0811 - Dämonensplitter
alten Gegenspieler Professor Zamorra hatte er dabei recht alt aussehen lassen. Morano lächelte. Beinahe tat ihm der Parapsychologe ein wenig Leid. Ausgetrickst, einfach so. Das tat weh. Zudem gab es zwischen Zamorra, seiner wunderschönen Gefährtin und dieser Khira so etwas wie ein Band der Freundschaft.
Sie würden nach der jungen Frau forschen, das war Morano klar, doch hier, auf Korsika, hatten sich seit Menschengedenken die besten Verstecke finden lassen. Die Mythen und Legenden der Insel waren gespickt mit solchen Geschichten.
Morano zog sich in den Teil des Hauses zurück, den nur er betreten durfte. Er musste nachdenken. Blindes Vorgehen nutzte ihm in diesem Moment überhaupt nichts. Einige seiner Vampire waren bereits ausgeschwärmt, um Khira zu finden. Bisher gab es keinerlei Meldungen von ihnen.
Sollte der nach wie vor schwer verletzten Frau tatsächlich die Flucht gelungen sein? Allein? In einer Umgebung, die sie nicht kannte?
Morano bezweifelte es. Sie musste Helfer gehabt haben.
Einer seiner Vampire machte ihm Meldung. Und die war dazu angetan, Moranos abgeebbte Wut neu aufflackern zu lassen.
Drei der Nachtwesen waren nicht zurückgekehrt. Und auf dem Hof einer seiner integersten Spitzel auf der Insel brannte es lichterloh. Schlagartig wurde Tan Morano klar, was geschehen war.
Das Kind… dieses verfluchte Kind…
Er hätte es längst töten sollen, doch es war seinem Zugriff ein ums andere Mal entwischt. Das Mädchen hatte schon viel Unheil unter Moranos Untergebenen angerichtet. Und nun hatte sie Khira Stolt bei ihrer Flucht geholfen. Es konnte gar nicht anders sein.
Und war da nicht…? Morano erinnerte sich an den Moment auf seiner Fahrt zum Haus. Irgendetwas war dort gegeben - abseits der Landstraße, im Dunkel versteckt. Er hatte seinen Bentley stoppen lassen. Doch entdeckt hatte Morano dann nichts. Nur das seltsame Gefühl war geblieben.
Morano sprang auf. Er wusste nun, in welche Richtung er zu suchen hatte.
Es gab keine Sekunde mehr zu verschwenden…
***
Er hatte keine Wahl.
Keine freie Entscheidung - nicht schwarz oder weiß, nicht links oder rechts, gut oder böse.
Es gab nur einen einzigen Grund, warum er existierte, manifestiert worden war…
Khira Stolt.
Sie in sich aufzunehmen, war sein Existenzgrund. Einen weiteren gab es nicht.
Einmal hatte er diese Aufgabe erfüllt. Doch sie war entflohen, war in ihre Welt zurückgekehrt.
Und ihn hatte man vergessen.
Doch er vergaß den Sinn seines Daseins nicht. Und so begann er mit der Suche nach dem, was ihn komplett machen würde. Doch er konnte die Spur nicht finden, die Fährte, die kaum fühlbar war. Wo er eine Ahnung davon zu spüren glaubte, da machte er Halt. Er hinterließ Tod und-Verderben, doch das drang nicht wirklich bis zu ihm durch. Es hätte auch keine Rolle gespielt.
Doch nun war er durchflutet von Erregung. Sein Ziel war so nahe!
Dieses Eiland war nicht groß. Die Zahl der Lebewesen war gering. Das alles vergrößerte seine Chancen enorm. Wenn sie hier war, dann musste er sie sicher finden.
Und er fand sie.
Dieses große Bauwerk, in dem er zunächst gestoppt hatte, hatte ihn verwirrt. So viele Lebewesen auf engstem Raum. Die Enttäuschung war wieder groß, als er sein Zielobjekt auch dort nicht finden konnte. So war er wahllos über die Insel gezogen. Zum ersten Mal war er sicher, am richtigen Ort zu sein.
Seine Art sich fortzubewegen hatte ihre eigenen Gesetze.
Er war schnell, unglaublich schnell und flüchtig; kein menschliches Auge konnte ihm dabei folgen. Doch zu jeder Zeit war er fähig, sofort und ohne Verzögerung seine rasende Bahn zu stoppen. Dann sahen die Menschen ihn als riesigen Schemen, dessen Form sich ständig zu wandeln schien - eine sich andauernd verändernde Karikatur eines Menschen. Dunkel, alles Licht verdrängend - und böse durch und durch. Alles, was die Ängste einer Albtraumnacht, einer Drohung der teuflischen Mächte ausmachte, ballte sich in seiner Erscheinung.
Mit huschenden Bewegungen überbrückte er weite Entfernungen, gezielt auf einen ganz bestimmten Punkt… und er war noch schneller als sonst. Denn er hatte sie gefunden! Endlich gefunden…
Sie war nicht allein, aber das machte nichts aus.
Sie gehörte zu ihm. Er zu ihr. Die Suche war beendet…
***
Der schwere Mercedes verlangsamte seine Fahrt.
An Mirjads verblüfftem Gesichtsausdruck konnte Khira erkennen, dass sie nicht dafür verantwortlich war. Mit hoher Geschwindigkeit waren sie die Nacht hindurch Richtung
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