0810 - Der Geist des Hexers
Erschöpfung brachte.
Trotz der Wand hinter mir konnte ich mich nicht länger auf den Beinen halten.
Und Death drehte seinen Kopf, als er zusah, wie ich langsam in die Knie sackte, mich dagegen wehrte und mich wieder in die Höhe »schaufeln« wollte.
Es gelang mir nicht.
Ich fiel.
Mit dem Rücken rutschte ich an der Wand entlang. Den Mund hatte ich weit aufgerissen. Jeder Atemzug glich einem verzweifelten Saugen und wurde auch von Stöhngeräuschen begleitet.
Dann saß ich, blieb nicht still, sondern zuckte unter einem gewaltigen Schüttelfrost, der mich von den Füßen bis hin zum Kopf durchströmte. Er war blitzschnell über mich gekommen, einen besonderen Grund hatte ich nicht erlebt. Auf einmal war ich zu Eis geworden.
Zumindest hatte sich ein dünner Panzer über meine Haut gelegt.
Zur Mitte des Körpers hin verdichtete er sich, er lief auf ein Zentrum zu.
Dort hing mein Kreuz!
Die Ursache, das Zentrum meiner Schmerzen und gleichzeitig auch das Böse?
Ich wollte es nicht glauben. Das konnte einfach nicht wahr sein.
Das war der reinste Irrsinn. Wieso sollte sich ausgerechnet mein Kreuz gegen mich stellen?
Innerhalb kürzester Zeit hatte es sich gedreht und war zu einem Feind geworden.
Nach dem dritten Angriff war kein vierter erfolgt. Ich fand wieder zurück zu mir selbst, konnte auch wieder durchatmen und hörte abermals das wummernde Pochen des Riesenherzens. Dazwischen das laute Keuchen der gefangenen Kiki Lafitte, die ihren Mund bewegte und dabei versuchte, mir etwas zu sagen.
Sie schaffte es nicht. Ihr fehlte die Luft, und sie war einfach zu schwach.
Kiki gab mir mit dem Kopf und auch mit den Augen Zeichen. Damit nickte sie und meinte damit meine Brust, wo auf ihr ein bestimmtes, noch verdecktes Ziel lag.
Eben das Kreuz.
Sie hätte mir nichts zu sagen brauchen, denn ich wusste auch so Bescheid.
Es musste weg. Ich durfte es nicht behalten. Einen weiteren Schlag würde ich kaum verkraften. Plötzlich drang in mir die Furcht hoch.
Ja, ich fürchtete mich davor, dass mein Kreuz zueiner Mordwaffe mir gegenüber werden konnte.
Wenn ich es abnahm und zur Seite legte, war ich ohne Schutz. Das wiederum stand auch fest.
Was also tun?
Kiki Lafitte nickte wieder.
Und diesmal handelte ich, denn ich hatte auch die Panik in ihren Augen gesehen. Sie wollte mir klar machen, dass es für mich die allerhöchste Zeit wurde, und es kam mir unendlich mühsam vor, als ich meine Arme hob und nach der Kette fasste, die um meinen Hals hing. Wenn ich an ihr zog, konnte ich auch das Kreuz über meine Brust in Richtung Halsausschnitt rutschen lassen.
Zweimal rutschte mir die Kette von den schweißfeuchten Fingerspitzen. Beim dritten Nachfassen hatte ich es dann geschafft. Ich merkte, wie es an meiner ebenfalls schweißnassen Brust in die Höhe glitt und allmählich dem Kinn entgegenwanderte.
Dann endlich konnte ich die Kette über den Kopf streifen. Arme und Finger zitterten dabei. Dieser kleine Vorgang glich schon einer Tortur, was auch daran liegen mochte, dass mich mein Kreuz so enttäuscht hatte. Ich war praktisch vom Himmel in die Hölle hinabgerutscht, atmete nicht einmal auf, als es frei auf meiner linken Handfläche lag. Das Silber gab einen matten Glanz ab, der sich mit dem unruhigen Widerschein des Feuers vermischte.
Die Haut auf der Handfläche war schweißnass. Deshalb wirkte das Kreuz so, als würde es in einem kleinen See liegen. Die Kette hing noch am Rand der Hand herab, ich umfasste sie und dann schleuderte ich das Kreuz so heftig zur Seite, als würde ich mich davor ekeln. Ich schaute ihm nach, wie es durch die Luft torkelte, sich dabei einige Male überschlug, bevor es mit einem satten Laut auf den Boden prallte.
Dort blieb es liegen, zwischen mir und dem Riesenherzen. Dort blieb es auch liegen und rührte sich nicht.
Ich war es los, ein dritter Angriff würde mich nicht mehr direkt erwischen. Aber hatte ich auch das Richtige getan? So genau wusste ich es nicht, war und blieb skeptisch und beobachtete es mit schiefen Blicken.
Als ich Kiki Lafitte, meiner Verbündeten und Leidensgenossin, einen Blick zuwarf, da reagierte sie, denn ich sah ihr Nicken. Sie war mit meiner Handlung einverstanden.
Gut so…
Doch wie ging es weiter?
Ich ließ das Kreuz nicht aus den Augen. Es tat sich an ihm nichts und ebenfalls nicht in seiner unmittelbaren Umgebung. Dennoch veränderte sich etwas.
Es war der Schlag des Riesenherzens. Hatte er bisher dumpf und gleichmäßig geklungen, so nahm es nun einen
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