0806 - Der Voodoo-Club
verraten, und man schickte uns Gegner. Zu ihnen gehörte auch Dan Gabor. Er war ein feindlicher Agent, und mein Vater hat sich von ihm bezahlen lassen. Cargill sorgte dafür, daß unsere Männer oder Freunde festgenommen wurden. Man ging brutal vor. Es kam zu keiner Verhandlung. Angeblich haben sie sich der Festnahme widersetzt, deshalb wurden sie erschossen und auf diesem alten Friedhof hier verscharrt, denn an dieser Stelle gibt es keinen, der nach ihren Gräbern sucht. Sie sollten vergessen werden, sie wurden auch vergessen, aber nicht von uns. Wir wollten Rache, und wir faßten den Plan, von dem uns keiner mehr abbringen kann.«
»Voodoo«, sagte Suko.
»Ja!«
»Zombies!« fügte er noch hinzu.
Robertas Augen glänzten. »Auch das«, sagte sie leise, aber sehr deutlich. »Denn auf sie läuft im Endeffekt alles hinaus. Wir wollten sie zurückhaben. Die liegen noch nicht lange unter der Erde, und sie werden kommen, das verspreche ich euch. Sie werden wieder auf der Insel wandeln und sich an denen rächen, die für ihren Tod verantwortlich sind.«
»Aber das ist doch Wahnsinn!« rief ich. »Damit kommen Sie nie im Leben durch. Vergessen Sie die Revolution!«
»Niemals!«
»Was geschah mit Ihrem Vater?«
»Er ist tot!«
Suko und ich zuckten zusammen. Ich spürte plötzlich eine unheimliche Kälte, die über meinen Körper hinwegstrich und sich auch nicht verdrängen ließ. Obwohl ich noch keine konkrete Antwort bekommen hatte, wußte ich genau, daß Roberta am Tod ihres Vaters nicht unschuldig gewesen war.
Sie erriet meine Gedanken und sagte: »Ich habe es nicht getan, obwohl ich ihm den Tod gönnte.«
»Sie haben es auch nicht verhindert.«
»Das stimmt. Wir brauchten zudem sein Herz, um das Ritual durchführen zu können.«
Ich biss mir auf die Lippe. Dieses Geständnis war mir auf den Magen geschlagen, und ich hatte das Gefühl, als würde Säure durch meine Adern laufen.
Auch Suko atmete schwer. Ihm war dieses Geständnis ebenfalls auf den Magen geschlagen.
»Sein Herz also«, sagte ich.
»Ja, der Feind, das Blut des Feindes, und das Blut der Tiere. Hinzu kommt meine uralte Kraft, denn ich habe mich kundig gemacht und die großen Weihen empfangen. Wir haben das Gebräu geschaffen, und wir werden die Toten zurückholen. Fünf Zombies werden auf Rachetour gehen und alles vernichten, was sich ihnen in den Weg stellt. Auch ihr könnt ihnen nicht entfliehen.«
»Vielleicht wollen wir das auch nicht«, sagte Suko.
Mit dieser Antwort kam Roberta nicht zurecht. »Was heißt das genau?« fragte sie.
Mein Freund hob die Schultern. »Es gefällt uns einfach nicht, daß lebende Leichen die Gegend unsicher machen. Wir sind keine Freunde der Zombies, wir sind gekommen, um sie zu vernichten. Voodoo-Zauber hat auch in Europa einen bösen Klang…«
»Ihr wollt sie töten?« Roberta lachte grollend. »Ihr wollt die töten, die schon tot sind?«
»Das hatten wir vor!«
Roberta Miller wußte nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie entschied sich für keine der beiden Reaktionen, sondern sagte nur:
»Woher nehmt ihr diese Arroganz?«
»Es ist die Erfahrung«, sagte ich.
»Im Umgang mit Zombies?«
»Genau!«
Die letzte, wenn auch nur kurze Antwort hatte Roberta unsicher gemacht. Sie wollte uns weiterhin beschäftigen, aber etwas störte sie und auch uns. Aus der Tiefe des alten Kreolenfriedhofs und zwischen den Grabsteinen hindurch, wehte uns ein fürchterlicher Gestank entgegen.
Ich hatte den Eindruck, ihn greifen zu können. Er war wie ein Dampf aus der Hölle, und als er mich erreichte, verschlug er mir den Atem. Es war der Geruch von Blut.
Nicht zu vergleichen mit dem Geruch, der aus einer frischen Wunde strömte. Er war alt, er war feucht, stickig und gleichzeitig auch modrig, und er schwebte tatsächlich in Dampfwolken über den Friedhof und die Grabsteine hinweg, als wollte er sie anmalen, um seine Farbe als Patina zu hinterlassen.
Auch Roberta hatte ihn wahrgenommen. Sie drehte den Kopf für einen Moment zur Seite. Als sie uns wieder anschaute, lag ein Lächeln auf ihren breiten Lippen. Dabei sagte sie einen gefährlichen Satz. »Es ist soweit, die Toten kommen…«
***
Die vier Frauen standen dicht vor der größten Aufgabe ihres Lebens. Sie kannten sich auf dem Friedhof aus, das Gelände war für sie bisher ein sicherer Hort gewesen, und sie wußten genau, wohin sie zu gehen hatten. Roberta hatte ihnen eingeschärft, sich zu beeilen, denn ihr schien etwas nicht gefallen zu haben.
Sie
Weitere Kostenlose Bücher