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0808 - Anruf aus dem Jenseits

0808 - Anruf aus dem Jenseits

Titel: 0808 - Anruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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auf den schreienden Österreicher stürzte und sich dieser mit einem gewaltigen Lichtblitz förmlich in Luft auflöste.
    Völlig unvermittelt klingelte das Telefon.
    Gougeon schreckte hoch. Er fragte sich, wer um diese Zeit etwas von ihm wollte. Vielleicht Marie, die ihm mitteilen wollte, dass es etwas später wurde… Sonst fiel ihm niemand ein. Sein Freundeskreis war seit den Ereignissen vor einem Jahr rapide geschrumpft.
    Sollte er abheben?
    Gougeon überlegte nur kurz. Wenn er eine Botschaft aus dem Jenseits bekommen hatte, warum nicht auch die anderen? Vielleicht war es einer von ihnen.
    Schwer atmend wuchtete er sich aus dem Stuhl, wischte sich kurz den Schweiß von der Stirn und nahm den Hörer ab.
    »Ja?«, fragte er kurz angebunden.
    Es sollte das letzte verständliche Wort sein, das er in seinem Leben aussprach.
    Für einen kurzen Moment war Gougeon, als höre er ein geisterhaftes entsetzlich bösartiges Lachen, welches direkt aus dem Jenseits zu kommen schien, dann begannen die Schmerzen.
    Es fühlte sich an, als würde ein feuriger Blitz direkt in seinen Schädel einschlagen.
    Gougeon begann zu schreien. Unfähig den Hörer loszulassen, krampften sich seine Finger fester um das kühle Plastik. Er wusste nicht, was mit ihm geschah, aber er konnte auch nicht mehr darüber nachdenken.
    In den wenigen Sekunden, die er noch lebte, bestand sein persönliches Universum nur noch aus weißglühenden Schmerzen.
    Gougeon spürte, wie seine Knie weich wurden und kippte zur Seite. Ohne den Hörer loszulassen, prallte er auf die Couch, wo er mit zuckenden Gliedmaßen liegen blieb. Das Telefon riss er mit sich, doch er merkte es nicht einmal. Sein Bewusstsein verdunkelte sich bereits.
    Claude Gougeon starb, ohne zu erfahren, was ihn getötet hatte.
    ***
    Leise vor sich hin fluchend marschierte der untersetzte Schnauzbartträger durch den endlosen Flur, der ihn zur gerichtsmedizinischen Abteilung führte. In seinem etwas zerknitterten Mantel erinnerte er fast ein wenig an den TV-Inspektor Columbo.
    »Da sind Sie ja endlich, Pierre«, begrüßte ihn eine aufgeregte Stimme.
    Pierre Robin, Chefinspektor und Leiter der Mordkommission in Lyon, verzog das Gesicht. Unmittelbar vor ihm war ein kleiner dürrer Mann in einem weißen Arztkittel in den Gang getreten.
    »Sie machen wohl nie Schluss, Henri«, erwiderte Robin brummig.
    »Was gibt es denn so Wichtiges, dass Sie mich um diese Zeit noch aufscheuchen mussten? Ich hatte gerade die Füße hochgelegt.«
    Dr. Henri Renoir, der Polizeiarzt, musterte den untersetzten Chefinspektor über den Rand seiner Rundglasbrille hinweg.
    »Das werden Sie gleich sehen«, antwortete er. »Es geht um den Fall, der heute Mittag eingeliefert worden ist.«
    Robin runzelte die Stirn und rief sich die dürre Faktenlage ins Gedächtnis. Es handelte sich bei dem Toten um einen gewissen Claude Gougeon. Der Leichnam war von Gougeons Freundin in dessen Wohnung entdeckt worden. Rein äußerlich deutete zwar nichts auf ein Gewaltverbrechen hin, jedoch war der Verstorbene erst 25 Jahre alt. Grund genug, ihn einmal näher in Augenschein zu nehmen. Offensichtlich die richtige Entscheidung, denn Dr. Renoir hätte Robin kaum aus dem wohlverdienten Feierabend gerissen, wenn er nicht etwas wirklich Wichtiges zutage gefördert hätte. Er fragte sich, worum es sich handelte.
    Bis jetzt war es eine reine Routineangelegenheit gewesen, aber Renoirs Aufregung war ein deutliches Anzeichen dafür, dass es mit der Routine für heute Abend erst einmal vorbei war. Immerhin hatte der 55-jährige Polizeiarzt schon eine Menge erstaunlicher Dinge gesehen und war dementsprechend schwer aus der Ruhe zu bringen.
    Robin seufzte. »Na, dann führen Sie mich mal in Ihre Fleischerei«, forderte er Dr. Renoir auf.
    Dieser schnaufte entrüstet, verzichtete aber auf eine Erwiderung, sondern winkte den Chefinspektor hinter sich her.
    Einen Moment später befand sich Robin vor dem Seziertisch des Arztes und blickte unbehaglich auf den zugedeckten Leichnam. Der zuweilen etwas ruppig auftretende Chefinspektor hatte zwar starke Nerven, dennoch war ihm nicht wohl zumute.
    Dr. Renoir musste ihm das offenbar angesehen haben, denn ein ironisches Lächeln blitzte in seinem Gesicht auf. »Sie sind doch sonst so hart im Nehmen.«
    Robin winkte ungeduldig ab. »Spannen Sie mich nicht länger auf die Folter!«
    Dr. Renoir nickte knapp und beugte sich über den zugedeckten Toten. »Kein Gehirn«, murmelte er leise.
    Der Chefinspektor zog eine

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