Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - Schatten der Vergangenheit

081 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 081 - Schatten der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
vor ihm im Gras und stützte sich auf einen Rucksack, der prall gefüllt war. Tautropfen bildeten dunkle Flecke auf seinen Stiefeln.
    Im hellen Mondlicht wirkten die Schrammen in seinem Gesicht wie die Narben eines Kriegers.
    »Wohin willste… willst du gehen?«
    »Weg. Nach Osten vielleicht oder… hm…« Er blickte hinaus in die Dunkelheit des Sees. »Mal sehen. Erst muss ich ein Dorf finden, wo man mir ein Reittier verkauft.«
    Pieroo stützte sich auf die Ellenbogen.
    Die anderen schliefen entweder im ARET oder auf der anderen Seite des Feuers. Niemand hörte ihnen zu.
    »Warum willste so was Dummes mache?«
    »Nun ja, ich… äh, ich denke, dass ich damit viel schneller vorankomme.«
    »Du weis sehr gut, wasich mein.« Stuart ließ den Kopf sinken. »Entschuldige. Weil die Gruppe auseinander bricht, wenn ich es nicht tue. Zwischen Rulfan und dem Commander gibt es ständig Reibereien, und Black… nun, er ist kein schlechter Mensch, aber in meiner Nähe wird er zum Tier. Unser Konflikt würde alle gefährden.«
    »Un was is mit Majela?« Der Doc begann mit den Trägern seines Rucksacks zu spielen. »Ich… äh … war nicht sonderlich nett zu ihr in letzter Zeit… Sag ihr, dass es mir Leid tut… nein, äh … sag ihr nichts.«
    Er legte Pieroo die Hand auf die Schulter.
    »Keine Sorge, ich komm schon durch.«
    Der schüttelte den Kopf und dachte an die vergeblichen Versuche, Jed den Umgang mit Pfeil und Bogen beizubringen.
    »Du kanns doch nich mal jagen.«
    »Hm… es gibt klare Vorteile einer vegetarischen Ernährung. Viele Völker verzichten auf Fleisch und… aber das willst du wohl nicht wirklich wissen.«
    Er räusperte sich. »Es wird bald hell. Ich sollte weg sein, bevor die anderen aufwachen.«
    Pieroo griff nach seinem Schwert. Er hatte es zu Beginn der Expedition erhalten und so sorgfältig gepflegt, dass es nicht den geringsten Rost angesetzt hatte. Jetzt reichte er es dem Doc.
    »Hie, nimm es. Du kanns zwar nich damit umgehe, aber vielleicht hälts ja ein paa Leut davon ab sich mit dir anzulege.«
    »Das kann ich nicht annehmen. Es ist zu wertvoll.«
    »Nimms als Geschenk. Ich brauchs nich mehr.«
    Der Doc schwieg einen Moment, dann nahm er Pieroo das Schwert aus der Hand und schnallte es sich sorgfältig auf den Rücken.
    »Ich… äh … nehme es an, aber nur unter einer Bedingung.« Er beugte sich vor. In seiner Stimme lag eine ungewohnte Intensität. »Ich werde dir dieses Schwert eines Tages zurückgeben. Und zwar nicht an Wudans Tafel oder im Garten der Göttin oder an sonst einem Platz im Leben nach dem Tod, sondern hier auf dieser Welt.« Er grinste plötzlich und stand auf. »Dann wirst du gesund sein und ich werde jagen können.«
    Pieroo nickte und erwiderte das Grinsen, auch wenn er nicht wirklich daran glauben konnte. »So wird es sein.«
    Er sah dem Doc nach, als der in Richtung Waldrand ging. Nach ein paar Minuten war nichts mehr von ihm zu sehen.
    Pieroo wandte den Blick ab, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Einige Meter entfernt erhob sich Majela aus dem Gras. Auch sie trug einen Rucksack in der Hand und einen Schlafsack in der anderen. Sie nickte Pieroo kurz zu.
    Er nickte zurück und wartete, bis auch sie im Wald verschwunden war.
    »Viel Glück« , sagte er leise. Dann verschränkte er die Hände hinter dem Kopf und betrachtete die Sterne. Irgendwann schlief er ein.
    ENDE

Weitere Kostenlose Bücher