0810 - Homo sapiens X7
sich der gemeinsame Körper befand, zu ergründen.
Hito Guduka machte Platz für das Bewußtsein von Pale Donkvent.
Donkvent war Ultra-Physiker.
In der aphilischen Epoche der Erde hatte er an der Entwicklung von Protonenstrahl-Antimaterie-Triebwerken für Raumschiffe gearbeitet.
Kaum daß er die Führung übernommen hatte, suggerierte Donkvent dem gemeinsamen Körper das Bedürfnis nach Alkohol, ein Vorgehen, das zu seiner sofortigen Ablösung führte.
An Donkvents Stelle trat ein weibliches Bewußtsein, dessen Anwesenheit auf Kershyll Vanne verwirrend wirkte.
Die Medizinerin Ankamera war Spezialistin für Organtransplantationen. Gleichzeitig hatte sie eine Ausbildung als Biologin erhalten.
Vanne überlegte, wie ihr gemeinsamer Körper, der offenbar männlichen Geschlechts war, auf die „Regierung" eines femininen Bewußtseins reagieren würde.
Außerdem besaß Ankamera eine starke erotische Ausstrahlung, die Vanne nicht entging.
Mit der augenblicklichen Situation konnte jedoch auch Ankamera nichts anfangen, so daß sie gegen Albun Kmunah ausgetauscht wurde.
Vanne spürte die Ruhe und Ausgeglichenheit, die vom Bewußtsein dieses Alpha-Mathematikers ausging.
Alpha-Mathematik hatte sich erst im Zuge der Aphilie voll entwickelt. Sie reichte noch über Hyperphysik hinaus und berücksichtigte abstrakte und artfremde Begriffe nichtmenschlicher Intelligenzen.
Kmunah verweilte fast so lange wie Vanne an der Spitze der sieben Bewußtseine, aber die von ihm in die Wege geleiteten Denkprozesse führten zu einer Lösung der wichtigsten Frage.
Kmunah wich Indira Vecculi, einer Neurobio-Positronikerin.
Unwillkürlich zuckte Vannes Bewußtsein zurück. Seine auf Weiblichkeit fixierten Sinne erkannten in Indira Vecculi den Geistesinhalt einer häßlichen und zänkischen Frau.
Er unterdrückte sein Gefühl der Abneigung jedoch schnell, denn noch war nicht abzusehen, wie lange er diesen Körper auch mit diesem Bewußtsein teilen mußte.
Schließlich trat das letzte und siebente Bewußtsein in den Vordergrund, das Vanne in diesem Verbund für das ungewöhnlichste hielt.
Es gehörte einem dreizehnjährigen Jungen namens Jost Seidel.
Jost Seidel hatte bei den Aphilikern als Wunderkind gegolten und besaß bereits eine abgeschlossene Ausbildung als Galaktochemiker.
Und mit dem sicheren Instinkt der Jugend erfaßte Jost Seidel sofort, wo die sieben Bewußtseine mit ihrem einzigen Körper herausgekommen waren.
Seine Erkenntnis wurde von allen anderen schlagartig als fester Bestand-teil des gemeinsamen Wissens aufgenommen, und als Kershyll Vanne wieder an die Oberfläche zurückkehrte, zweifelte er nicht mehr daran, daß sich dieser mit sieben Bewußtseinen ausgerüstete Körper auf der Oberfläche eines Planeten oder planetenähnlichen Gebildes befand.
Vanne tastete mit den Händen umher und stellte überrascht fest, daß er einen Anzug aus glattem Stoff trug. Um die Hüften war ein Gürtel geschlungen.
Vanne trug jedoch keinerlei Ausrüstung bei sich.
Seine Hände berührten den Boden, auf dem er lag.
Er bestand aus glattem Metall.
Da bemerkte Kershyll Vanne das Funkeln der einzelnen Sterne und entdeckte das leuchtende Band eines galaktischen Zentrums. Die Welt, auf der er sich befand, stand offenbar in einem sternenarmen Bezirk einer unbekannten Galaxis.
Kershyll Vanne, der wie alle anderen Bewußtseine dieses Körpers auf der Erde im Mahlstrom geboren worden war, ahnte nicht, daß diese Galaxis die Urheimat der Menschheit war - die Milchstraße.
Vanne beobachtete den nächtlichen Himmel lange, und keiner seiner geistigen Nachbarn störte ihn dabei.
Als er zum erstenmal zu den Sternen hinaufgeblickt hatte, unmittelbar vor dem Sturz Terras in den Schlund des Mahlstroms, waren sie gegenüber dem Leuchten einer gewaltigen Naturerscheinung verblaßt.
Wo mochte die Erde jetzt sein? fragte sich Vanne.
War sie beim Sturz durch den Schlund zerstört worden, oder war sie irgendwo zwischen den Galaxien materialisiert?
Vanne war froh, daß er mittels der PILLE noch vor der Katastrophe vom Zustand der Aphilie befreit worden war.
Diese von ES und NATHAN eingeleitete Aktion hatte jedoch nur im Interesse der aphilischen Menschheit stattgefunden.
Das Geisteswesen hätte die Präsenz von zwanzig Milliarden aphilischen Bewußtseinen in seinem Verbund niemals ertragen. Deshalb hatte ES vor der Aufnahme Maßnahmen zur Beseitigung der Aphilie eingeleitet.
Kershyll Vanne erinnerte sich an die jüngste
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