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0802 - Besuch aus der Hölle

0802 - Besuch aus der Hölle

Titel: 0802 - Besuch aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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umher, und nackte Furcht stand in ihren Augen.
    Verzweifelt dachte Andrew nach. Was sollte er bloß sagen? Wie sollte er erklären, warum er gerade jetzt die Insel verlassen musste, ohne sie noch tiefer in den unheilvollen Sog zu ziehen, der bereits ihren Bruder ins Verderben gerissen hatte? Er durfte keine billigen Ausreden Vorbringen, die Diana nur noch misstrauischer gemacht hätten. »Ich muss wegen des Todes deines Bruders sofort von hier verschwinden!«, gab er deshalb zu.
    »Also hast du sehr wohl etwas damit zu tun!«
    Sie griff nach dem gusseisernen Kerzenständer, der auf dem Schränkchen neben ihr stand. Ihre Finger krampften sich darum.
    »Er wurde von jemandem getötet, der hinter mir her ist!«, sagte Andrew, und es klang weit weniger beruhigend, als es in seiner Absicht lag.
    »Nur weiter!«, forderte sie, zog die Kerze aus dem Haltedorn und vollführte mit dem schweren Kerzenständer hektische Bewegungen vor ihrem Körper.
    »Je weniger du weißt, umso besser ist es für dich.«
    »Hör mir auf mit dem verdammten Scheiß!«, rief sie.
    Andrew bemerkte mit zunehmendem Unbehagen, dass Diana nahe daran war, in Panik auszubrechen. »Ich möchte nicht, dass du mit hineingezogen wirst.«
    »Ich bin längst mittendrin!«, antwortete sie und ließ den Leuchter ein wenig sinken.
    »Ich habe deinen Bruder nicht getötet«, sagte er.
    »Ich… ich weiß…« Der Kerzenleuchter fiel mit einem dumpfen Poltern auf den Boden. Diana ließ sich kraftlos auf das Bett fallen. »Aber… sag mir, was das hier zu bedeuten hat.« Sie legte ihre rechte Hand auf den geöffneten Koffer.
    Andrew setzte sich neben sie. »Ich muss von hier fort.« Er sagte es mit mehr Wehmut und Trauer, als er selbst für möglich gehalten hätte.
    »Warum?« Sie riss in einer sinnlosen Bewegung eines seiner T-Shirts aus dem Koffer und schleuderte es in die Zimmerecke. Als er darauf keine Reaktion zeigte, fuhr sie fort: »Dann sag mir wenigstens, warum Charles sterben musste, bevor du den Schwanz einziehst und mich hier allein zurücklässt!«
    »Du bist wütend«, sagte Andrew, »und…«
    »Wer hätte das gedacht!«, unterbrach Diana höhnisch. »Wo du mir doch keinerlei Grund dafür gibst!«
    »Was immer du denkst, es ist in Wirklichkeit völlig anders.«
    »Das ist ganz schön lahm, was du da von dir gibst. Ich habe weder Lust noch Zeit auf unverbindliches Drumherumreden! Mein Bruder ist bestialisch ermordet worden, und das macht mir Angst, verstehst du das? Und jetzt willst du auch noch von hier verschwinden, und da werde nicht nur ich mich fragen, was das soll und…«
    »Die Dämonen sind mir auf den Fersen«, sagte Andrew leise.
    Diese wenigen Worte brachten Dianas Redeschwall zum Verstummen. »Was… hast du gesagt?«, fragte sie ungläubig.
    »Dein Bruder wurde das Opfer eines Dämons.«
    Plötzlich war es in dem Zimmer totenstill.
    Nach einigen Sekunden ergriff Diana wieder das Wort. »Das meinst du nicht ernst.«
    »Ernster als du es dir vorstellen kannst.« Andrew fragte sich, was jetzt werden sollte. Er hatte einen Zipfel seines Geheimnisses vor Diana gelüftet. Damit konnte sie sich unmöglich zufrieden geben. Es ließ sich nicht vermeiden, dass sie auch noch mehr erfahren würde. Denn jeder Mensch mit Verstand würde an dieser Stelle mehr wissen wollen. Doch wie tief das Labyrinth seiner Geheimnisse tatsächlich ging, das konnte sie nicht ahnen. Es war wohl tiefer als das jedes anderen Menschen auf dieser Welt. Oder fast jedes Menschen, verbesserte er sich selbst, denn aller Wahrscheinlichkeit nach gab es noch jemanden wie ihn…
    Plötzlich klopfte es an der Tür!
    Sie rührten sich beide nicht.
    Das Klopfen wiederholte sich. Und eine Stimme rief laut: »Machen Sie auf, Mr. Millings! Polizei!«
    Andrew zuckte zusammen, und er sah, dass es Diana nicht anders erging. »Einen Moment bitte!«, rief er laut in Richtung der Tür.
    Diana sah ihm tief in die Augen, und die Sekunde schien sich in einer Ewigkeit zu verlieren. »Ich bleibe hier im Zimmer«, sagte sie dann. »Du wirst nichts von mir hören.«
    Er nickte ihr zu, verließ das Schlafzimmer und schloss die Tür. Danach öffnete er dem wartenden Polizeibeamten.
    »Entschuldigen Sie die Störung so früh am Morgen, Mr. Millings, doch ich sah Licht.«
    »Ich bin Frühaufsteher, wissen Sie? Ich bin bereits seit längerem auf den Beinen.« Genau genommen hatte er diese Nacht überhaupt nicht geschlafen…
    »Mein Name ist Korkonis, ich bin der leitende Polizeikommissar hier auf der

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