Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0806 - Die Hexe von Köln

0806 - Die Hexe von Köln

Titel: 0806 - Die Hexe von Köln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
Vom Netzwerk:
unterhalb des Kölner Doms. Beim Schein von Fackeln hätte er das Loch gar nicht wahrgenommen, so aber wies es ihm einen Weg in die Freiheit.
    Kurzentschlossen kletterte Zamorra nach draußen.
    ***
    »Sie ist verschwunden.« Nicole schaute sich suchend um, aber die braunhaarige Frau war nicht mehr zu sehen.
    »Wenn sie in der Menge untergetaucht ist, finden wir sie nie mehr«, antwortete Wagenbach. Denn unzählige Menschen waren in den Einkaufsstraßen und rings um den Dom unterwegs. Die Dunkelheit tat ein Übriges zum Schutz der Fremden.
    Nicole zog die Stirn in Falten. Ein untrügliches Gespür verriet ihr, wohin Stygias Bekannte sich gewandt hatte. »Sie ist in den Dom zurückgekehrt.«
    »Unmöglich. Man kann jetzt nicht mehr dort hinein.«
    »Trotzdem. Sie hat ihre Möglichkeiten.« Wer mit der Fürstin der Finsternis im Bunde stand, hatte die allemal. Nicole zerbrach sich den Kopf darüber, welche dunklen Ränke hinter Stygias Anwesenheit auf der Erde steckten. Hatte sie nur einen kurzen Besuch abgestattet, oder hielt sie sich immer noch auf der Welt der Menschen auf? Zwar hatte sie sich in Luft aufgelöst, aber das hieß nicht zwangsläufig, dass sie in die Schwefelklüfte heimgekehrt war.
    Duval starrte die Mauern der gewaltigen Kathedrale an, als könnte sie durch sie hindurchsehen. Zamorra steckte noch im Dom. Nicole spürte es, als hätte sie geistigen Kontakt zu ihm.
    Sie zog ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer des Hotelzimmers. Wie erwartet, nahm Zamorra nicht ab. Bei seiner Mobilnummer hatte sie diesmal ebenfalls kein Glück.
    »Kommen Sie«, trieb sie ihren Begleiter an. »Vielleicht finden wir einen offenen Nebeneingang.«
    »Vergebliche Liebesmüh«, erwiderte Wagenbach, blieb aber trotzdem an ihrer Seite. Gemeinsam passierten sie mehrere Eingänge der Kathedrale, doch die waren ausnahmslos verschlossen. An der rückwärtigen Seite des gotischen Bauwerks waren viel weniger Menschen unterwegs als auf der Domplatte und den Zugängen zum Hauptbahnhof.
    Sie liefen ein paar Treppenstufen abwärts und fanden sich zwischen dem Dom und den angrenzenden Museen wieder. Nicole wollte weitereilen und ihre Suche auf der anderen Domseite fortsetzen, aber Wagenbach hielt sie fest.
    »Was ist?«, fragte sie ungeduldig.
    »Wenn ich mich nicht irre, habe ich dort drin eine Bewegung gesehen.«
    »Dort drin?« Nicoles Blick folgte seinem ausgestreckten Arm. Eine kleine Grünfläche gleich außerhalb der Dommauern wurde von einer Mauer mit einem angrenzenden Zaun eingerahmt. »Das scheint mir ein Friedhof zu sein.«
    Ohne eine Antwort zu geben, drückte Wagenbach die Klinke einer Tür aus eisernen Stäben nieder. Geräuschlos glitt sie auf. »Da war es wieder.«
    Auch Nicole hatte jetzt eine Bewegung ausgemacht. »Man kann fast nichts sehen«, beschwerte sie sich. Dennoch ging sie weiter, denn das Gefühl, ihrem Gefährten ganz nahe zu sein, wuchs mit jedem Schritt.
    Im Gras waren Steinplatten mit Inschriften eingelassen. Im Vorbeigehen erkannte sie Namen mit Sterbe- und Todesdaten. Anscheinend hatten hier Geistliche ihre letzte Ruhestätte gefunden. Schmale Wege waren zwischen den Grabstellen angelegt.
    Nicole fühlte sich unwohl, als täte sie etwas Verbotenes. Sie hatte nicht vor, die Ruhe der Toten zu stören. »Darf man hier überhaupt rein?«
    »Der Bereich ist öffentlich zugänglich«, belehrte Wagenbach sie.
    Aber sicher nicht um diese Zeit, zudem gab es weder Lampen noch Laternen, deshalb mussten sie aufpassen, wohin sie ihre Schritte setzten. Duval warf einen Blick zurück, aber sie kehrte nicht um, sondern war entschlossen, sich von ihrem Gefühl leiten zu lassen. Zwischen einigen aufragenden, steinernen Stelen entstand ein Geräusch. Etwa dort hatte sie die Bewegung gesehen.
    »Vorsicht«, raunte Wagenbach. »Wer weiß, wer uns da auflauert.«
    Seine Warnung war unnötig. Als sich das Geräusch wiederholte, erkannte Nicole es als das Miauen einer Katze. Aus der Dunkelheit tauchte ein schwarzer Vierbeiner auf. Er schien etwas zu suchen. Oder jemanden?
    »Die Katze aus dem Dom!«
    Nicole schüttelte den Kopf, während die Katze näher kam. »Die hatte keinen weißen Bruststreifen. Das hier ist eine andere.«
    Wagenbach wirkte zerknirscht. »Da habe ich mich wohl getäuscht. Ich glaube kaum, dass eine Katze uns bei unserer Suche helfen kann. Machen wir, dass wir weiterkommen.«
    Nicole zögerte. Irgendetwas an dem Tier kam ihr bekannt vor. Es strich um ihre Beine und miaute abermals, vorwurfsvoll

Weitere Kostenlose Bücher