0810 - Der Geist des Hexers
einiges davon zurückgeholt. Immer wieder in kleinen Portionen. Es hatte Teilsiege errungen, die Hölle war raffinierter geworden.
Es gab keinen Angriff mehr auf der ganzen Linie.
Nun war die Kraft wieder da.
Und das Schlangenkreuz, einst von einem gewaltigen Hexer geschaffen als Sieg der Finsternis, wollte den Kampf aufnehmen. Es wollte gewinnen, und so setzte es sich wieder in Bewegung…
***
Dass ein Pater auch wie ein Seemann fluchen konnte, bewies Domingo, als die Leuchtrakete ihren weiten und hellen Pilz ausbreitete, der die Dunkelheit der Nacht durchbrach und sich langsam zu Boden senkte, wobei das bleiche Licht unheimlich aussah, als wollte es einen Teil der Natur verschlingen.
Domingo hatte Mühe, den Wagen unter Kontrolle zu halten. Vielleicht war es ein Fehler von ihm gewesen, sich etwas zu lange auf das vom Himmel fallende Licht zu konzentrieren, denn er hatte das Lenkrad etwas verrissen und war vom eigentlichen Weg abgekommen. Der Wagen schlingerte, die Reifen rutschten wie bei Glatteis.
Der Jeep brach in ein Gebüsch und walzte es platt. Dann hatte der Pater das Fahrzeug wieder unter Kontrolle.
Der G-Man Bob Crane hockte tief im Beifahrersitz. Für ihn waren die letzten Minuten die härtesten gewesen. Der Stress hatte sich schließlich in einem Schuss entladen, eine Aktion der Notwehr, denn der andere hätte ihn ohne weiteres erschossen.
Er biss die Zähne zusammen. Das Schütteln und Rumpeln des Jeeps tat seiner Hüftwunde gar nicht gut. Sie brannte, der Verband hielt zwar noch, aber die Wunde war durch die heftigen Stöße sicherlich wieder aufgebrochen.
Er kämpfte sich hoch, um eine normale sitzende Position zu erreichen.
Die Waffe hielt er fest. Bob konnte sich nicht ducken, er musste einfach sehen, was in seiner Umgebung ablief, denn dass die Menschenjäger aufgegeben hatten, daran wollte er nicht glauben. Sie würden ihnen weitere Liebesgrüße aus der Hölle schicken.
Domingo warf dem G-Man einen besorgten Blick zu. »Schaffst du es?«, fragte er.
»Ich hoffe.« Crane korrigierte sich selbst. »Nein, Pater, ich muss es sogar schaffen.«
Domingo nickte.
Im Fond regte sich der Junge. Mario richtete sich vorsichtig auf. Er hatte den Tod des Mannes miterlebt. Auch wenn er in einer gefährlichen Gegend aufgewachsen war, in seinem Alter so etwas aus nächster Nähe zu erleben, blieb nicht ohne Folgen. Es war bereits die zweite Leiche in dieser Nacht, die ihm vor Augen gekommen war.
Zuerst war es Marsha gewesen, nun dieser fremde Killer.
Der Junge zitterte. In seinem dunklen Gesicht glänzte der Schweiß.
Die Augen waren weit aufgerissen, das Weiße schimmerte darin, als hätte es eine besondere Leuchtkraft erhalten, und er klammerte sich mit beiden Händen an der harten Sitzkante fest. Ihm lagen zahlreiche Fragen auf der Zunge, die er lieber nicht stellte, denn die beiden Männer vor ihm, deren Rücken er sah, brauchten ihre Konzentration. Auch Mario hatte die Leuchtrakete gesehen, deren nach unten fallendes Licht allmählich verlosch, so dass die Nacht wieder die Oberhand gewann.
Wohin jetzt? Mario hatte den Gedanken kaum gedacht, als er schon die Frage des Paters hörte, die sich mit dem gleichen Problem beschäftigte. »Crane, was sollen wir machen?«
»Ich weiß es nicht.«
Domingo hielt an. Er stellte den Motor ab. Der Pater hatte sich eine günstige Stelle ausgesucht, links von ihnen wuchs das Gestrüpp ziemlich dicht, an der rechten Seite standen niedrige Bäume. Die Männer entdeckten die Umrisse der stehen gelassenen Karussells, deren Gerüste wie die Skelette von Riesentieren in den Himmel ragten.
Warten, durchatmen…
Keiner von ihnen konnte die Stille genießen. Es war ein Schuss gefallen, sein Echo musste weit zu hören gewesen sein. Natürlich auch von den Männern, die unterwegs waren.
Bob Crane jagte sie. Der G-Man wusste nicht einmal, wie sie aussahen, welche Typen sich dahinter verbargen. Sie waren für ihn Schattenwesen, obwohl sie zu den Menschen zählten. Aber sie hatten eine Sekte gegründet, Church of Hearts – die Kirche der Herzen, und er wusste, dass diese Sekte die Macht wollte, dass deren Verbindungen bis weit in die obersten Reihen von Staat und Gesellschaft hineinreichten. Der Krake hatte bereits die Arme ausgestreckt. Noch hielten sie sich versteckt, da hatten sie auch ihren teuflischen Club aufbauen können, doch wer sich ihnen in den Weg stellte, wurde eliminiert. Ihre Methoden waren eiskalt und unmenschlich.
Bob Crane fühlte sich dieser
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