in den Augen des Dämons ein rotes Aufflackern zu sehen. Dann drehte der Mann sich wieder um.
In diesem Moment begann die Fähre mit dem Anlegemanöver auf Paxos, und alle Fahrgäste erhoben sich.
»Wir dürfen ihn nicht aus den Augen verlieren«, erklärte Zamorra.
»Unter diesen Umständen wirst du wohl warten müssen, bis ich dir meine pfiffige Dämonen-Enttarnungsmethode verrate«, sagte Nicole.
Dann hatten sie alle Mühe, in dem Getümmel, das die wenigen Fahrgäste erstaunlicherweise veranstalteten, an dem Dämon dranzubleiben. Einer der Passagiere wuchtete einen überdimensionalen Koffer aus seiner Sitzreihe direkt vor Nicoles und Zamorras Füße. Daran kamen sie in dem schmalen Gang nicht vorbei. Zamorra schob den Koffer zur Seite, was dessen Besitzer mit einem schimpfenden Redeschwall quittierte, den Zamorra allerdings nicht beachtete.
Als sie die Fähre verließen und endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten, stieg der Dämon in seiner menschlichen Tarngestalt gerade in ein Taxi.
Zamorra und Nicole rannten zu dem letzten noch wartenden Taxi und stießen ein Touristenpärchen unsanft zur Seite. Sie sprangen auf den Rücksitz, und Zamorra rief auf Englisch: »Folgen Sie Ihrem Kollegen dort vorn!«
»Cool, Mann!«, antwortete der etwa fünfzigjährige Fahrer mit hartem griechischen Akzent. »Wenn Sie mir jetzt noch sagen, dass mir ein Extratrinkgeld sicher ist, wenn ich ihn nicht verliere…«
»Es ist Ihnen sicher!«, versprach Nicole. »Nun fahren Sie schon!«
»Alles klar«, sagte der Fahrer und beschleunigte mit quietschenden Reifen.
Das Taxi sauste halsbrecherisch durch die engen Sträßchen…
***
»Sehen Sie, Mr. Millings, es ist mir schon ein wenig unangenehm, bei Ihnen herumzuschnüffeln«, sagte Kommissar Korkonis zu Andrews grenzenloser Überraschung.
»Es ist eben Ihr Job«, antwortete Andrew vorsichtig.
Korkonis schloss die Tür zum Schlafzimmer und reichte Andrew die Hand. »Ich bedanke mich für Ihre Kooperation. Unter uns gesagt: Sie sind gar nicht so eigenartig, wie alle behaupten.«
Verblüfft zog Andrew die Augenbrauen nach oben.
»Das war wohl wieder einmal ein bisschen zu direkt«, vermutete der Kommissar.
»Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, murmelte Andrew, denn was ihn wirklich beschäftigte, war die Frage, warum Korkonis der unübersehbare Koffer und die nicht weniger unübersehbare Diana nicht aufgefallen waren.
Rasch versprach er dem Kommissar, für weitere Fragen selbstverständlich zur Verfügung zu stehen, falls sich eine Notwendigkeit ergeben sollte.
Als er endlich die Haustür hinter dem Polizisten geschlossen hatte, eilte er sofort zurück zum Schlafzimmer.
Der Koffer war verschwunden, und Diana ebenso. Er blickte auf sein ordentlich gemachtes Bett.
»Diana?«, fragte er, und die Schranktür öffnete sich leise knarrend.
Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen trat Diana aus dem großen Kleiderschrank. »Ich dachte mir, ich sorge für ein wenig Ordnung«, sagte sie.
»Du weißt gar nicht, wie sehr du mir damit geholfen hast«, entgegnete er erleichtert.
»O doch, das weiß ich. Was ich allerdings tatsächlich nicht weiß, ist, warum ich dir helfe. Ich will endlich die Wahrheit erfahren.«
»Ich denke, die hast du dir soeben verdient, Diana.« Oder zumindest einen Teil davon, dachte er, doch das sprach er nicht laut aus.
»Allerdings.« Sie stemmte die Fäuste in die Seiten, und dieser Anblick brachte Andrew zum Schmunzeln.
»Es wird schwer zu verstehen sein, aber was ich über… über die Dämonen sagte, ist eine Tatsache, mit der du dich abfinden musst.«
»Angenommen, ich finde mich damit ab, was kommt dann als Nächstes?«
»In diesem Fall wirst du akzeptieren müssen, dass ich ihnen vor langer Zeit in die Quere gekommen bin und ich mich seitdem vor ihnen verberge.«
»Vor langer Zeit? Wenn ich dich
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