0808 - Anruf aus dem Jenseits
faustgroßer Stein an der Schulter. Tapfer ignorierte er den Schmerz.
Der Dämon hingegen hatte keine Chance. Ehe er auch den leisesten Versuch machen konnte, sich in Sicherheit zu bringen, prasselten die Gesteinsmassen schon auf ihn herab und begruben ihn unter sich.
Staubwolken wurden aufgewirbelt. Keuchend beobachtete Zamorra, wie Hemorgians massiger Körper unter dem blau leuchtenden Felsen verschwand. Schließlich kehrte geisterhafte Stille ein. Hustend rappelte sich der Parapsychologe auf und hielt sich die schmerzende Schulter.
Vorsichtig sondierte er den Schuttberg, unter dem der Dämon begraben lag. Sollte Hemorgian wirklich besiegt sein?
Langsam humpelte Zamorra näher. Ein menschliches Wesen hätte den Steinschlag niemals überlebt, aber aus Erfahrung wusste er natürlich, dass manche Dämonen über mehr Leben verfügten als die sprichwörtliche Katze.
Als er nur noch wenige Meter von dem Geröllberg entfernt war, bestätigten sich Zamorras Vorahnungen.
Ein dünner Spinnwebfaden schoss zwischen den Felsen hervor und wickelte sich klebrig um seinen Fußknöchel. Der Dämonenjäger stieß einen gurgelnden Schrei aus, als ein heftiger Ruck durch sein Bein ging und er gleich darauf hintenüber kippte.
Hart schlug Zamorra am Boden auf.
Schon geriet der Schuttberg vor ihm in Bewegung. Hemorgian versuchte, sich freizukämpfen. Immer wieder polterten Steine zur Seite und schließlich schob sich der Kopf des Dämons ans Licht. Zamorras Attacke war nicht folgenlos für ihn geblieben. Schwarzes Blut lief an Hemorgians Schädel herab. Die Augen des Monsters funkelten vor Schmerz und Wut.
Wieder stieß das Wesen ein metallisch klingendes Kreischen aus.
Zamorra wusste, er musste jetzt handeln, sonst würde er tatsächlich noch im Rachen des Ungeheuers enden. Er riss den Blaster hoch und feuerte im Liegen auf das grausige Ungetüm.
Ein nadelfeiner Strahl jagte auf den Geröllberg zu. Hemorgians abstoßendes Gesicht zeigte einen Ausdruck grenzenloser Überraschung. Mit dieser Attacke schien der Dämon nicht gerechnet zu haben.
Überraschung sollte Hemorgians letzte Empfindung sein, denn im nächsten Moment explodierte das magisch aufgeladene Gestein, das immer noch den Großteil seines Körpers gefangen hielt.
Zamorra stieß einen Schrei aus, als ihn die Druckwelle brutal nach hinten schleuderte und den Faden um seinen Knöchel zerreißen ließ. Er erfuhr nicht mehr, ob es ihm gelungen war, das Ungeheuer endgültig auszuschalten. Der Aufschlag raubte dem Dämonenjäger die Sinne.
***
Wieder stieß das unheimliche Energiewesen, in das die dämonische Macht Hemorgians Karl Zindler verwandelt hatte, einen mentalen Aufschrei aus. Abrupt blieb es stehen. Gleichzeitig begann seine Gestalt zu flackern wie ein schlecht eingestelltes Fernsehbild.
Erschöpft ließ Nicole den Dhyarra sinken und atmete tief durch.
»Er ist schwächer geworden«, erkannte Robin ganz richtig.
»Nicht nur er«, versetzte die Französin, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen.
Robin schüttelte den Kopf und suchte einen Moment nach den richtigen Worten. »Schau ihn dir doch an. Es wirkt, als sei ihm der Saft abgedreht worden…«
Nicole sah genauer hin. Der Inspektor hatte Recht. Was immer die Energie des Wesens gespeist hatte, offenbar war der Kraftstrom abrupt versiegt. Sie fragte sich, ob Zamorra damit zu tun hatte.
Die Dämonenjägerin steckte den Kristall weg und griff erneut nach dem magischen Amulett. Die weitere Verwendung des Dhyarras erwies sich als zu kraftraubend. Vielleicht konnte sie jetzt mit Merlins Stern etwas ausrichten.
Ein kurzer Gedankenbefehl genügte und das Amulett war aktiviert. Schon zuckten silbrige, fein verästelte Blitze auf das Geschöpf zu. Es machte nicht einmal den Versuch einer Gegenwehr.
Als die magischen Entladungen in seinen Körper einschlugen, war wieder ein Aufschrei zu hören, doch klang er weit schwächer. Gleichzeitig begann die unheimliche Gestalt zu zerfasern. Die Partikel ihres geisterhaften Körpers verirrten sich im Nichts.
Einen Moment später war das Wesen auch schon ganz verschwunden und abgesehen von den Verwüstungen im Foyer des Reviers kündete nichts mehr davon, was sich hier gerade abgespielt hatte.
»Das war in letzter Minute«, murmelte Robin.
Nicole nickte erschöpft. »Ich frage mich, was passiert ist. Es hätte uns fast erwischt…«
Robin lächelte. »Wenn ich mal ins Blaue vermuten darf, würde ich sagen, da hat Zamorra seine Finger im Spiel gehabt.«
Nun,
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